Schockierende Online-Datenbank zu “fortpflanzungsbereiten” Frauen entdeckt

Fast zwei Millionen Frauen wurden in einer dubiosen chinesischen Datenbank erfasst. (Symbolbild: Getty Images)
Fast zwei Millionen Frauen wurden in einer dubiosen chinesischen Datenbank erfasst. (Symbolbild: Getty Images)

Experten warnen immer wieder davor, dass unsere Daten im Netz weitaus weniger sicher sind als wir oft glauben. Eine neue Datenbank-Entdeckung, von der Hunderttausende Frauen betroffen sind, macht das erneut erschreckend deutlich.

Ganze 1,8 Millionen Frauen sind in der Datenbank erfasst, die der niederländische Hacker und Sicherheitsforscher Victor Gevers zufällig online fand. Darin vermerkt: Höchst persönliche Informationen wie Namen, Adressen, Ausweis- und Telefonnummern – und ein noch viel beunruhigenderer Punkt: ihre “Fortpflanzungsbereitschaft”.

Zweck der Datenbank unbekannt

Die Datensätze waren für jeden frei einsehbar, der die in China lokalisierte IP-Adresse der Datenbank kannte. Nur einen Tag nach Gevers’ Entdeckung wurden die Daten offline genommen. “Wir wissen nicht, wer hinter dieser Datenbank steckt und wofür sie gemacht war … Das ist der Teil, der uns am meisten Sorgen bereitet”, erklärt der Niederländer dem Tech-Portal “The Verge”.

“In China gibt es einen Mangel an Frauen. Also hat eine Organisation angefangen, eine Datenbank aufzubauen, um über 1,8 Millionen Frauen mit allen möglichen Details wie Telefonnummern, Adressen, Bildungsstand, Standort, Ausweisnummer, Beziehungsstatus und ‘Fortpflanzungsbereitschaft’ zu registrieren?”

Nach Victor Gevers Angaben waren auch Informationen über den Beziehungsstatus, die Bildung und politischen Ansichten der betroffenen Frauen verfügbar, die zum großen Teil aus Peking stammten. Einige Datensätze enthielten auch Links zu Facebook-Profilen. Das soziale Netzwerk ist in China verboten und kann nur über Umwege genutzt werden.

Fast 90 Prozent der Frauen in der Datenbank waren als Singles gelistet, der Rest als verwitwet oder geschieden. Insgesamt waren sie zwischen 15 und 95 Jahre alt, das Alter der “fortpflanzungsbereiten” Frauen war jedoch auf 18 bis 39 Jahre beschränkt.

Überwachung zeugungsfähiger Frauen?

Während unklar ist, wer die Daten zu welchem Zweck gesammelt und veröffentlicht hat, vermutet Gevers, genau wie viele seiner Follower, dass es sich angesichts eines Tiefpunkts in der chinesischen Geburtenrate um eine Regierungsdatenbank zur Überwachung zeugungsfähiger Frauen handelt. 2018 wurden in China nur 15 Millionen Kinder geboren, zwei Millionen weniger als im Vorjahr. Viele Mädchen werden abgetrieben oder getötet, weil sich die Eltern einen männlichen Nachfahren wünschen.

“Die ungeschützte Datenbank ist seit fünf Stunden nicht mehr erreichbar. Wir werden die IP-Adresse weiterhin im Auge behalten, um sicherzugehen, dass sie nicht wieder online geht. Wir wissen immer noch nicht, wer der Eigentümer war oder wozu diese Datenbank erstellt wurde. Sobald wir das tun, werden wir es mit euch teilen.”

Zwar erinnern diese beunruhigenden Spekulationen an den dystopischen Roman “The Handmaid’s Tale”, in dem fruchtbare Frauen als wertvolles Gut und Besitztum behandelt werden. Jedoch gibt es auch weniger dramatische Theorien zu der dubiosen Datenbank, die besagen, dass es sich um Daten aus einer Dating-App oder zum Verkauf angebotene Social-Media-Profile handeln könnte. So oder so: Beunruhigend ist dieser Fund allemal.

Eine einfache Lösung, wie Internetnutzer ihre Daten schützen können, hat auch Victor Gevers nicht. “Ich würde raten, sich nicht für chinesische Online-Dienste anzumelden, weil einige nicht sehr sicher sind. Aber das ist nicht sehr praktisch und es ist auch nicht richtig zu sagen, dass keinem chinesischen Online-Dienst vertraut werden kann”, erklärt er gegenüber “The Verge”. “Außerdem wissen Google und Facebook viel über ihre Nutzer und verkaufen diese Daten an Dritte”. Aufgrund dieses “globalen Problems” appelliert der Hacker an alle Nationen, den Big-Data-Wahn des Sammelns und Auswertens von Massendaten zu stoppen.