"Sonnenallee" und Co.: Die besten Filme über die DDR

Szene aus dem Film "Bornholmer Straße":Immer mehr DDR-Bürger versammeln sich vor der Grenzübergangsstelle,

Es war einmal eine Mauer... Die wenigsten Filme über das Leben in der DDR und den Zusammenbruch des SED-Regimes können Publikum und Kritiker gleichermaßen überzeugen. Entweder driften die Streifen in flache Ostalgie-Komödien ab oder verlieren sich in moralischer Empörung. Zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls blicken wir auf gelungene filmische Aufarbeitungen der DDR zurück.

Das Leben der Anderen

Es mag nicht besonders originell sein, eine solche Aufzählung mit dem wohl bekanntesten (Anti-)DDR-Film zu beginnen. Doch Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck schrieb mit "Das Leben der Anderen" ein wichtiges Stück Filmgeschichte. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Geschichte des Unrechtsstaats vor allem in Grotesken und Komödien gezeigt. Von Donnersmarcks Werk dagegen wählte die dramatische Form, zeigte die DDR erschreckend authentisch und lieferte nebenbei noch eine großartige Charakterstudie ab. Ein kultureller wie kommerzieller Erfolg, der mit Preisen überhäuft wurde (u.a. den Oscar als bester fremdsprachiger Film). "Ich komme aus dem Staunen gar nicht raus, dass solch ein westlich gewachsener Regie-Neuling wie Donnersmarck mit ein paar arrivierten Schauspielern in den Hauptrollen ein dermaßen realistisches Sittenbild der DDR mit einer wahrscheinlich frei erfundenen Story abliefern konnte", urteilte der Liedermacher Wolf Biermann, den die DDR 1976 ausgebürgert hatte.

Darum geht's: Ost-Berlin, November 1984. Der Stasi-Hauptmann Wiesler (Ulrich Mühe) erhält den Auftrag, den erfolgreichen Schriftsteller Georg Dreymann (Sebastian Koch) und dessen Lebensgefährtin, die bekannte Theaterschauspielerin Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck), auszuspionieren. Doch was als kühl kalkulierter, Karriere fördernder Spitzeldienst geplant war, stürzt Wiesler zusehends in einen schweren moralischen Konflikt: Durch die Beschäftigung mit dem Leben dieser "anderen" Menschen, mit Kunst und Literatur, lernt er Werte wie freies Reden und Denken kennen, die ihm bislang fremd waren. Auch die Liebe des intellektuellen Paares zueinander beeindruckt ihn.

Good Bye, Lenin!

So richtig klar ist nicht, in welches Genre man "Good Bye, Lenin!" einordnen soll. Satire? Drama? Komödie? Egal! Das Spannungsverhältnis aus überhöhtem Spielfilm und tragischem Realismus macht den Film von Regisseur Wolfgang Becker aus dem Jahr 2003 so reizvoll. Hier geht es weniger um das große Ganze, als vielmehr um ein traurig-komisches Einzelschicksal. Er räumte bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises insgesamt neun Trophäen ab und war sogar für den Golden Globe als bester ausländischer Film nominiert. Auch finanziell war der Film ein Erfolg: Während die Produktionskosten bei rund 4,8 Millionen Euro lagen, wurden alleine bis Ende November 2003 weltweit knapp 50 Millionen Euro eingespielt.

Darum geht's: Eine alleinerziehende Mutter, Christiane, eine verdiente Aktivistin der DDR und Gorbatschow-Anhängerin, ist kurz vor dem Mauerfall ins Koma gefallen und wacht erst acht Monate später auf. Die historischen Veränderungen hat sie regelrecht verschlafen. Und da jede Aufregung für sie lebensbedrohlich sein kann, lässt Sohn Alex auf 79qm Plattenbau den real existierenden Sozialismus wieder auferstehen. Was anfänglich noch leicht fällt, wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Die Veränderungen draußen sind nicht mehr aufzuhalten. Doch wie soll er der Mutter den veränderten Blick aus dem Fenster mitsamt dem brandneuen Coca-Cola-Plakat erklären? Alex muss improvisieren und so erfindet er eine ganz andere Version der Ereignisse.

Bornholmer Straße

Die Tragikomödie "Bornholmer Straße" erzählt die Nacht des Mauerfalls aus der Perspektive eines Grenzers. Die große Weltgeschichte komprimiert auf eine Art satirisches Kammerspiel und dazu noch ein regimetreuer Soldat als Held - mutig von der ARD und Regisseur Christian Schwochow. Doch das Wagnis geht auf. "Hast du deine Darmuntersuchung vergessen?", fragt die Ehefrau des Grenzers Harald Schäfer. "Ich hab' heute Nacht die Grenze aufgemacht", antwortet der wahrheitsgemäß. "Darüber macht man keine Witze", empört sich seine Frau. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news gesteht Schauspieler Charly Hübner (41): "Weil der ein oder andere vielleicht findet, dass man keinen komödiantischen Film über dieses Thema machen darf, gefällt mir dieser Dialog am Ende eines streitbaren Filmes ganz besonders gut."

Darum geht's: 9. November 1989: Günther Schabowski verkündet, dass alle DDR-Bürger ab sofort Reisefreiheit haben. Harald Schäfer (Charly Hübner), Leiter des Grenzübergangs Bornholmer Straße, erfährt dies durch eine Fernsehübertragung in der Kantine. Schäfer ist befremdet, denn er ist überzeugt von seinem Staat, der DDR. Er ist unsicher, was aus Schabowskis Mitteilung folgt. Als diensthabender Oberstleutnant braucht Schäfer Anweisungen für die weiteren Grenzkontrollen. Doch während sich immer mehr Ausreisewillige vor dem Schlagbaum sammeln, tauchen sämtliche Vorgesetzte Schäfers und sogar die zuständigen Ministerien ab. Schäfer erhält keine Antworten und trifft die Entscheidung seines Lebens.

Sonnenallee

Mit einem Hohelied auf die Jugend in der DDR gelang Leander Haußmann 1999 sein Durchbruch. Dass "Sonnenallee" nicht immer geschichtstreu ist und typische Probleme zum Teil bewusst überzeichnet, dürfte klar sein. Auch die Handlung wird allenfalls von einem notdürftigen roten Faden getragen. Wer sich nicht an der politischen Unbekümmertheit stört, erfreut sich an überzeugenden Gags und guten Schauspielern.

Darum geht's: Die DDR in den 70er-Jahren. Micha Ehrenreich (Alexander Scheer) wohnt in einer Straße, deren längeres Ende im Westen und deren kürzeres Ende im Osten liegt: die Sonnenallee. Micha ist 17, er liebt Pop-Musik und Coca Cola. Sein Berufsziel ist es, Pop-Star zu werden. Und: Er ist verliebt. In die unbeschreibliche, sagenhafte, unerreichbare Miriam (Teresa Weißbach). Micha legt ihr sein Leben zu Füßen und lernt dabei, es in die eigene Hand zu nehmen.

Jenseits der Mauer

Etwas zu wenig Beachtung in der öffentlichen Wahrnehmung fand 2009 Friedemann Fromms "Jenseits der Mauer". Hinter dem großen DDR-Drama verbirgt sich eine emotionale und packende Familiengeschichte. Die Ohmacht der Beteiligten im Angesicht eines grausamen Regimes lässt einen nicht kalt. Der 90-minütige Fernsehfilm hebt sich wohltuend von zu vielen x-beliebigen Filmen über die letzten Tage der DDR ab.

Darum geht's: Heike und Ulrich Molitor (Katja Flint und Edgar Selge) werden bei einem Fluchtversuch in den Westen gefasst. Nach ihrer Verurteilung stehen beide vor einer ausweglosen Entscheidung: Sie können mit ihrem siebenjährigen Sohn Klaus in die BRD ausreisen, ihre zweijährige Tochter Miriam aber muss in der DDR zurückbleiben und wird zur Adoption freigegeben. Verweigern die Molitors die Zwangsadoption, bleiben beide für Jahre im Gefängnis und ihnen würden beide Kinder weggenommen.