Stonewalling - was ist, wenn der Partner schweigt?

So durchbricht man den kommunikativen Teufelskreis

Paar streitet, Stonewalling
Stonewalling ist eine Art der Kommunikation, die einer Paarbeziehung ernsthaft schaden kann.

Seit über 30 Jahren erforschen die amerikanischen Paartherapeuten Julie und John Gottman das Geheimnis der Liebe. Was macht eine glückliche Partnerschaft aus? Und was gefährdet sie? Ihren Forschungen zufolge lässt sich das Trennungsrisiko von Paaren mit 94-prozentiger Sicherheit anhand einer einzigen Alltagssituation vorhersagen: dem Streit - genauer gesagt: der Art und Weise, wie zwei Menschen in einer Konfliktsituation miteinander umgehen. Die Gottmans identifizierten vier Verhaltensweisen in Streitsituationen, die sie die "Vier Reiter der Apokalypse" nannten, weil sie für eine Beziehung besonders verheerend sind: Kritik, Verachtung, Defensivität und das sogenannte "Stonewalling". Aber was genau ist mit Letzterem gemeint?

Was ist Stonewalling?

Unter "Stonewalling" (engl. "stonewall" = "Steinmauer") versteht man ein Verhaltensmuster, das in zwischenmenschlichen Beziehungen, besonders in Paarbeziehungen, auftreten kann. Eine Partei zieht sich dabei zurück, blockt Kommunikationsversuche ab und nimmt nicht mehr aktiv am Kommunikationsprozess teil. Sie "mauert" sich ein. Häufig tritt Stonewalling auf, wenn eine Person sich emotional überfordert fühlt und nicht in der Lage ist, angemessen auf Konflikte oder Probleme zu reagieren. Durch das Aufbauen einer metaphorischen Mauer schützt sich die Person vor emotionalen Verletzungen. Das Problem: Ohne Kommunikation findet auch keine Kompromissfindung mehr statt und das Gegenüber bleibt häufig ratlos, wütend und/oder verzweifelt zurück. Ein frustrierender kommunikativer Teufelskreis aus dem viele Paare ohne Hilfe von außen nicht mehr herauskommen.

Video: Die "Vier Reiter der Apokylypse" nach Gottmann:

Stonewalling entsteht häufig erst im Laufe einer Beziehung

Stonewalling tritt laut Gottman häufig als eine Reaktion auf die drei vorhergehenden "Reiter der Apokalypse", Kritik, Verachtung und Defensivität, auf. Es handelt sich also um ein Verhaltensmuster, das in vielen Fällen erst mit der Zeit entsteht. Wenn es dann aber schließlich zum Stonewalling kommt, wird es laut Gottman häufig zu einer "schlechten Angewohnheit", die sich in Konfliktsituationen einbürgert und konstruktive Kommunikation erschwert oder gänzlich verhindert.

Was hilft bei Stonewalling?

Gottman empfiehlt als Lösung bei Stonewalling eine Unterbrechung des Streits:

In einer unserer Längsschnittstudien unterbrachen wir Paare nach fünfzehn Minuten Streit und sagten ihnen, wir müssten die Ausrüstung anpassen. Wir baten sie, nicht über ihr Problem zu sprechen, sondern einfach eine halbe Stunde lang Zeitschriften zu lesen. Als sie wieder zu reden begannen, war ihre Herzfrequenz deutlich niedriger und ihre Interaktion war positiver und produktiver.John Gottman / US-Paartherapeut

Was aber ist in dieser halben Stunde passiert? Jeder der beiden Partner*innen hatte die Möglichkeit, sich körperlich zu beruhigen. Sobald sich beide beruhigt hatten, konnten sie wieder auf respektvolle und wertschätzende Art kommunizieren und die Diskussion weiterführen.

"Physiologische Selbstberuhigung" durchbricht kommunikativen Teufelskreis

Wenn also eine*r der Partner*innen auf Durchzug schaltet, sollten beide zunächst versuchen, die Situation zu verlassen und die körperlichen Stressreaktionen des Körpers unter Kontrolle zu bringen. Gottman nennt dies "physiologische Selbstberuhigung". Wenn sich der Herzschlag wieder normalisiert hat und der Ärger im Bauch abgeklungen ist, kann das Gespräch wieder aufgenommen werden.

Wichtig dabei: Beschäftigen Sie sich während der Auszeit nicht mehr mit dem Konflikt, sondern mit etwas, das Sie beruhigt oder ablenkt (beispielsweise lesen, eine Runde Joggen oder ein paar tiefe Atemzüge im Garten). Wer sich während der Auszeit weiter ärgert ("Es ist jedes Mal dasselbe, er wird sich nie ändern!") oder sich weiter als Opfer sieht ("Immer muss sie mich grundlos kritisieren!"), bleibt geistig in der Streitsituation und riskiert, dass der Konflikt weiter eskaliert.