"Remembrance Day": Die rührende Geschichte hinter den Mohnblumen

Im November sehen wir in Großbritannien Tausende Menschen - darunter auch viele Promis und Royals - mit einer Anstecknadel, die eine rote Mohnblume zeigt. Sie steht für Anerkennung, Solidarität und sollen die Erinnerung an die Weltkriege wachhalten. Doch warum wurde ausgerechnet die rote Blume als Symbol ausgewählt?

Die Prinzen William und Harry mit den Herzoginnen Meghan und Kate am Remembrance Day 2018 in London. (Bild: Getty Images)
Die Prinzen William und Harry mit den Herzoginnen Meghan und Kate am Remembrance Day 2018 in London. (Bild: Getty Images)

Die sogenannten "Red Poppy"-Anstecker schmücken jedes Jahr Anfang November die Jacken, Hüte und Kleider der Briten. Es handelt sich bei ihnen aber nicht einfach nur um ein saisonales Accessoire. Denn am 11. November wird in Großbritannien am „Remembrance Day“ aller gefallenen britischen Soldaten gedacht, was vergleichbar mit dem deutschen Volkstrauertag ist. Die roten Klatschmohn-Blumen (englisch "Poppies") sind hierbei ein Symbol für Anerkennung und Solidarität.

Ein Gedicht inspirierte zum Mohnblumen-Symbol

Die Königsfamilie, aber auch Prominente, Politiker und Hunderttausende Briten zollen mit dem Tragen der Mohn-Anstecker also ihren Respekt gegenüber den zahlreichen Todesopfern des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Inspiriert wurde die Verwendung dieses Motivs durch das im Jahr 1915 verfasste Gedicht „In Flanders Fields“ des Kanadiers John McCrae, der darin seine Trauer über einen im Ersten Weltkrieg gefallenen Freund verarbeitet.

„Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn / Zwischen den Kreuzen, Reih’ um Reih’ / Die unseren Platz markieren; und am Himmel / Fliegen die Lerchen noch immer tapfer singend / Unten zwischen den Kanonen kaum gehört.

Wir sind die Toten. Vor wen’gen Tagen noch / Lebten wir, fühlten den Morgen nahen / Und sahen den leuchtenden Sonnenuntergang / Liebten und wurden geliebt, und nun liegen wir / Auf Flanderns Feldern.

Nehmt auf uns’ren Streit mit dem Feind / Von versagenden Händen werfen wir Euch zu / Die Fackel, die Eure sei, sie hoch zu halten / Brecht Ihr den Bund mit uns, die wir sterben / So werden wir nicht schlafen, obgleich Mohn wächst / Auf Flanderns Feldern.“

Herzogin Camilla, Königin Elizabeth und Herzogin Kate am Remembrance Day 2018 in London. (Bild: Getty Images)
Herzogin Camilla, Königin Elizabeth und Herzogin Kate am Remembrance Day 2018 in London. (Bild: Getty Images)

McCrae assoziierte die rote Farbe der Blumen wohl mit dem Blutvergießen des Krieges. Und tatsächlich blühte damals auf den Schlachtfeldern der Klatschmohn, denn - so bizarr es auch klingt - die Mohnsamen, die am besten in aufgewühltem Boden keimen, hatten durch die ständige Bombardierung der Felder die besten Bedingungen.

Britische Royals: Gedenken an Ersten Weltkrieg wirft Fragen auf

Auch der britische Feldmarschall Douglas Haid gründete 1922 den Haig Fund und spendete den Erlös der verkauften Mohnblumen an ehemalige Soldaten. (Bild: Getty Images)
Auch der britische Feldmarschall Douglas Haid gründete 1922 den Haig Fund und spendete den Erlös der verkauften Mohnblumen an ehemalige Soldaten. (Bild: Getty Images)

Inspiriert durch das Gedicht wurden nach dem Ende des Krieges am 11. November 1918 die ersten Papiermohnblumen verkauft, um ehemalige Soldaten finanziell unterstützen zu können. Auch heute noch wird der Erlös der Anstecker, die in den Wochen vor dem “Remembrance Day“ in zahlreichen britischen Läden angeboten werden, für wohltätige Zwecke gespendet. Produziert werden sie in der “Poppy Fabric“ im Londoner Stadtteil Richmond. Dort werden jährlich rund 36 Millionen Ansteckblumen hergestellt, meist von Veteranen mit körperlichen und oder geistigen Beschwerden.

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Im Jahr 2011 entfachte übrigens eine große Diskussion rund um die traditionellen “Remembrance Poppies“, da der Fußball-Weltverband FIFA den vier Nationalmannschaften von England, Schottland, Wales und Nordirland das Tragen der roten Mohnblüten an ihren Trikots untersagt hatte. Der Grund: Das Regelwerk der Fifa erlaube es nicht, dass die Spielkleidung politische, religiöse oder persönliche Botschaften enthalten darf. Mittlerweile sind die Ansteck-Blumen aber im Falle einer Zustimmung des gegnerischen Verbandes wieder erlaubt.