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Redewendungen erklärt: Darum verstehen wir "nur Bahnhof"

"Was bitte? Ich verstehe nur Bahnhof!" Diese Redewendung hat sicherlich jeder von uns schon mal verwendet. Aber wissen Sie auch, woher sie kommt? (Bild: iStock/Marco_Bonfanti)
"Was bitte? Ich verstehe nur Bahnhof!" Diese Redewendung hat sicherlich jeder von uns schon mal verwendet. Aber wissen Sie auch, woher sie kommt? (Bild: iStock/Marco_Bonfanti)

Sie haben keine Ahnung, worüber Ihr Gesprächspartner gerade philosophiert? Schnell stoppen Sie ihn mit den Worten: "Ich versteh' nur Bahnhof." Aber woher kommt diese Redewendung?

Wenn Ihr Freund oder Ihre Freundin wieder einmal mit dringenden Neuigkeiten auf Sie zustürzt, anfängt auf Sie einzureden, atem- und ein bisschen zusammenhanglos, sagen Sie vielleicht auch manchmal: "Äh, halt, nochmal von vorn. Ich versteh' nur Bahnhof". Diese Redewendung sagt aber nicht nur "Ich verstehe nichts", sondern kann auch dazu dienen, ein Gespräch zu beenden, weil man sich sowieso gerade nicht darauf konzentrieren kann.

Woher die Redewendung kommt, weiß man nicht sicher. Vermutlich geht sie aber auf die Soldaten am Ende des Ersten Weltkrieges zurück. Für sie war der Bahnhof nämlich eine Art magisches Wort, wie der Duden schreibt. Hatte es in der Anfangszeit des Krieges zumindest in Teilen der Bevölkerung des Deutschen Reiches eine gewisse Kriegsbegeisterung gegeben, sehnten sich die Soldaten am Ende nach "Entlassung" und "Heimkehr", für die der Bahnhof stand.

Davon ausgehend sei auch eine andere Deutung möglich, heißt es im Duden weiter. Dass der Bahnhof nämlich als Ausgangspunkt einer Urlaubsreise verstanden werde und jemandes Gedanken so beherrsche, dass er für ein anderes Thema keine Ohren habe.

Für den Erster-Weltkriegs-Ursprung spricht, dass die Redewendung in den 1920er- und 1930er-Jahren populär wurde, wie unter anderem mehrere Passagen aus Hans Falladas Buch "Wolf unter Wölfen" zeigen. Das Buch erschien 1937, spielte aber 1923. An einer Stelle lässt er Amanda Backs, eine seiner Figuren, "Ich versteh immer Bahnhof" sagen und fügt an, dass es sich "um die beliebteste Redensart der Zeit" handle.

Nur "Bahnhof verstehen" in anderen Sprachen

Ähnliche Redewendungen gibt es auch in anderen Sprachen. Allerdings haben sie nicht immer die Doppelbedeutung von "Ich verstehe nichts" und "Ich kann mich gerade nicht auf das konzentrieren, was du sagst".

Im Englischen gibt es den Ausdruck "It's all Greek to me". Er passt wahrscheinlich eher zu dem etwas altbackenen deutschen Ausdruck "Das sind böhmische Dörfer für mich". In Frankreich sagt man "Je n'y comprend que dalle", wobei die Herkunft von "dalle" nicht ganz geklärt ist, aber wahrscheinlich die Umformung eines alten lothringischen oder rumänischen Wortes ist. Das eine bedeutete "Spaß", das andere "gar nichts".

Was im Englischen das Griechische, ist im Deutschen übrigens das Chinesische - eine Sprache, die für viele Menschen unmöglich zu erlernen scheint, und deswegen genannt wird, wenn man wirklich mal gar nichts versteht. Noch schwieriger als Chinesisch ist nur noch "Fachchinesisch". Das wird gerne verwendet, wenn man die Ausdrucksweise seines Gegenübers zusätzlich noch etwas abwerten will.