Stolpert da was? Herzrhythmusstörungen frühzeitig erkennen
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Unser Herz schlägt ungefähr einhunderttausend Mal am Tag. Mal schneller, mal langsamer - je nachdem, was wir machen und ob wir uns zum Beispiel gerade mächtig aufregen. Gelegentliche Unregelmäßigkeiten des Herzschlags sind darum ganz normal.
Schlägt das Herz aber dauerhaft zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig, kann das auf ernste Erkrankungen hindeuten. «Herzrhythmusstörungen sind im Wesentlichen Abnormalitäten eines regulären Herzschlags», sagt Prof. Julian Chun, Chefarzt in der Kardiologie und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Ein normaler Rhythmus liegt bei gleichmäßigen 60 bis 100 Schlägen in der Minute.
Nicht jede Herzrhythmusstörung sei gefährlich, Unregelmäßigkeiten im Herzschlag sollte man aber vor allem dann abklären und ein EKG machen lassen, wenn dazu Beschwerden wie Schwäche, Ohnmacht oder Schmerzen in der Brust auftreten, so Prof. Chun. Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern - «eine komplette elektrische Chaossituation in den Herzvorhöfen», die Herzschwäche oder Schlaganfälle zur Folge haben kann.
Unregelmäßigkeiten erkennen: Puls einfach selbst messen
Laut Prof. Chun fühlt sich eine Herzrhythmusstörung nicht für alle Betroffenen gleich an - manche bemerken sie womöglich gar nicht und bekommen die Diagnose erst, wenn sie bereits einen Schlaganfall hatten. Deshalb kann es sich lohnen, sich seinen Puls gezielt anzuschauen.
«Jeder kann den eigenen Puls ganz einfach und jederzeit fühlen, indem er Zeige- und Mittelfinger der linken Hand an das rechte Handgelenk unterhalb vom Daumen anlegt und ein wenig drückt», bis man etwas spürt, so der Kardiologe.
Nun kann man die Schläge zählen. Findet man auf diese Weise zufällig eine Unregelmäßigkeit - also sehr schnelle, sehr langsame oder ungleichmäßige Schläge -, kann ein ärztliches EKG bei der weiteren Diagnose helfen.
Die gelegentliche Selbstmessung empfiehlt Prof. Chun insbesondere Personen ab 75 Jahren und Menschen ab 65, die zusätzliche Risikofaktoren mitbringen, wie Diabetes oder Bluthochdruck. Auch wer schon einmal einen Schlaganfall hatte oder an einer koronaren Herzerkrankung nach einem Herzinfarkt leidet, sollte seinen Puls im Blick behalten.
Die allermeisten gelegentlichen Herzstolperer, die einem auch ohne Pulsmessung auffallen, sind Prof. Chun zufolge übrigens nicht gefährlich. Auch hier gilt: Vor allem dann, wenn dazu Schmerzen, Schwindel oder eine verminderte Leistungsfähigkeit auftreten, sollte man aber besser zum Arzt gehen.
Herzrhythmusstörungen vorbeugen: wenig Alkohol, viel Bewegung
Mit dem richtigen Lebensstil kann man dazu beitragen, dass das Herz möglichst ruhig und gleichmäßig schlägt. Ein Risikofaktor ist Alkohol: «Da weiß man, dass das ein richtiger Trigger für Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern ist», so Prof. Chun. Mehr als drei Drinks in der Woche sollten es besser nicht sein, so die Empfehlung.
Kaffee hingegen ist, auch wenn der kurzfristig zu einem schnelleren Herzschlag führen kann, in Maßen nicht bedenklich: «Zwei, drei Tassen über den Tag verteilt sind kein Problem», sagt Prof. Chun.
Förderlich ist es, sich regelmäßig zu bewegen, vor allem Ausdauersport. Starkes Übergewicht ist ein Risikofaktor, daher sollte man das nach Möglichkeit reduzieren und auf eine gesunde Ernährung achten. Mit Sport übertreiben sollte man es aber auch nicht. «Extremsportler, Marathonläufer und Triathleten haben auch vermehrt Vorhofflimmern», so Prof. Chun.