Teure Tage: Periode für viele Frauen nicht bezahlbar
Sie sind völlig natürlich, dabei aber oft nervig und nicht selten schmerzhaft: Die vier bis fünf Tage im Monat, an denen eine Frau blutet. Als wäre das nicht schon belastend genug, ist die Periode auch noch teuer. In Deutschland kann sich nicht jede Frau Binden, Tampons und Co. einfach so leisten.
Jede Frau entwickelt eigene Methoden, um mit ihrer Periode fertig zu werden. Die eine benutzt nur Tampons, die andere kombiniert Tampons mit Binden, die dritte verwendet ganz umweltfreundlich eine Menstruationstasse oder wiederverwendbare Periodenslips. Bei Krämpfen setzen einige Damen auf die bewährte Wärmflasche, andere wiederum auf Schmerzmittel. Wenn die Stimmung am Boden ist, Stichwort PMS, braucht es vielleicht Trostfutter in Form von Schokolade und anderen Süßigkeiten.
Alles in allem ist das eine ganze Menge Geld, die Frauen für etwas bezahlen, das vollkommen natürlich ist und sich sowieso nicht verhindern lässt.
Viele Frauen können sich Regelblutung "nicht leisten"
Periodenprodukte sind nicht unbedingt günstig. Und da es sich bei den meisten um Wegwerfartikel handelt, sind die hohen Preise, die man dafür zahlen muss, nochmal ärgerlicher. Laut einer repräsentativen Umfrage der Kinderrechtsorganisation Plan International Deutschland von 2022 ist Menstruation in Deutschland sogar zu teuer. Jede dritte Frau in der Altersgruppe von 16 bis 24 Jahren gab demnach an, dass der Erwerb von Perioden-Hygieneprodukten eine finanzielle Belastung sei.
Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland, sagte laut der Presseerklärung zu den Ergebnissen, es sei nicht hinnehmbar, "dass in einem reichen Land wie Deutschland so viele Mädchen und Frauen sich ihre monatliche Regelblutung schlichtweg nicht ‚leisten‘ können."
Schmierblutungen: Das muss man darüber wissen
Und sie gab zu bedenken: "In dem seit Januar 2023 geltenden Bürgergeld sind gerade einmal 19,16 Euro monatlich für den gesamten Bereich Gesundheitspflege vorgesehen. Das ist zu wenig für viele weibliche Bürgergeld-Empfängerinnen, denn für Periodenprodukte allein fallen schon Kosten zwischen fünf und 15 Euro monatlich an, je nachdem, was dazu gezählt wird." Sie fordert die Politik auf, zu reagieren – etwa mit kostenlosen Hygieneartikeln in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen oder öffentlichen Gebäuden: "Gerade in Anbetracht der steigenden Kosten und hohen Inflation sollten Tampons in öffentlichen Toiletten so selbstverständlich vorhanden sein wie Toilettenpapier", so Hartkopf.
Schottland hat es 2022 vorgemacht: Seit August 2022 müssen Frauen in städtischen Einrichtungen kostenlose Periodenartikel zur Verfügung stehen.
Senkung der “Tamponsteuer“
Dabei gab es bereits Fortschritte, wenn auch offensichtlich noch nicht genug. Bis 2020 wurden in Deutschland Damenhygieneprodukte nämlich noch mit der “Luxussteuer“ von 19 Prozent belastet. Grotesk, wenn man bedenkt, dass die Periode eine natürliche Notwendigkeit des weiblichen Körpers ist und kein Luxusgut. Die Diskussion um die sogenannte “Tamponsteuer“ schlug hohe Wellen.
Dann der große Triumph: Zum 1. Januar 2020 wurde sie auf den ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent gesenkt, der beispielsweise auch für Bücher und Zeitschriften sowie für die meisten Grundnahrungsmittel gilt. Doch ganz zufrieden waren viele damit nicht, wie etwa thefemalecompany.com: Denn für Slipeinlagen gilt weiterhin die Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Warum? Das Bundesministerium für Finanzen begründete die Entscheidung auf Nachfrage so: "Slip-Einlagen dienen laut Herstellerangaben vorrangig dem täglichen Gebrauch und unterliegen daher dem Regelsteuersatz."
Übrigens: In Ländern wie Australien, Irland oder Kanada wurde die Besteuerung von Tampons und Co. schon komplett aufgehoben.
VIDEO: 3 Wege, um die Menstruation zu enttabuisieren