SkinnyBashing – warum Dünne die neuen Opfer sind

gepostet von Tara

Wenn Menschen mit sich zufrieden sind, ist das erst einmal eine schöne Sache. Wenn man sich in seiner Haut wohlfühlt, sich gerne im Spiegel anguckt und selbstbewusst durch die Straßen geht, dann ist das ein schönes Gefühl. Leider gibt es aber auch immer wieder Leute, die einem sagen wollen, dass man so, wie man aussieht, nicht richtig aussieht.

Da stellt sich mir ja schonmal die Frage: Wer sagt, was richtig oder falsch ist? Im schlimmsten Falle natürlich der Mediziner: Wenn ein Arzt sagt, mein Unter- oder Übergewicht wird problematisch, dann muss ich handeln, selbst wenn ich mich wohlfühle. Wenn das jedoch nicht der Fall ist, dann hat mir niemand zu sagen, wie ich mich mit mir selbst fühlen sollte.

Allerdings ist das leider nicht die Wahrheit. Während Übergewicht immer mehr gehyped wird, werden die dünnen Frauen immer mehr zur Zielscheibe von Frust und Beleidigungen.

Dabei muss man sich einfach nur mal vor Augen führen, wie absurd das Ganze ist: „Lass den Burger mal lieber weg, so wie du aussiehst.“ Würde da nicht jeder empört aufatmen und sofort sagen, dass man doch bitte selber entscheiden soll, was man isst und wie viel? Ja, richtig. Aber „Iss mal mehr, du fällst ja vom Fleisch!“ ist gesellschaftstauglich geworden, wenn man das zu dünnen Menschen sagt. Dabei ist das ganz genauso verletzend.

Ich selbst kenne beide Seiten: Ich habe bis vor 6 Jahren noch 25kg mehr gewogen – was okay war. Ich habe mich wohlgefühlt und war zufrieden mit mir. Ich war glücklich. Aber irgendwann bin ich aufgewacht und wollte etwas ändern, also habe ich abgenommen. Das klingt natürlich leichter, als es war, aber im Endeffekt ist es simple Mathematik: Man muss einfach nur mehr verbrennen, als man zu sich nimmt. Jetzt trage ich Größe 42 und bin zufrieden. Ich könnte noch mehr abnehmen, wenn ich wollte, aber ich möchte nicht. Ich bin 1,80m groß und bei mir verteilt sich alles so, dass ich dünn aussehe. Und seitdem muss ich mir deutlich mehr Kommentare anhören als früher, denn bei dicken Frauen traut sich niemand was zu sagen, aber bei dünnen ist es okay, sie zu beleidigen – doch das ist eben NICHT okay. Beleidigungen sollten niemals gesellschaftstauglich sein.

Auch Plus-Size Models gut zu finden ist das eine, aber im Zuge dessen dann alle dünnen Frauen zu beleidigen, ist etwas ganz anderes:

„Endlich mal eine richtige Frau und nicht so ein Hungerhaken“

„Nur Hunde spielen mit Knochen, echte Männer wollen Kurven“

„Diese ausdruckslosen und hohlen Kleiderbügel will ja auch niemand mehr sehen“

„Na, DAS nenne ich mal Frau!“

„Viel schöner als diese hässlichen Abgemagerten, die sehen aus wie Leichen!“

Das alles sind nur Beispiele von Zitaten, die sich immer wieder aus den Pro-Plus-Size Artikeln nehmen lassen. Sie freuen sich, dass es endlich auch mal fülligere Models gibt, beleidigen aber genau dadurch alle dünnen Frauen – und genau so ensteht das Phänomen „SkinnyBashing“. Verbales Einprügeln auf dünne Menschen.

Wieso wird eine Frau weniger Frau, je dünner sie ist? Ist sie keine richtige Frau mehr, nur weil sie dünn ist? Wie muss sich das anfühlen, immer wieder lesen zu müssen, man sei keine ernstzunehmende Frau? Wie muss es sich anfühlen, zu hören, dass richtige Männer nur kurvige Frauen lieben könnten, und nur Hunde etwas für diese Frauen übrig haben? Man sieht aus wie eine Tote. Man ist hässlich. Man sieht krank aus. Man ist nicht liebenswert. Man ist kein echter Mensch.

Momentan hat man das Gefühl, dass nur noch mit zweierlei Maß gemessen wird: Sätze wie „Kein Mann will so eine fette, wabbelige Frau haben“ oder „Die sehen aus wie Elefanten, die kann doch niemand schön finden“ sind tabu – gehen Beleidigungen jedoch gegen Dünne, sind sie auf einmal in Ordnung, ja, sie werden sogar fleißig in den sozialen Medien unterstützt.

Jedoch zählt doch eigentlich nur eins: Jeder Mensch ist liebenswert und jeder Mensch kann von einem anderen geliebt werden – EGAL, welche Konfektionsgröße jemand trägt. Ob 50 oder 32, der Hüftumfang sagt nichts über den Charakter aus. Wer man ist. Was man gerne mag. Ob man gerne viel oder wenig isst? Ist doch egal. Wichtig ist, dass man sich selbst treu ist. Ehrlich ist. Humor hat. Und nicht andere Menschen aufgrund ihres Aussehens nieder macht.

Und keine Frau ist weniger Frau, nur weil sie weniger oder mehr Kilos auf den Rippen hat. Man muss nicht „etwas sein“ um Frau zu sein. Man muss nichts beweisen oder vorweisen. Wir sollten einfach wieder damit anfangen, mit uns selbst zufrieden zu sein und andere Menschen so leben lassen, wie sie sind. Egal ob dick, dünn, groß, klein – hauptsache glücklich.

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