Syphilis zurück in Europa: Diese Geschlechtskrankheiten verbreiten sich rasant

Syphilis zurück in Europa: Diese Geschlechtskrankheiten verbreiten sich rasant

Einem neuen Bericht zufolge entwickelt sich Europa zu einer Brutstätte für sexuell übertragbare Infektionen (STIs).

Die Zahl der Syphilis- und Gonorrhöe-Fälle stieg im Jahr 2023 sprunghaft an, während Chlamydien die häufigste STI blieben und antibiotikaresistente Gonorrhöe eine neue Bedrohung darstellt. Dies geht aus dem jüngsten Jahresbericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervor.

Im Jahr 2023 gab es in der Europäischen Union, Island, Liechtenstein und Norwegen fast 100.000 Gonorrhoe-Fälle.

Das ist ein Anstieg um 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um mehr als 300 Prozent gegenüber 2014, so der Bericht.

Gefahren von Langzeitschäden

Auch die Syphilisfälle nahmen zu. Im Jahr 2023 gab es mehr als 40.000 Fälle, ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber 2022 und eine Verdoppelung der 2014 gemeldeten Fälle.

Unbehandelt kann Gonorrhoe ernste Gesundheitsprobleme verursachen, darunter Unfruchtbarkeit und entzündliche Beckenerkrankungen. Unbehandelte Syphilis kann zu langfristigen Komplikationen des Herzens und des Nervensystems führen, so das ECDC, und sie kann von einer schwangeren Frau auf ihr Baby übertragen werden.

Der Anstieg der Chlamydienfälle scheint sich zwar abgeflacht zu haben, doch bleibt Chlamydien die häufigste bakterielle Geschlechtskrankheit in Europa mit mehr als 230.000 Fällen im Jahr 2023, was einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber 2014 entspricht.

Warum steigt die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen?

Dem ECDC zufolge gibt es mehrere mögliche Gründe für den Anstieg der sexuell übertragbaren Krankheiten, darunter mehr Tests in bestimmten Gruppen, eine geringere Verwendung von Kondomen oder eine höhere Zahl von Sexualpartnern.

Das ECDC erklärte, die Ergebnisse machten deutlich, dass es dringend notwendig sei, die Öffentlichkeit stärker zu sensibilisieren und mehr Anstrengungen in den Bereichen Prävention, Tests und Behandlung zu unternehmen, um diesem wachsenden Problem der öffentlichen Gesundheit zu begegnen.

Die Beamten schlugen auch Alarm wegen des Risikos einer antimikrobiellen Resistenz (AMR) bei Gonorrhoe - wenn sich Bakterien oder andere Krankheitserreger so weit entwickeln, dass sie mit Antibiotika nicht mehr wirksam behandelt werden können.

Die Agentur hat bereits davor gewarnt, dass es immer schwieriger wird, Gonorrhoe mit Antibiotika zu behandeln, was einen weltweiten Trend widerspiegelt.

"Das Auftreten von arzneimittelresistenten Stämmen bedroht die Wirksamkeit der derzeitigen Behandlungen, so dass es von entscheidender Bedeutung ist, den Schwerpunkt auf die Prävention zu legen und einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika zu fördern", so das ECDC.

Letztes Jahr warnte die Agentur, dass der "schwindelerregende" Anstieg der Fälle ein ernstes Problem für die öffentliche Gesundheit in Europa darstelle.

Die Trends im Jahr 2023 deuten jedoch darauf hin, dass die Bemühungen zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten nicht ausreichen, um ihre Ausbreitung einzudämmen, insbesondere bei jungen Menschen.

Die höchsten Raten von Chlamydien- und Gonorrhoefällen wiesen 2023 Frauen in ihren frühen 20ern auf, obwohl Gonorrhoefälle in allen Altersgruppen und sexuellen Orientierungen stark zunahmen, so der Bericht.

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"Kondome schützen"

Bei Männern zwischen 25 und 34 Jahren war die Syphilisrate am höchsten. Die meisten Syphilisfälle wurden unter schwulen und bisexuellen Männern gemeldet, aber auch bei Frauen aller Altersgruppen stieg die Rate im Jahr 2023 an.

Die Agentur rief zum regelmäßigen Gebrauch von Kondomen und zu einer "offenen und ehrlichen Kommunikation" mit Sexualpartnern auf und sagte, sexuell aktive Menschen sollten sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen lassen, da infizierte Menschen nicht immer Symptome haben.

"Frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um eine weitere Übertragung und mögliche Komplikationen zu verhindern", so das ECDC.