Rita Ora treibt den Cut-out-Trend auf die Spitze – ist der Modetrend aus dem Ruder gelaufen?

Stars wie Rita Ora oder Zendaya entwickeln den Cut-out-Trend stetig weiter. Doch hat der Mode-Gag seinen Zenit überschritten? Eine Analyse.

Der anhaltende Cut-out-Trend begann auf den Laufstegen vom Frühjahr/Sommer 2022, als alle von den großen Modemarken bis zu den Luxuslabels beschlossen, dass hautenge Kleidungsstücke, die viel Haut zeigen, das nächste große Ding sind.

Seitdem hat es keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass der Trend vorbei ist. Stattdessen sind die Cut-outs sogar noch größer und extremer geworden – mit Promis wie Rita Ora und Zendaya, die den Trend mit einigen ihrer aktuellsten Looks auf die Spitze treiben.

Bei ihrem Auftritt bei der amfAR-Gala in Venedig in dieser Woche verblüffte Ora das Publikum mit einem weißen Kleid aus der Haute-Couture-Kollektion Herbst 2023 von Stéphane Rolland, das ein dramatisches asymmetrisches Cut-out hatte, welches einen großen Teil ihrer Taille und ihre rechte Hüfte enthüllte.

Das Cut-out-Kleid bestand aus einem durchsichtigen, nudefarbenen Netzstoff, durch den man Oras Bauchnabel und ihr Hüft-Tattoo sehen konnte. Über dem Kleid trug sie ein weißes Cape um die Schultern, das am Hals verziert war.

Auch Zendaya liebt Cut-outs

In der Zwischenzeit feierte Zendaya ihren 27. Geburtstag mit einer Reihe von High-Fashion-Looks, die sie auf ihrem Instagram-Account teilte. Der Star der Serie Euphoria trug eine Bluse mit Blumendruck und Cut-out von Collina Strada, die ihren Oberkörper entblößte. Ein zarter, silberner BH verdeckt ihre Brustwarzen.

Zendaya ist keine Unbekannte, wenn es um gewagte Cut-outs geht. Im Jahr 2021 trug sie bei der Oscar-Verleihung ein trägerloses gelbes Kleid von Valentino, das ihren Bauch entblößte, und im Februar dieses Jahres trug sie bei der Verleihung der SAG Awards 2023 ein schwarz-rosa-grünes Kleid mit einem ähnlichen Cut-out von Giorgio Armani.

Zahlreiche Promis sind Fans des extremen Cut-out-Trends. Letztes Jahr besuchte Kendall Jenner die Hochzeit ihrer Freundin Lauren Perez in einem gewagten Kleid, das große Cut-outs am gesamten Oberkörper aufwies und viel von ihrer Brust und ihrem Dekolleté preisgab.

Mangel an Inklusivität

Der Trend hat zwar an Popularität gewonnen und wird für seine sexy Silhouetten gefeiert, aber viele haben kritisiert, dass er nicht alle Körpertypen einbezieht.

Das Auftauchen des Trends auf den Laufstegen im letzten Jahr kam auch zu dem Zeitpunkt, als die Repräsentation von Übergrößen bei der Fashion Week seit 2020 zurückging. Daten von Vogue Business zeigen, dass mehr als 95 % der Looks bei 219 Schauen von Models in den US-Größen 0 bis 4 (ungefähr deutsche Größen 32 bis 36) getragen wurden.

Megan Watkins, Chefstylistin bei SilkFred, sagt: „Der Cut-out-Trend ist definitiv nicht für jeden geeignet und die Kleider, die wir an Top-Promis sehen, sind nichts für den Alltag ... Die meisten Promis, die wir in Cut-out-Kleidern sehen, haben wahrscheinlich Personal Trainer oder eine Diätberaterin und repräsentieren keineswegs die normale Frau.“

Dennoch ist sie der Meinung, dass Frauen mit unterschiedlichen Körpergrößen an dem Trend teilhaben können, wenn sie ihre Kleidungsstücke sorgfältig auswählen. „Cut-outs können für verschiedene Körpertypen geeignet sein. Wie bei den meisten Modetrends geht es auch hier um [Komfort] und Selbstvertrauen. Wenn Sie sich wohl fühlen und sich zutrauen, etwas Haut zu zeigen, dann tun Sie es auf jeden Fall! Ich bin der Meinung, dass keine Frauen Einschränkungen haben sollten, wenn es um Mode geht, und das gilt auch für den Cut-out-Trend.

Wenn ein Trend zu weit geht

Einige Modeexperten sind jedoch der Meinung, dass der Cut-out-Trend mittlerweile zu weit getrieben wurde. Stefaniya Veresovaya, Stylistin und Gründerin der Modemarke HEYMIMISISTERS, sagt: „Der Cut-out-Trend hat im Jahr 2023 neue Extreme erreicht. Während Cut-outs früher lediglich kleine Einblicke auf die Haut gewährten, zeigen viele Designer jetzt große, dramatische Cut-outs, die einen Großteil des Oberkörpers und der Seiten freilegen.

„Während es bei der Mode um Kreativität und Ausdruck geht, überschreitet die avantgardistische Natur dieser freizügigen Cut-outs für viele eine Grenze – sie lassen die Trägerin eher nackt als modisch erscheinen.“

Sie fügt hinzu, dass Cut-Outs zwar einen „geschmackvollen Akzent“ für die Kleidung von Frauen setzen können, dass aber der aktuelle Trend zu extremen Cut-outs für diejenigen, die es vorziehen, „stilvoll und dennoch bescheiden“ auszusehen, unattraktiv ist.

Umweltbedenken

Da immer mehr Fast-Fashion-Marken Kleidungsstücke mit Cut-outs herstellen, gibt es zudem Bedenken, dass die fragile Beschaffenheit solcher Kleidungsstücke der Umwelt schaden könnte, da die Menschen sie wahrscheinlich nur wenige Male tragen werden.

Bharati Manchanda, Designerin und Gründerin der nachhaltigen Modemarke Embellished Truth, erklärt, dass Kleidungsstücke von Fast-Fashion-Einzelhändlern, die wöchentlich Hunderte von neuen Modellen produzieren, in der Regel aus Stoffen hergestellt werden, die sich nicht so leicht abbauen lassen.

„Aus Kostengründen und wegen der Flexibilität des Materials werden viele künstliche Stoffe verwendet, z. B. Polyester, das auf Erdölbasis hergestellt wird, und Elasthan, das ebenfalls synthetisch ist, was zu einer stärkeren Verschmutzung der Umwelt, Mikroplastik in den Ozeanen und [Kleidung, die] nicht auf der Mülldeponie abgebaut werden kann, führt“, sagt sie.

„Wenn man sich alle Secondhand-Seiten wie Vinted, eBay und Depop anschaut, sind sie voll mit dieser Art von Kleidern, und viele von ihnen sind neu mit Etikett, weil sie bereits untragbar sind und nur bestimmten Körpertypen passen. Ich denke, dass einige der Modelle einen gewissen Wow-Faktor haben, aber es ist nicht sehr bequem, sie auch nur für ein paar Stunden zu tragen.“

Manchanda empfiehlt, sich vor dem Kauf eines Kleidungsstücks zu überlegen, ob es mehr als nur ein paar Mal getragen werden kann, um sicherzustellen, dass man das Beste aus seiner Kleidung macht.

„Versuchen Sie, mindestens fünf bis zehn Orte aufzulisten, an denen Sie ein Kleidungsstück tragen können. Natürlich wollen Sie es öfter tragen, aber wenn es nur für einen Abend ist, dann ist es nicht gut angelegtes Geld. Vermeiden Sie auch die Fast-Fashion-Webseiten, auf denen diese Trends in Hülle und Fülle zu finden sind. Sie haben so viel mehr Freude an einem gut erhaltenen Kleidungsstück, von dem Sie wissen, dass es ethisch hergestellt wurde und jahrelang hält.“

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Kate Ng