Täglich vier Bier, Brennnessel und Kohlrabiblätter: 66-jähriger Extremsportler verrät seine Ernährungstipps

Seit 40 Jahren läuft Hubert Karl aus dem Frankenland Marathon. 4000 Kilometer durch die USA zu joggen, krönt nun seine Karriere. - Copyright: Getty Images / Jack Andersen / Perseomed / Creativ Studio Heinemann / Science Photo Librar/ Hubert Karl
Seit 40 Jahren läuft Hubert Karl aus dem Frankenland Marathon. 4000 Kilometer durch die USA zu joggen, krönt nun seine Karriere. - Copyright: Getty Images / Jack Andersen / Perseomed / Creativ Studio Heinemann / Science Photo Librar/ Hubert Karl

Es war das Abenteuer seines Lebens: Kurz nach seinem 66. Geburtstag setzte sich Hubert Karl aus dem fränkischen Zeil am Main ins Flugzeug und brach auf nach Chicago. Von dort aus wollte er in 66 Tagen die Route 66 entlang bis nach Los Angeles laufen – 4000 Kilometer quer durch die USA. Am Ende meisterte er den Extrem-Lauf in 60 Tagen und lief damit knapp eine Woche früher als geplant in den berühmten Santa Monica Pier ein.

„Vielleicht liegt es an meiner Lebensweise, dass ich dieses Projekt so abschließen konnte, und an meiner Disziplin, die ich über Jahre an den Tag gelegt habe“, schätzt Karl, der seit 2004 als Fitnesscoach Sportkurse anleitet und Laufgruppen trainiert, im Gespräch mit Business Insider (BI). Uns verrät er, auf welches Superfood er setzt und warum er bis zu vier Bier am Tag trinkt. Sein Lebensstil, nimmt Karl im Interview vorweg, sei „einfach, aber wirkungsvoll“.

Der Extrem-Lauf durch die USA krönt Karls Karriere – und macht ihn berühmt

Seit er mit 25 Jahren sein Lauftraining aufnahm und sich fortan auf Marathon-Wettkämpfe vorbereite, habe für ihn immer der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund gestanden. „Mir ging es nie um den großen Erfolg, um erste Plätze auf dem Siegertreppchen. Es hat einfach Spaß gemacht, meine eigene Leistung zu verbessern und mich gesünder zu ernähren.“

Rund 198.000 Laufkilometer hat der diplomierte Lauftherapeut laut eigenen Angaben in seinem Leben zurückgelegt und dabei jede Strecke früher in einem Tagebuch, mittlerweile in einer Excel-Tabelle festgehalten. Über 700 Wettkämpfe, so Karl, liegen hinter ihm, darunter 132 Ultramarathons, die die übliche Marathondistanz von circa 42,2 Kilometern übertreffen.

Nun joggte Karl zwischen März und Mai täglich zumeist 60 Kilometer neben der legendären Fernstraße Route 66 her. Begleitet von seiner Ehefrau und seinem Bruder im Wohnmobil, überwand er Berge, durchquerte Steppen, die Wüste und lief auf seinen letzten Etappen innerhalb der Metropole Los Angeles dem Pazifischen Ozean entgegen. Auf Instagram teilte der Senior Fotos und Videos von unterwegs – die gingen sogleich viral.

Den mittlerweile fast 90.000 Followern stellt Karl darin beispielsweise seinen Amerika-Proviant vor: ein Kohlenhydratpulver auf Maisbasis, zahlreiche Wasserflaschen, ballaststoffreiche Power-Snacks wie Energie-Riegel und -Gel, Energydrinks, zu denen er nach einem halben Lauftag greife, Avocado-Ei-Brote sowie Schokolade als Kalorienzufuhr und Salzstangen für den Natriumhaushalt.

„Urnahrung“ aus dem Bio-Garten

Für gewöhnlich, so berichtet Karl uns, ernähre er sich zu Hause und abseits von Laufturnieren auf natürlicher, unverarbeiteter Basis. Diesen Lifestyle preist er auch auf seiner eigenen Website und auf Social Media an: „Ich möchte den Menschen die Botschaft vermitteln, dass sie sich am besten mit einfachsten Nahrungsmitteln ernähren.“

Grundsätzlich vertraue Karl auf eine sogenannte „Urnahrung“ aus eigenem Bio-Anbau. Die versorge ihn und seine Frau auf natürliche Weise mit Vitalstoffen. „Aus unseren drei Gärten holen wir uns zum Großteil unsere Nahrung, unsere Energie, Mineralien und Vitamine.“ Von Mai bis September greifen sie gerne zu Erd-, Johannis-, Josta-, Him- und Brombeeren, ab August zu Weintrauben. Im Herbst stehen dann Butternut-Kürbis und im Winter Möhren und Kohlrabiblätter auf dem Speiseplan. Was die Gärten saisonal nicht hergeben, besorgen sie aus dem Supermarkt-Kühlregal.

Brennnesseln zum Frühstück

Ab dem Frühjahr starten die Eheleute Karl mit einem speziellen Morgen-Drink in den Tag. „Abends übergießen wir Brennnesseln mit Mineralwasser und weichen sie ein. Über Nacht zieht das Wasser dann die Mineralien raus.“ Dieses Brennnesselwasser enthält nicht nur Eisen und Eiweiß, sondern auch die Vitamine A und C und stärkt damit das Immunsystem. Auch liefern Brennnesseln Flavonoide, die zum Schutz der Körperzellen beitragen, und entzündungshemmende Gerbstoffe, wie das Magazin „Fitbook“ schreibt.

Auf das Gesund-Getränk, so Karl, folge ein ausgiebiges Protein-Frühstück, „dessen Rezept meine Frau und ich mit vielen Saaten entwickelt haben“. Ihr spezieller Brei basiere auf zehnprozentigem Griechischem Joghurt, „der hochwertiges Eiweiß hat, was wichtig für die Darmflora ist“. Zum Joghurt geben sie Leinöl und -samen hinzu, die unter anderem den Blutdruck regulieren und Entzündungen vorbeugen. Für Karl als Läufer sind diese „richtigen Omega-3-Fettsäure-Bomben“ daher besonders wichtig.

Vier Hefebier am Tag: „Der Genuss gehört zum Leben“

Karl mahnt auch: „Der Genuss gehört zum Leben und auf ihn habe ich nie verzichtet. Dann macht das Leben ja keinen Spaß“, sagt Karl und schiebt hinterher: „Ich liebe Bier einfach.“ Gerade Hefebier biete mit seinen enthaltenen B-Vitaminen „alles, was unser Gefäßsystem sauber hält.“ Bis zu viermal täglich öffne er sich eine solche 0,5-Liter Flasche, zum Mittag ein alkoholfreies und zum Abendessen alkoholische Bier – sofern er nicht gerade trainiert, versteht sich.

Die Vitamine im Hefepilz gelten gemeinhin als sehr gesund. Erst im vergangenen Jahr hoben Forschende der Technischen Universität Graz die „entscheidende Rolle“ hervor, die B-Vitamine für die Gefäßgesundheit spielen. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge tragen sie außerdem zu funktionierenden Stoffwechselprozessen bei und halten die Nerven gesund. Allerdings: Um den Tagesbedarf an B-Vitaminen zu decken, dürften ein, zwei Hefebier am Tag nicht reichen, da 100 Milliliter nur zwei bis fünf Prozent des Tagesbedarfs enthalten.

Wie Karl, rät übrigens auch die Handelskrankenkasse zu unfiltrierten, naturtrüben Biersorten als „sinnvolle Nahrungsergänzung“. Dabei empfiehlt sie gerade die alkoholfreien Varianten. Und falls euch Hefebier nicht schmeckt, hat Karl einen Tipp: „Dann holt euch die Hefeflocken aus dem Reformhaus und fügt sie eurem Müsli hinzu. Dann habt ihr den gleichen Effekt.“