Selbsterkenntnisse am Meer mit der Seamaster Aqua Terra 150M von Omega
Was die Leidenschaft für Uhren noch ein bisschen schöner macht, ist dass man aus den eigenen Sympathien oder Abneigungen immer auch etwas über sich selbst lernen kann. Welches Material finden wir passt zu unserer Persönlichkeit, so wie wir uns selbst wahrnehmen? Welches Design, welche Geschichte schickt uns ins Rabbot Hole, um mehr oder am besten alles darüber zu erfahren? Welche Brand, welches Modell, welche Ära führt uns in Versuchung? Ob es nicht nur im mechanischen Inneren klickt, sondern auch bei uns, hängt immer auch vom Träger oder der Trägerin selbst ab. Insofern waren auch die zwei Wochen, die wir leihweise mit Omegas Seamaster Aqua Terra 150M verbringen konnten, wieder doppelt lehrreich.
Luxusuhren-Test: Die Seamaster Aqua Terra 150M von Omega
Die Aqua Terra ist eine Kollektion, für die wir zuvor - sagen wir mal - eine unspezifische Sympathie gehegt haben. Gar nicht aus irgendwelchen Gründen, sie steht schlicht nicht im Zentrum der Narrative, die den Nimbus von Omega ausmachen. Im Vergleich zur Speedmaster, aka Moonwatch, einer neuen Film-Uhr für James Bond und auch den klassischen Taucheruhr-Kollektionen von Seamaster 300M und aufwärts liegt sie im Schatten der Wahrnehmung. Sozusagen, Verzeihung, auf der Dark Side of the Brand. Die erste Box, die die Testuhr gecheckt hat, bevor sie überhaupt auf dem Weg zu uns war, ist dass sie unberührt von großen Hypes ist. Und wir haben eine Extra-Sympathie für alles, was nicht direkt im Mainstream liegt.
Was die Luxusuhr beim Test durchmachen muss
Es war ein Urlaub mit Kids geplant. Es lag nahe, die Aqua Terra einzupacken. Das Setting: Ein ehemaliges Wein-Chateau in Mittelmeernähe. Strand und Pool, nichts Aufregendes, hemdsärmeliger Mittelklassen-Urlaubsalltag. Die 2002 eingeführte Aqua Terra schien da gut zu passen. Sie ist, siehe der Name, amphibisch gedacht, soll am Wasser wie an Land daheim sein. Obwohl Teil der Seamaster-Familie ist sie dezidiert keine Taucheruhr. (Genauso, übrigens, wie die erste Seamaster überhaupt, die 1948 vorgestellt wurde und wirklich alles andere war als eine Toolwatch wie wir sie uns heute vorstellen.) Die fixierte, polierte Lünette, die aufgesetzten, keilförmigen Indizes auf dem Zifferblatt, die eleganten Linien des Edelstahl-Gehäuses und die polierten mittleren Glieder des Armbands – all das ist auf Glanz oberhalb der Wasserlinie ausgerichtet. Gleichzeitig ist sie wasserdicht bis 150 Meter, magnetresistent bis 15.000 Gauß, angetrieben vom als Master Chronometer zertifizierten Kaliber Omega 8900 – mehr als bereit für die täglichen Anforderungen der Urlaubszeit.
Die Luxusuhr im Test: Lichtfänger mit Lasermuster
Ein paar Tage später sind wir unterwegs in dem früher auch von Picasso und Matisse zu Mal- und Umtrunk-Zwecken frequentierten französischen Hafenörtchen Collioure. Die Aqua Terra hat ein angenehm präsentes Gewicht, sie trägt sich komfortabel, sie fühlt sich genau richtig an mit ihrer sportlichen Eleganz. Zu einer Wehrkirche hinüber führt ein Stück Hafenmauer, unterhalb schwappt grünes, glitzerndes Meer. Tatsächlich bleibe ich hier, im Spätnachmittagslicht, noch mehr am grünen Zifferblatt der Aqua Terra hängen. Die gelaserten horizontalen Linien sollen an Teak-Deckplanken von Yachten erinnern – aber wirklich entscheidend ist, wie geschickt dieses Zifferblatt das Licht fängt, Tiefe zeigt, aufleuchtet in der Sonne. Manchmal braucht es gar nicht mehr.
Das Fazit der Luxusuhr
In der Produktpalette von Omega ist die Aqua Terra eine Uhr, die für Einsteiger*innen erreichbar sein soll. Sie ist keine der für alle Eventualitäten vorbereiteten Uhren fürs All oder die Tiefsee. Aber … da wollte ich ja schließlich auch nicht hin. Den Zypressenlandschaften und südlichen Stadtpanoramen in denen wir unterwegs waren, hat die Aqua Terra tatsächlich oft genug die Schau gestohlen. So sehr, dass es bei einer unspezifischen Sympathie zwischen uns sicher nicht geblieben ist. Wäre das Uhren-Line-Up von Omega eine Band, dann wäre die Aqua Terra weder Frontfrau noch Lead-Gitarre. Sondern eher Bass oder Drums. Unverzichtbar und zu Unrecht unterschätzt. Das Glänzen ohne im Mittelpunkt stehen zu müssen hakt bei mir ein weiteres Kästchen ab. Schon klar, psychologisch ist auch das vielsagend.