Reitgras richtig pflegen: 3 Experten-Tipps

Reitgras
MSG/Alexandra Ichters

Reitgras wird aufgrund seiner architektonischen Wirkung geschätzt. Warum diese nachlässt, wenn man den falschen Standort wählt und was es bei der Pflege noch zu beachten gilt, verraten unsere drei Experten-Tipps.

Wenn vom Reitgras die Rede ist, meint man meist die im Garten beliebte Hybrid-Sorte ‘Karl Foerster’ (Calamagrostis x acutiflora). Dank seines kerzengeraden Wuchses mit bleistiftspitzen Blüten ist Reitgras ein Strukturgeber erster Güte und gilt als absolut pflegeleicht. Sollte es die Erwartungen an eines der attraktivsten Ziergräser nicht erfüllen, gibt es drei kritische Punkte, an denen es liegen könnte.

Tipp 1: Ein Reitgras am richtigen Standort erspart Pflege

Steht das Reitgras zu schattig, blüht es schlecht und fällt leicht auseinander. Reitgras ist ein eher lichthungriges Ziergras, das seinen Schmuckwert entfaltet, wenn es während der Vegetationsperiode täglich etwa fünf Stunden direktes Sonnenlicht erhält. Bei weniger bleibt es niedriger und wächst sehr viel lockerer. Hier mit Staudenstützen zu arbeiten, kann nicht im Sinne des Erfinders sein: Reitgras setzt man bevorzugt in Reihen oder auch als Solitär ein, um die vertikale Struktur zu stärken und eine Pflanzung zu gliedern.

Das Kippen des eigentlich straff aufrecht wachsenden Ziergrases kann auch auf falsche Düngung zurückgehen. Liest man, dass Reitgras einen nährstoffreichen Boden liebt, ist damit ein normaler Gartenboden gemeint. Von Düngergaben profitiert das Gras nur auf wirklich unfruchtbaren Böden oder reinem Sand. Insbesondere Kunstdünger übersättigt das Gras mit Nährstoffen. Ein Überangebot an Stickstoff lässt es in die Höhe schießen. Es verliert seine Form und fällt auseinander.

Tipp 2: Hitzestress durch Gießen mindern

Reitgras gehört zu den frühgrünenden Gräsern. Bereits im zeitigen Frühjahr entfaltet es mit seinen horstigen Blattbuscheln eine ansprechende Gartenwirkung und entwickelt bereits im Frühsommer seine senkrecht bis zu 180 Zentimeter hoch über dem Blattwerk stehenden Blütenstände. Im Unterschied zu anderen beliebten Garten-Ziergräsern wie Chinaschilf oder Rutenhirse, die zu den Gräsern der warmen Saison zählen und erst in der zweiten Jahreshälfte zu Hochform auflaufen, übersteht es Hitze weniger gut. Das hängt mit dem Vegetationsrhythmus zusammen. Frühgrünende Gräser öffnen ihre Poren tagsüber, um Kohlendioxid aufzunehmen. Ist es sehr warm und trocken, verdunsten sie sehr viel Wasser.  Spätgrünende Gräser sind weniger empfindlich. Sie können auch nachts CO2 speichern. Um die Verdunstung gering zu halten, öffnen sie ihre Poren erst, wenn die Temperaturen abends runtergehen. Weil das Reitgras das nicht kann, übersteht es extreme Hitze nur gut, wenn der Boden entsprechend feucht ist. In langanhaltenden, sommerlichen Trockenperioden sollten Sie deshalb zur Gießkanne greifen.

Tipp 3: Reitgras den Winter über stehen lassen

Einen Großteil seiner Attraktivität zieht das pflegeleichte Reitgras aus einem architektonischen Herbst-Winterbild. Die aufrechten Blütenstände bleiben bis weit in den Winter dekorativ. Was die Pflege betrifft, können Sie sich genüsslich zurücklehnen und den Strukturgebern dabei zuschauen, wie sich die beigegefärbten Blütenkerzen im Wind wiegen, Tau und später Raureif fangen und sich nach jedem Regenguss von allein wieder aufrichten. Anders als viele hohe herbstblühende Stauden, etwa Herbstanemonen oder Glattblatt-Astern, muss man nichts aufbinden. Man braucht Reitgras auch nicht zu einem Schopf zusammenzubinden. Das macht man beispielsweise bei winternässeempfindlichem Pampasgras (Cortaderia selloana), um das Herz zu schützen. Auf keinen Fall sollte man Reitgras zu früh zurückschneiden. Man würde sich um die schönste Zierde bringen. Lassen Sie die ornamentalen Gräser einfach stehen und schneiden Sie sie erst im Nachwinter auf eine gute Handbreit über dem Boden zurück. Um Sämlinge braucht man sich keine Gedanken zu machen. Die Blüten sind praktisch steril.