Neuer Paracelsus-Chef Michael Philippi ist tot

Anfang August hatte der Klinik-Experte das Unternehmen nach abgeschlossener Insolvenz übernommen. Nun ist Philippi unerwartet verstorben.

Der neue Chef und Sanierer des Privatklinikkonzerns Paracelsus, Michael Philippi, ist tot. Der 61-Jährige, der den Vorsitz der Geschäftsführung erst Anfang August nach abgeschlossener Insolvenz übernommen hatte, sei am Sonntag plötzlich und unerwartet gestorben, teilte die Klinikgruppe am Montag in Osnabrück mit. Er war unter anderem Vizepräsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft und Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken.

Der Klinikmanager galt als versierte Führungskraft und als in der Branche bestens vernetzt. Der Diplom-Kaufmann und promovierte Wirtschaftswissenschaftler hatte 22 Jahre seines Berufslebens bei den Sana Kliniken verbracht und das Wachstum des privaten Klinikkonzerns maßgeblich mitgestaltet. Unter seiner Führung als Vorstandsvorsitzender von 2008 bis 2016 verdoppelte die Sana Kliniken AG ihren Umsatz auf mehr als 2,4 Milliarden Euro, das Ergebnis stieg sogar noch etwas stärker.

Philippi nutzte dabei verschiedene Gelegenheiten, Sana durch Zukäufe zu vergrößern. Zu den größten Erfolgsgeschichten zählt die Übernahme und erfolgreiche Restrukturierung der Städtischen Kliniken Offenbach, die in der Branche quasi als nicht sanierbar eingestuft worden war.

Philippi galt deshalb als der richtige Mann für die Sanierung der Paracelsus-Kliniken. Der Privatklinikkonzern hatte kurz vor Ende 2017 Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt. Mit einem Umsatz von rund 400 Millionen Euro zählte Paracelsus jedoch schon vor der Insolvenz zu den Fliegengewichten am privaten Klinikmarkt. Konkurrent Asklepios machte 2017 rund 3,3 Milliarden Euro Umsatz, bei Sana waren es rund 2,6 Milliarden.

Den Grundstein des Klinikbetreibers hatte einst der Arzt Hartmut Krukemeyer in Osnabrück gelegt. 1968 hatte er ein privates Krankenhaus nach dem Vorbild der amerikanischen Mayo-Kliniken gegründet. Unter seinem Sohn schlitterte die Kette in die Insolvenz.

Philippi, der von ehemaligen Mitarbeitern als umgänglicher Manager beschrieben wird, wurde auch zugetraut, bei einer solch schwierigen Aufgabe die Mitarbeiter mitnehmen zu können. Ihn selbst, der Sana Ende 2016 verließ, um noch mal etwas Neues zu wagen und Professor für Gesundheitsökonomie an der Apollon-Hochschule zu werden, hatte die Aufgabe bei Paracelsus dann auch so gereizt, dass er noch einmal ins operative Klinikgeschäft zurückkehrte.

Dank des Einsatzes des 61-Jährigen und der Übernahme durch einen neuen Eigentümer, der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Porterhouse Group, endete das Insolvenzverfahren am 1. August.

Michael Philippi habe seine Aufgabe in der Paracelsus-Klinikgruppe mit großem Tatendrang und mit für alle spürbarer Freude übernommen. Er sei ein ausgewiesener Gesundheitsexperte gewesen, sagte Felix Happel, Aufsichtsrat der Paracelsus-Kliniken.

„Aber vor allem war Michael Philippi ein Mensch, der Menschen mochte und der auch deshalb mit offenen Armen im Paracelsus-Team aufgenommen wurde. Ich bin – wie alle in der Paracelsus-Gruppe – tief bestürzt und fassungslos, dass er viel zu früh von uns gegangen ist. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt in dieser Stunde zuallererst seiner Frau und seinen Kindern“, so Happel.

Auch bei den Sana-Kliniken ist die Nachricht mit Bestürzung und Fassungslosigkeit aufgenommen worden. Man verliere einen Menschen, der sich stets mit aller Kraft für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und seine Krankenhäuser eingesetzt habe.

„Michael Philippi konnte zuhören und hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der anderen. Er konnte begeistern – und von einer guten Idee konnte er sich begeistern lassen“, würdigten der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Ulrich Leitermann, und der Vorstandsvorsitzende Thomas Lemke den Verstorbenen.

Michael Philippi hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Die Geschäfte der Paracelsus Kliniken werden zunächst von den beiden weiteren Mitgliedern der Geschäftsleitung, Michael Schlickum und Fabian Pritzel, fortgeführt.