Schauspielerin Riley Keough ziert das Digital-Cover der Elle

Schauspielerin Riley Keough ziert das Digital-Cover der Elle

Das Elle-Digital-Cover mit Schauspielerin Riley Keough

Olivia Malone; Styling: Natasha Wray,

Riley Keough ist die Enkelin von Elvis Presley. Für ihre zunehmende Berühmtheit als Schauspielerin sorgt sie aber selber. Und gerade hat sie die Memoiren ihrer 2023 verstorbenen Mutter feinfühlig vollendet …

Das große Finale: In einem riesigen Vogelkäfig, gehüllt in einen flatternden Umhang, sitzt Riley Keough am Ende der Chanel-Show auf einer Schaukel und singt: „When Doves Cry“ von Prince. Schlagartig sind alle Augen auf die 35-Jährige gerichtet. Ein grandioser Überraschungsauftritt, mit dem das französische Modehaus nach vier Jahren Pause ins historische Grand Palais zurückkehrt. Von diesem geplanten Liveact hatte die US-Schauspielerin kein Wort verraten, als wenige Tage davor das Elle-Zoom-Interview stattfand.

Schauspielerin Riley Keough ziert das Digital-Cover der Elle

Schauspielerin Riley Keough ziert das Digital-Cover der Elle

Olivia Malone,

In einem weißen T-Shirt sitzt sie frühmorgens völlig ungeschminkt auf ihrem Hotelbett in Barcelona. Am Vortag haben gerade die Dreharbeiten ihres neuen Films „Rosebush Pruning“ begonnen. Sie spricht leise, denn nebenan schlafen Ehemann Ben Smith-Petersen und Tochter Tupelo. Keough hat die Zweijährige nach der Stadt in Mississippi benannt, in der ihr legendärer Großvater Elvis Presley geboren wurde.

Als älteste Tochter von Elvis‘ einzigem Kind – Lisa Marie Presley – war Keough schon berühmt, bevor sie überhaupt geboren wurde (wie ihre Mutter!). Und ihr erstes Magazin-Cover erschien, da war sie gerade einen Monat alt: „Elvis‘ erstes Enkelkind. HERE SHE IS!“ Ein Exklusivbericht, für den die US-Zeitschrift People damals 300.000 Dollar zahlte. Und obwohl Elvis schon zwölf Jahre vor ihrer Geburt gestorben war, prägte die Popkultur-Ikone ihr Leben von Anfang an. In welchem Ausmaß ist ihr allerdings erst spät bewusst geworden: „Weil die Leute nicht aufgehört haben, mir immer wieder vor Augen zu führen, wie verrückt mein Leben sei!“ Denn wenn Keough heute auf ihre Kindheit zurückblickt, erinnert sie nur „... wie wunderbar die Zeit war. Dieser Starrummel spielte für mich damals gar keine Rolle. Wir hatten immer viel Spaß. Alles war wild und lustig. Im Rückblick kann ich kaum glauben, was wir alles erlebt und gemacht haben, an wie viele Orte wir gereist sind! Im Vergleich dazu ist mein Leben heute ziemlich ruhig.“

Schauspielerin Riley Keough ziert das Digital-Cover der Elle

Top von Chanel. Schmuck (bis auf den Ehering) von Chanel Fine Jewelry

Olivia Malone,

Wie es sich anfühlt, in einer so ungewöhnlichen Familie aufzuwachsen, verraten die jetzt erscheinenden Memoiren „From Here to the Great Unknown: Von hier ins Ungewisse: Erinnerungen“ (Penguin Verlag, 28 €). Keough hat das Buch mit ihrer Mutter verfasst. Und es ist ein erstaunlich offener Einblick in das Leben zweier Presley-Frauen geworden. Mit viel Humor, aber auch viel Tragik. So schreibt Lisa Marie über ihre Zeit als Scientology-Mitglied, ihre Drogensucht, vier turbulente Ehen und den schmerzhaften Verlust ihres Sohnes Benjamin. Keoughs jüngerer Bruder beging 2020 Suizid. Dass das Buch zu einem Gemeinschaftsprojekt von Mutter und Tochter wurde, war eigentlich so gar nicht geplant. Der Grund: Lisa Marie steckte gerade mitten im Schreibprozess, als sie 2023 mit 54 Jahren sehr plötzlich verstarb. Trotz des schmerzlichen Verlustes ging Keough „in diesen pragmatischen Modus über, in dem man das große Bedürfnis verspürt, für die eigene Mutter abzuschließen, was noch unerledigt geblieben ist. Ich fühlte mich geradezu verpflichtet, das Buch zu Ende zu bringen.“ Stundenlang hörte sie Tonbandaufnahmen ab – von Interviews, Erinnerungen und Gedanken, die Lisa Marie gesammelt und festgehalten hatte.

Gab es für sie als Tochter trotzdem noch Überraschungen? „Meine Mutter war – kein Wortspiel beabsichtigt – ein sehr offenes Buch“, sagt sie und lacht. „Die meisten Geschichten aus ihrem Leben kannte ich schon irgendwie. Aber im Detail zu erfahren, wie sie sich in gewissen Momenten gefühlt hat, hat mir viel bedeutet.“ Die Geschichte ihrer eigenen Mutter zu Ende erzählen zu dürfen, war für Keough Herausforderung und Geschenk zugleich. „Mir war es wichtig, sie als Menschen mit ganz unterschiedlichen Facetten zu zeigen“, so Keough.

Schauspielerin Riley Keough ziert das Digital-Cover der Elle

Top und Rock von Chanel. Schmuck (bis auf den Ehering) von Chanel Fine Jewelry

Olivia Malone,

Das ist ihr wunderbar gelungen, ganz ohne etwas zu beschönigen. Das Buch geht weit über den der Welt bekannten Gossip hinaus. Stattdessen kommt hier eine sensible Frau zum Vorschein, nicht ohne Fehler und sehr unsicher. Aber auch: großzügig, witzig, loyal, leidenschaftlich und liebevoll! Trotz aller Wärme schwingt jedoch immer ein Gefühl von Einsamkeit mit. „Ihre ganze Identität basierte darauf, die Tochter von Elvis zu sein. Ihren eigenen Weg zu finden, war sehr schwer für sie. Und sie hat diesen Ruhm und die Aufmerksamkeit nicht genossen. Ganz im Gegenteil“, sagt Keough. „Das Herzzerreißendste war für mich schon als Kind zu sehen, wie sie, die sich so sehr nach Liebe und Freundschaft sehnte, immer darum kämpfen musste. Das ist vermutlich ganz normal, wenn der eigene Vater eine Legende ist. Und soll nicht heißen, dass meine Mutter keine engen Beziehungen in ihrem Leben hatte. Aber es war immer alles ein Kampf.“ Lisa Marie wurde in ein Rampenlicht geboren, das sie sich nicht ausgesucht hatte. Aber sorgte später selbst für reichlich Schlagzeilen (durch ihre turbulenten Ehen mit Michael Jackson oder Nicolas Cage).

Schauspielerin Riley Keough ziert das Digital-Cover der Elle

Top und Shorts von Chanel. Schmuck (bis auf den Ehering) von Chanel Fine Jewelry

Olivia Malone,

Und wie fühlt sich das eigene Berühmtsein für Keough heute an? „Ich habe mich daran gewöhnt. Außerdem ist es viel einfacher, die Enkelin von Elvis zu sein als die Tochter. Ich habe immer sehr bewusst gegengesteuert und versucht, ich selbst zu sein.“ Sich selbst treu zu bleiben, bedeutete für Keough schon sehr früh, eine Karriere als Schauspielerin einzuschlagen. Auch wenn ihre Eltern (der Vater ist der Sänger Danny Keough) jahrelang versuchten, ihr genau das auszureden. „Ich wusste, dass es furchtbar schiefgehen könnte. Meine Mutter hat mir immer wieder gesagt, dass mich niemand ernst nehmen wird, ich keine Jobs bekomme und es blamabel wird, wenn ich nicht absolut alles gebe“, erinnert sie sich. „Ihr möchtet keine peinlichen Promi-Kinder sein! Den Satz hat sie mir und meinem Bruder tief eingeimpft.“ Auch deshalb hat sich Keough für einen anderen Nachnamen entschieden. Aber sie gibt offen zu: „Natürlich weiß ich, dass es für mich als Elvis‘ Enkelin am Anfang meiner Karriere einfacher war, einen Agenten zu finden, Leute zu treffen und so weiter … Im Moment wird viel über Nepo-Babys debattiert. Mir ist sehr klar, was das für ein großes Privileg ist.“ Aber auch wenn ihr berühmter Großvater Türen öffnete, hat Keough ihre Schauspielkarriere letztlich ihrem eigenen Talent zu verdanken. Sie glänzt in spannenden Indie-Filmrollen wie „American Honey“, hat Blockbuster wie „Mad Max: Fury Road“ gedreht und die Hauptrolle in der TV-Miniserie „Under the Bridge“ gespielt. Für die Amazon-Miniserie „Daisy Jones & the Six“ musste sie kürzlich das erste Mal vor der Kamera singen. Hat sie das eingeschüchtert? Keough lacht. „Ehrlich gesagt hatte ich nicht gewußt, dass ich überhaupt singen kann. Dass mir das gelungen ist, fand ich schon cool“, sagt sie. „Außerdem muss ich gestehen, dass mir beim Arbeiten fast nichts peinlich ist. Man entwickelt sich ständig weiter. Manchmal scheitert man und macht einen schlechten Job. Aber das bestimmt eben nicht die komplette Existenz.“ Sätze wie diese spiegeln die Reife von jemandem wieder, der schon viel erleben musste. Und weiß, wie sich die Welt schlagartig für immer verändern kann. Keough hat nicht nur ihre Mutter viel zu früh verloren, sondern auch ihren Bruder. Um sich der Trauer zu stellen, hat sie sich als Sterbebegleiterin zertifizieren lassen. „Ich wünschte, wir könnten unser Verhältnis zum Tod ganz neu definieren. Ich glaube, die Angst vor dem Tod und dieses extreme Unbehagen diktieren unser Leben auf eine Weise, die uns nicht mal bewusst ist.“ Keough hat Frieden damit geschlossen, dass ständig alles im Wandel ist. „Ich versuche offen zu bleiben für alles, was kommt. Mich treiben zu lassen, keine festen Erwartungen zu haben. Mein Leben zu leben, so gut ich kann. Und so viel Freude wie möglich zu empfinden.

Schauspielerin Riley Keough ziert das Digital-Cover der Elle

Top von Chanel. Schmuck (bis auf den Ehering) von Chanel Fine Jewelry

Olivia Malone,

Hoffnung ist für mich eine ganz bewusste Entscheidung. Sie inspiriert mich!

Riley Keough

Auch kleine Dinge können sehr glücklich machen!“ Dieses Loslassen „in einer Familie voller Süchtiger“ war nicht immer einfach. „Man kann anderen leider nicht helfen, ihre Sucht zu besiegen. Ich habe viel Zeit meines Lebens damit verbracht, alles Mögliche zu probieren. Nichts hat funktioniert!“, sagt sie. Was aber hilft, ist, Erfahrungen zu teilen. Deshalb auch das Buch. „Ich möchte mit diesen Memoiren etwas schaffen, was sich meine Mutter immer gewünscht hat: Verbundenheit und Empathie“, sagt Keough. „In schwierigen Zeiten hat mir am meisten geholfen, zu begreifen, dass Leid eine kollektive Erfahrung auf diesem Planeten ist. Dass so viele Menschen jeden Tag viel mehr verkraften müssen, als uns bewusst ist. Das zu erkennen, setzt alles viel mehr in Relation.“ Und so soll das Buch ermutigen, trotz aller Schicksalsschläge nicht aufzugeben. Gibt es etwas, das ihr selbst besonders viel Kraft schenkt? „Hoffnung. Sie ist für mich eine bewusste Entscheidung und inspiriert mich“, sagt sie vorsichtig. „Es existiert so viel Wunderbares auf dieser Welt. Und gleichzeitig unglaublich viel Leid. Aber genau darum geht es. Diese unfassbare Komplexität und Fragilität des Lebens zu akzeptieren. Und mittendrin zu leben!“

Text: Laura Antonia Jordan / Nadine Sieger

Hier geht's zur aktuellen Ausgabe.