Sollte man von Kindern Geschenke erwarten? Das sagen die Experten

Sollte man von Kindern Geschenke erwarten? So können sie sich während der Festtage einbringen (Symbolbild: Getty Images)
Sollte man von Kindern Geschenke erwarten? So können sie sich während der Festtage einbringen (Symbolbild: Getty Images)

In der Weihnachtszeit versammelt man sich mit seinen Lieben zu gemeinsamen Mahlzeiten und Feierlichkeiten und oft werden dabei auch Geschenke ausgetauscht. Während der Austausch von Geschenken für Erwachsene in der Regel ein gegenseitiges Ritual ist, sind Kinder normalerweise vom Teil des „Schenkens“ bei solchen Traditionen ausgenommen – auch wenn sie die meisten Geschenke bekommen. Unabhängig davon, ob die Kinder in deinem Leben der Meinung sind, dass es besser ist, zu geben als zu nehmen, fragst du dich vielleicht, wie sie in das Schenken von Weihnachtsgeschenken einbezogen werden können – vor allem, wenn sie kein eigenes Einkommen haben.

Aja Evans, eine lizenzierte Beraterin für psychische Gesundheit und Finanztherapeutin, erklärt gegenüber Yahoo Life, dass es bei jüngeren Kindern wichtig ist, zu überlegen, wie sie realistisch Geschenke machen können, ohne Geld auszugeben, das sie nicht haben. Eine Möglichkeit, erklärt sie, besteht darin, die Bedeutung eines Geschenks zu verändern.

„Kinder sollten verstehen, dass Schenken nicht [unbedingt] mit Geld ausgeben zu tun haben muss“, sagt sie. „Es gibt unendlich viele andere Arten für Kinder und auch Erwachsene, zu schenken, ohne auch nur einen Cent in einem Laden zu lassen. Man kann kreativ werden und seine Zeit und Mühe einsetzen. Ich erinnere mich daran, dass ich meiner Mutter eine Reihe Karten gegeben habe, auf denen Dinge wie „Ich mache Abendessen“ oder „Ich werde fünfmal mit dem Hund rausgehen“ standen. Geschenke können kleine Gesten sein, die aussagen ‚Ich schenke dir meine Zeit und meine Mühe, du bist mir wichtig und das ist ein Geschenk, das ich dir machen kann.‘“

Aber wann ist es überhaupt für Kinder angebracht, etwas zurückzuschenken? Melinda Wenner Moyer, Autorin des wissenschaftsbasierten Erziehungsbuches How to Raise Kids Who Aren't A**holes (auf Deutsch: "Wie man Kinder erzieht, sodass sie keine A****löcher werden") sagt, dass Kinder in der Regel im Alter von 5 Jahren anfangen, über ihre Rolle beim Schenken nachzudenken. In dem Alter festigt sich die Theory of Mind, das Entwicklungsstadium, wenn Kinder anfangen zu verstehen, dass andere Menschen andere Gedanken und Wünsche haben. Allerdings fangen nicht alle Kinder an, zur gleichen Zeit über Geschenke nachzudenken.

„Ich denke, das hängt wirklich vom Kind und von der Familie ab, und es gibt kein ‚richtiges Alter‘“, erklärt sie. „Ich habe zwei Kinder und das eine hat schon früher angefangen, über das Schenken nachzudenken als das andere. Es könnte zum Teil davon abhängen, wie gut ihre geistigen Fähigkeiten entwickelt sind, und von den Prioritäten und der Dynamik in der Familie – sprechen andere Familienmitglieder zum Beispiel regelmäßig vor ihnen über das Schenken?“

Sie weist darauf hin, dass Eltern es Kindern, „die kein Interesse“ am Schenken zeigen, schmackhaft machen können.

„Ich kann sagen: ‚Ich liebe die Feiertage! Ich liebe es, darüber nachzudenken, über welches Geschenk sich jeder in der Familie freuen würde. Hast du schon darüber nachgedacht, ob du dieses Jahr etwas schenken möchtest und was Papa/deiner Schwester/Oma vielleicht gefällt? Sag Bescheid, wenn wir uns zusammen Gedanken machen wollen‘“, teilt Moyer.

Wie Evans erinnert sich auch Moyer an ihre eigenen Erfahrungen, als sie ihren Eltern „Ticketbücher“ schenkte, in denen Dinge wie „einmal Zimmer putzen“ standen, die sie einlösen konnten. Abgesehen von selbst gemachten Geschenken schlägt sie vor, dass Eltern für ihre Kinder ein Budget festlegen, wie viel jedes Kind an den Feiertagen für seine Lieben ausgeben kann. Sie sagt, dass das Schenken von Geschenken ein Weg sein kann, Kindern zu helfen, den Umgang mit dem Budget zu lernen.

„Eltern können jedem Kind Geld zur Verfügung stellen, das sie für Weihnachtsgeschenke ausgeben können. Zum Beispiel bekommt jedes Kind 40 Euro, die es für Familienmitglieder ausgeben kann – oder sie können das mit ihrem Taschengeld tun“, sagt sie Yahoo Life und fügt hinzu, dass Kinder es hilfreich finden können, drei verschiedene Töpfe anzulegen, die fürs „Ausgeben“, „Sparen“ und „Schenken“ vorgesehen sind.

„Kinder können ihr ‚Schenken‘-Geld für Weihnachtsgeschenke nutzen“, sagt sie.

Kinder wissen nicht immer, was der Empfänger des Geschenks wirklich will – und schenken stattdessen vielleicht etwas, das ihren eigenen Bedürfnissen entspricht. Moyer sagt, dass es für Eltern wichtig ist, das Gespräch zu verändern.

„Wenn ein Kind über mögliche Geschenkideen nachdenkt, schlage ich vor, dass Eltern das Kind ermutigen, sich in die beschenkte Person hineinzuversetzen, sodass sie etwas schenken, von dem sie annehmen, dass der Beschenkte es auch möchte – nicht etwas, das sie, die Kinder möchten“, erklärt Moyer. „Als Eltern kann man sagen: ‚Was macht Tante Katy gerne? Erinnerst du dich daran, was sie in ihrer Freizeit macht? Basierend auf diesen Interessen, was denkst du, würde sie gern von dir haben wollen?‘ Diese Art von Perspektive einzunehmen, fördert die Entwicklung einer Fähigkeit namens ‚Theory of Mind‘, die in Verbindung mit großzügigem und einfühlsamem Verhalten steht. Ich ermutige Kinder dazu, über den Tellerrand zu sehen und auch Spenden an wohltätige Organisationen als Geschenk in Erwägung zu ziehen. Wenn Tante Katy Buckelwale mag, kann eine Spende an eine Organisation, die ihnen hilft, ein tolles Geschenk sein.“

Wenn Kinder älter werden, haben sie möglicherweise mehr verfügbares Einkommen, entweder aus Ersparnissen oder aus einem Teilzeitjob. Die Psychologin Samara Toussaint sagt, dass Jugendliche zwar mehr Geld zur Verfügung haben, dass aber die Erfahrungen mit ihren Lieben insgesamt wertvoller sein können.

„Wenn du bereits einen Teenager oder ein älteres Kind hast, würde ich tatsächlich Zeitgeschenke oder Geschenke für Dienste empfehlen“, sagt sie. „In ihrem Entwicklungsstadium geben Teenager ihren Freunden oft den Vorrang vor der Familie. Andere Familienmitglieder wissen ihre Anwesenheit und ihre Zeit vielleicht noch mehr zu schätzen, da sie sie nicht mehr so oft sehen. Das wird sie daran erinnern, dass es genauso wichtig ist, Zeit mit der Familie zu verbringen.“

Kaitlin Reilly

VIDEO: Mit diesen fünf Tipps wird dein Weihnachtsfest umweltfreundlicher