Studie: Kann Desinfektionsmittel der Gesundheit schaden?

Neue Forschungen zeigen, dass Desinfektionsmittel auch „gute“ Darmbakterien schädigen könnten. (Bild: Getty Images)
Neue Forschungen zeigen, dass Desinfektionsmittel auch „gute“ Darmbakterien schädigen könnten. (Bild: Getty Images)

Desinfektionsmittel töten Bakterien – leider auch die guten. Einer neuen Studie zufolge könnte der Inhaltsstoff Triclosan die Darmgesundheit schädigen. Noch sind die Forscher allerdings vorsichtig mit konkreten Aussagen.

Triclosan ist eines der am weitesten verbreiteten Desinfektionsmittel der Welt. Um Keime fernzuhalten, wird es neben dem Einsatz in Krankenhäusern vor allem in Kosmetik und Spielzeug verwendet. Nun haben amerikanische Forscher in einer Studie an Mäusen herausgefunden, dass Triclosan den Darm schädigen kann.

Damit könnte die Studie auch eine Antwort auf die Frage geben, warum gewisse Krankheiten in der entwickelten Welt häufiger vorkommen als in weniger entwickelten Teilen. Dazu zählen zum Beispiel die Erkrankungen des Darms an Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, die gemäß den Forschern von Triclosan begünstigt werden könnten. Denn Triclosan tötet Bakterien, und zwar nicht nur schädliche: Die Darmgesundheit wird ganz wesentlich auch von guten Bakterien bestimmt.

Triclosan: Schädlich für den Darm?

In dem Experiment wollten die Forscher herausfinden, ob Triclosan die Zusammensetzung der Mikroben im Darm stört: Dazu verabreichten sie ihnen Triclosan in ähnlichen Konzentrationen, wie sie Menschen in der westlichen Welt derzeit ausgesetzt sind. Mit dem Ergebnis, dass Triclosan tatsächlich den Darm schädigt und Krebs begünstigte. Nach drei Wochen hatten die Versuchsmäuse Entzündungen im Darm, außerdem hatten jene mit bereits chronisch entzündlichen Darmerkrankungen verstärkte Symptome. Mäuse, die bereits an Darmkrebs erkrankt waren, hatten nach Ablauf des Experiments größere Tumore als zuvor.

Durch Triclosan werden die nützlichen Mikroben im Darm seltener, so die vorsichtige Schlussfolgerung, die die Forscher nun ziehen. Sie wird auch von anderen Studienergebnissen nahegelegt. Wer beispielsweise regelmäßig mit Triclosan angereicherter Zahnpasta die Zähne putzt, zeigt ebenfalls Veränderungen der Bakterienzusammensetzung im Darm. „Ich denke daher, dass Triclosan so viele unterschiedliche Symptome auslöst, weil es auf die Mikroben wirkt“, so der Forscher Guodong Zhang gegenüber dem „Deutschlandfunk“.

Desinfektionsmittel: Gefahr wird weiter erforscht

Sophia Lowes von der Krebsforschung Großbritanniens warnt hingegen vor voreiligen Schlüssen: Bislang gäbe es „keine ausreichenden Beweise“ dafür, dass Triclosan Krebs verursache, woran auch diese Studie nichts ändere. „In dieser sehr kleinen Studie ging es um die Auswirkungen von Triclosan auf Mäuse, daher kann sie uns nichts darüber sagen, ob sie auch beim Menschen zutreffen.“

Was also tun? Ganz auf Triclosan zu verzichten, wird schwer möglich sein: Dafür gibt es zu viele Anwendungsbereiche. Die Verbreitung zu verkleinern, wäre laut der Forscher aber in jedem Fall angebracht. „Wir sollten die Vorteile gegen die Nachteile abwägen, bevor wir Triclosan in alltäglichen Produkten verwenden“, so Zhang. Weitere Untersuchungen sollten sich den genauen Wirkungen der Verbindungen im Darm widmen, empfiehlt er außerdem: „Denn ich denke trotzdem, dass sie für unser Leben essenziell sind.“ In der EU wurde Triclosan 2017 in Biozidprodukten, wozu auch Handdesinfektionsmittel zählen, verboten.