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Sind Stofftaschen wirklich so gut für die Umwelt?

Dieser Artikel ist Teil der Yahoo-Serie "Nachhaltigkeit: Fakt oder Mythos"

Man kriegt sie an jeder Supermarktkasse oder als Werbegeschenk hinterhergeworfen: Stofftaschen aus Baumwolle gelten als die umweltfreundliche Alternative, um seine Einkäufe zu transportieren. Doch das stimmt nicht ganz.

Einkauf ohne Stofftasche? Für viele undenkbar (Symbolbild: Getty Images)
Einkauf ohne Stofftasche? Für viele undenkbar (Symbolbild: Getty Images)

Laut einer Studie der Nanyang Technological University in Singapur aus dem Jahr 2020 trägt eine 50 Mal wiederverwendete Baumwolltasche zehnmal so viel zum Klimawandel bei wie eine Plastiktasche, die genauso häufig wiederverwendet wird.

Das bedeutet, dass eine einzelne Stofftasche mehrere Hunderte Male wiederverwendet werden muss, bevor sie sich als umweltfreundlichere Alternative zu einer Einweg- oder wiederverwendbaren Plastiktasche erweist.

Größerer Fußabruck bei Stofftaschen

Die Studie zeigte auch, dass Baumwolltaschen relativ betrachtet einen größeren ökologischen Fußabdruck als die Plastikvariante hinterlassen. Grund dafür sind die Umweltgifte, die bei der Produktion von Stofftaschen anfallen.

Eine von der dänischen Regierung in Auftrag gegebene Studie zeigte 2018 auf, dass eine einzige Tasche aus Bio-Baumwolle 20.000 Mal - oder 54 Jahre lang - verwendet werden muss, um die bei der Produktion verursachten Umweltschäden auszugleichen.

Schon beim Anbau der Baumwolle werden riesige Mengen an Wasser verbraucht: Zwischen 10.000 und 20.000 Liter werden zur Herstellung von nur einem Kilogramm Baumwolle benötigt – das entspricht in etwa einem Baumwoll-T-Shirt oder einer Jeans.

Hinzu kommen Vorwürfe über Zwangsarbeit in Xinjiang, China, wo 20 Prozent der weltweiten Baumwolle angebaut werden und von wo aus auch die meisten Modemarken in westlichen Ländern ihre Stoffe beziehen.

Sogar das Recycling einer Baumwolltasche ist gar nicht so umweltfreundlich wie man vielleicht denkt.

Fachleute sagen, dass selbst wenn diese Taschen dem Recycling zugeführt werden, immer noch die aufgedruckten Logos oder Slogans aus dem Stoff herausgeschnitten werden müssen. Dadurch gehen einem Recyclingunternehmen ca. 10 bis 15 Prozent der Baumwolle als Rohstoff verloren. Obendrein bestehen die aufgedruckten Designs auch noch häufig aus PVC, sind also weder biologisch abbaubar noch wiederverwertbar.

Und die Lösung?

Wir sollten es uns zweimal überlegen, ob wir die nächste Gratis-Stofftasche annehmen oder gar eine kaufen. Besser ist es die, die man schon hat, so oft wie möglich wiederzuverwenden.

Wong Casandra

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