"Ohne Yoga hätte ich den GNTM-Stress damals nicht gut ausgehalten!"

Wanda Badwal kennt ein Millionen-Publikum immer noch als eine der erfolgreichsten Kandidatinnen bei “Germany’s Next Topmodel”. Obwohl die Hamburgerin 2008 “nur” Vierte wurde, sahnte sie einige der begehrtesten Model-Jobs der dritten Staffel ab. Viele rechneten ihr damals sogar große Siegchancen aus.

Inzwischen lebt die 31-Jährige auf Bali, arbeitet in Canggu im “The Practice” als Yoga-Lehrerin und hat dem Showbusiness vor rund einem Jahr (fast) völlig den Rücken gekehrt. Wir sprachen mit ihr über die Schattenseiten einer Casting-Show, “Castings” unter Yoga-Lehrern und Weihnachten am anderen Ende der Welt.

Ich erreiche Wanda am Telefon und sie klingt so frisch und entspannt, wie man sich nur anhören kann, wenn man unter Palmen arbeitet, seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und dazu noch die Liebe seines Lebens gefunden hat. Doch auch das Paradies hat seine kleinen Tücken…

Model Wanda Badwal lebt heute als Yogi auf Bali (Foto: Wanda Badwal)
Model Wanda Badwal lebt heute als Yogi auf Bali (Foto: Wanda Badwal)

Wanda, du bist einem Millionen-Publikum in Deutschland durch “Germany’s Next Topmodel” bekannt geworden. Hast du es jemals bereut bei der Sendung mitgemacht zu haben?
Grundsätzlich habe ich die Einstellung, dass alles im Leben seine Richtigkeit hat. Die Zeit bleibt auf jeden Fall unvergesslich für den Rest meines Lebens und ich bin dankbar für die Erfahrungen, auch im Umgang mit den Medien, die ich dort sammeln konnte. Außerdem war es natürlich sehr spannend mit international erfolgreichen Fotografen zusammen zuarbeiten.

Viele haben dir damals große Siegchancen ausgerechnet, warum denkst du, hast du die Staffel damals nicht gewonnen?
Klar, möchte man jede “competition rocken”, wie wir damals gesagt haben, und immer weiterkommen. Aber ich habe sicher auch ein paar ganz bewusste Verhaltensweisen an den Tag gelegt, die dazu geführt haben, dass ich nicht ins Finale gekommen bin.

Was meinst du damit?
Du teilst dir während der Dreharbeiten mit manchen Mädchen fast drei Monate lang ein Zimmer, du lernst dich kennen, du freundest dich an und dann sollst du deine Freundinnen verraten. Ständig wirst du vor den Kameras gefragt: “Wer hat es deiner Meinung nach nicht verdient ins Finale kommen? Warum bist du besser als die anderen?” Es wird bewusst versucht, die Mädchen gegeneinander aufzubringen und ein gutes Statement zu bekommen.

Solche Spielchen habe ich einfach nie mitgemacht. Ich glaube, sie suchen bei “Germany’s Next Topmodel” immer Models, die noch formbar sind. Ich war denen vielleicht ein bisschen zu smart. Außerdem hatte ich zu der Zeit schon sechs Jahre Erfahrung als Model und habe mir gedacht: “Ach nö, mit mir nicht.”

Hast du eigentlich damals schon Yoga praktiziert?
Ja, ich bin schon während der Staffel morgens immer extra früher aufgestanden, habe Yoga gemacht und meditiert. Sonst hätte ich den ganzen Wahnsinn gar nicht ausgehalten. Ich bin schon auch in so einer alternativen, buddhistischen Familie groß geworden und habe schon früh mit meinen Eltern Meditations-Retreats besucht.

Wanda weiß, dass man als Yoga-Lehrer auf Bali hart an sich arbeiten muss (Foto: Wanda Badwal)
Wanda weiß, dass man als Yoga-Lehrer auf Bali hart an sich arbeiten muss (Foto: Wanda Badwal)

Wann wurde Yoga zu deinem Lebensmittelpunkt?
Ich war im dritten Jahr meiner Musical-Ausbildung als ich bei GNTM mitgemacht habe und habe nach den Dreharbeiten dann meinen Abschluss gemacht, nebenher aber weiter als Model, Schauspielerin und Fotografin gearbeitet. 2012 habe ich in Berlin mit der Ausbildung zur Yoga-Lehrerin begonnen, anfänglich aber nur zweimal die Woche unterrichtet.

Im Januar 2015 war ich dann das erste Mal auf Bali um mein Portfolio als Fotografin Richtung Lifestyle und Hochzeit auszubauen und nebenher dort auch Yoga zu unterrichten. Bali ist eine sehr beliebte Hochzeits-Location und natürlich ein Mekka für alle Yogis.

Ich wollte ursprünglich nur für drei Monate nach Indonesien gehen, habe aber zu meinen Freunden und meiner Familie schon vor der Abreise gesagt: “Vielleicht bleibe ich auch für immer.” Ich habe dann für ein Fotoprojekt Porträts über Auswanderer gemacht und dabei den australischen Yoga-Lehrer Octavio Salvado kennengelernt. Ich wusste, dass er auf Bali ein Yogastudio aufmachen will und habe mich dort als Yoga-Lehrerin beworben.

Im August 2015 bin ich dann endgültig ausgewandert und Octavio und ich sind nun nicht nur Kollegen, sondern auch seit über einem Jahr ein Paar.

Klingt nach einem Traum, der Wirklichkeit wurde!
Ja, das ist es, aber es ist auch ein harter Kampf. Man stellt sich das Leben als Yogi hier total gechillt vor, aber ich habe ehrlich gesagt noch nie zuvor so viel gearbeitet. Ich unterrichte zwar nur neun Stunden in der Woche, aber jede Stunde bereite ich minutiös vor, suche passende Musik dazu raus und versuche auch immer etwas über die Hintergründe jeder Pose vermitteln zu können. Okay, meistens mache ich die Vorbereitung in einem der unzähligen Cafés bei Cappuccino und Croissant, aber es ist trotzdem Stress pur. (lacht)

Ihre Yogastunden bereitet Wanda Badwal am liebsten bei Cappuccino und Croissant vor (Foto: Wanda Badwal)
Ihre Yogastunden bereitet Wanda Badwal am liebsten bei Cappuccino und Croissant vor (Foto: Wanda Badwal)

Sind denn nicht alle tiefenentspannt, wenn man als Yogi im Paradies arbeitet?
Dazu muss ich etwas erzählen. Ich wollte anfänglich unbedingt in einem bestimmten Yoga-Studio in Ubud arbeiten, aber so einfach ist das hier nicht. Ich nenne Bali auch “Yoga-Island”. Die Leute, die hier herkommen, sind meist keine blutigen Anfänger, die erwarten schon einen sehr anspruchsvollen Unterricht und wollen wirklich dazu lernen. Dem Publikum hier muss ich richtig was bieten.

Die Studios veranstalten daher Castings, in denen sie ihre neuen Lehrer aussuchen, da geht es um dein Können auf der Matte, aber auch um dein theoretischen Wissen, die ganze Yoga-Philosophie, außerdem natürlich Anatomie und Sanskrit und ob du überhaupt ins Team passt. Der Konkurrenzkampf unter den Yogalehrern ist daher wahnsinnig groß. Aber mit stressigen Castings kenne ich mich ja zum Glück bestens aus… (lacht)

Gibt es eine Chance, dass wir dich nochmal auf dem Laufsteg, der Leinwand oder einer Musicalbühne sehen?
Wenn mir jetzt jemand eine nette Kinorolle anbietet, sag ich nicht nein. Aber ich habe ja nun meinen Lebensmittelpunkt auf Bali und das muss sich natürlich mit den Flugstunden – rund 18 Stunden eine Strecke – rechnen. Aber ich spiele Harmonium und singe viel mit meinen Schülern. Im Yoga nennt man das Chanten. So kann ich meine Leidenschaft für die Musik ausleben und ich arbeite auch immer noch weiter als Fotografin.

Was ist für dich das größte Glück im Leben? Und hast du es schon gefunden?
Die Liebe. Und ja, ich habe sie gefunden. Nicht nur die zu meinem Freund, sondern auch generell. Liebe ist das ultimative Ziel im Yoga. Mehr Liebe zu sein, zu verkörpern und auszustrahlen. In der ganzen Art, wie du mit deinen Mitmenschen umgehst. Das Ziel von Yoga ist es, ein Licht in der Welt zu sein. Und Liebe kann natürlich in sehr vielen Formen vorkommen. Innerhalb der Familie, zwischen dir und deinem Partner, aber auch zwischen guten Freunden, für manche auch in ihrem Beruf.

Apropos: Fehlen dir Familie und Freunde in Deutschland?
Ich habe einen jüngeren Bruder und zwei Halbbrüder. Leider sehe ich sie gerade nicht sehr oft, aber mein kleiner Bruder und meine Eltern verbringen Weihnachten mit mir auf Bali. Das freut mich riesig, aber ich vermisse gerade tatsächlich die Kälte in Deutschland, die Glitzerbäume und Glühwein. Ich bin einfach ein ganz großer Weihnachtsfan mit allem was dazu gehört. Und von Weihnachtsstimmung ist hier bei über 30 Grad nichts zu spüren. Ach ja, und noch etwas vermisse ich manchmal: Schwarzbrot mit Gouda!

Wanda Badwal und ihr Partner Octavio Salvado (Foto: Wanda Badwal)
Wanda Badwal und ihr Partner Octavio Salvado (Foto: Wanda Badwal)

Na, wenn es sonst nichts ist. Das klingt doch beinahe wunschlos glücklich! Welche Träume würdest du dir denn gerne noch erfüllen?
Für 2017 habe ich mir erstmal vorgenommen meine Selbstzweifel abzuschaffen! Diese ständigen Stimmen, die uns sagen, das geht noch besser, abzustellen. Außerdem will ich meinen Youtube-Channel und Blog weiter ausbauen und meine eigene Yoga-Fashion-Linie auf den Markt bringen. Ich arbeite außerdem an einem Foto-Projekt, das Frauen helfen soll, sich für ihre natürliche Schönheit zu begeistern. Diese kreativen Projekte liegen mir besonders am Herzen.

Und ganz privat?
Ich würde mir schon sehr wünschen zu heiraten und glaube auch, dass es definitiv möglich ist mit seinem Partner ein Leben lang glücklich zu sein. Ich kann mir sehr gut eine Familie vorstellen und hätte auf jeden Fall gerne eigene Kinder. Noch nicht im nächsten Jahr, aber dann…

Auf ihrem Instagram-Account lässt Wanda Badwal uns an ihrem Yogi-Leben auf Bali teilhaben, postet regelmäßig auf Facebook und bloggt auf wandabadwalyoga.com.