Tradition und Moderne: Die starken Frauen der mongolischen Steppe

Yahoo feiert den internationalen Frauentag 2017
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<br><em>Junge Mongolinnen in tyischer Landestracht, wie hier, sind rarer geworden. Die westlichen Einflüsse sind auf den Straßen sichtbar. Foto: ullstein bild</em>

Junge Mongolinnen in tyischer Landestracht, wie hier, sind rarer geworden. Die westlichen Einflüsse sind auf den Straßen sichtbar. Foto: ullstein bild


Weite Landschaften überdacht von einem strahlend blauen Himmel, dazwischen Schafe, Pferde, Kamele und Jurten. Das ist die Mongolei, wie man sie sich vorstellt. Seit Jahrhunderten leben die Mongolen auf dem Land so, wie ihre Vorväter. Heute bewegen sich die schönen Mongolinnen zwischen Tradition und Moderne.

Dem Mongolenführer Dschingis Khan sagt man nach, er habe eine Schwäche für schöne Frauen gehabt. Schönheiten fand er auf seinen blutrünstigen Raubzügen in Asien und Europa zuhauf. Drei Eigenschaften, so riet ihm einst sein Vater, sollte eine Frau haben: Schmale Augen – damit die Dämonen sie nicht befallen, ein flaches Gesicht und kräftige Beine, um dem Mann Lust zu schenken. Ob den kleinen Temudgin, wie Dschingis Khan ursprünglich hieß, die Ratschläge tatsächlich so ereilten, ist nicht überliefert. Die Zitate stammen aus Sergej Bodrows Film „Der Mongole“ von 2007 und sind wahrscheinlich eher Fiktion. Der Film erzählt die Geschichte seiner Liebe zu Börte, seiner ersten Frau, die ihm als Neunjährigen versprochen wurde.

Von Börte heißt es in den mongolischen Schriften, sie „habe ein Licht im Gesicht und Feuer in den Augen“. Frei übersetzt bedeutete das wohl, sie sei intelligent und tapfer. Börte war zwar Dschingis Khans Hauptfrau und gebar ihm acht Kinder, doch er hatte einen riesigen Harem. Die Schönheit der Frauen maß er in Karat. Es heißt, er mochte kleine Nase, runde Hüften, langes seidenes Haar, rote Lippen und melodische Stimmen. Wenn eine Frau eine gewisse Karatzahl nicht erreichte, wurde sie an seine Offiziere weitergereicht. Mit geschätzten 16 Millionen Mann hat er heute die meisten direkten männlichen Nachkommen weltweit.

Mangel an mongolischen Models



Vobild USA: Die Mongolei will mehr Models auf internationale Catwalks bringen. Die Casting-Show soll der erste Schritt sien. Foto: Mongolia Gogo

Heute hat die mongolische Beauty-Industrie sich der Moderne angepasst: Im Januar 2017 lief die Pilotfolge von „Mongolia´s Next Top Model“, in Anlehnung an das amerikanische Original. Mitte März wird die erste Siegerin gekürt. Sodgerel Ulziikhutag, Model und Gründerin des Beauty-Portals „Buro 24/7“ ist die mongolische „Heidi Klum“. Sie ist das Aushängeschild der Show und ein internationales Model. Der UB Post verriet sie: „Ich hoffe, dass diese Show die mongolische Mode auf ein neues Niveau bringen wird. Der mongolische Modesektor entwickelt sich, aber wir haben einen Mangel an Models und Designern um auf internationalem Niveau mitzuhalten. Diese Show wird Models die Chance geben auf internationalen Runways zu laufen.“

Auch das mongolische Model und It-Girl Nora Dagva versucht auf eigene Faust den Modesektor zu beleben. 2013 gründete sie die in Ulan Bator ansässige Modelagentur „Unique Models Management“ und versucht, junge talentierte Mongolinnen aufzuspüren. „Model in der Mongolei zu sein ist ziemlich hart. Es gibt die Einstellung, dass jedes Model gerne flirtet und vom Wege abgekommen ist. Professionelles Model zu sein ist ein prestigereicher Job mit gutem Gehalt im Ausland. Die Arbeit formt Models zu starken Individuen. Ich versuche den Mongolen klar zu machen, dass Modeln ein High-Level-Job ist.“

Das Schönheitsideal in der Mongolei ist dem Westen angeglichen: Die Kandidatinnen der Show setzen auf moderne Styles. Foto: Mongolia’s Next Topmodel

Die Designerin Bayarmaa Bayarkhuu hat mit ihrem Label MONGOL den Nomadenstil bereits auf die Catwalks der New Yorker Mercedes Benz Fashion Week gebracht. Sie verwendet rohe Naturmaterialien, wie Kashmir, aus ihrem Heimatland und kombiniert traditionelle sowie moderne Schnitte.


Umgedrehte Kluft der Geschlechter

Die mongolische Frau hatte damals wie heute eine starke Stellung in der Gesellschaft. Frauen kämpften im Heer und ein Mann galt als respektabel, wenn er sich bei seiner Frau Rat holte. Er war dann, ganz im Gegenteil zur westlichen Sicht, kein Pantoffelheld. Auch für Dschingis Khan war Börte zeitlebens seine engste Vertraute.

In der heutigen Mongolei sind es die Frauen, die meist eine höhere Bildung genießen. Das liegt daran, dass sich Jungen auf dem Land oft um die Tiere kümmern müssen, während die Töchter zur Schule und Universität geschickt werden. Auch wenn sich dies langsam ändert, so herrscht doch eine „umgedrehte Kluft zwischen den Geschlechtern“, wie Forscher es nennen. Trotzdem sind Führungspositionen meist von Männern besetzt, verdienen Frauen oft weniger und sind in der Politik unterrepräsentiert. Mongolinnen mit hoher Bildung lehnen zudem oft ungebildete Heiratskandidaten ab.

Massage und Kauen gegen Pfunde

Die schöne Zhu Zhu spielt in der Netflix-Serie “Marco Polo” eine mongolische Prinzessin. Foto: Olivier06400

Aktuell lässt due Netflix-Serie „Marco Polo“ die Abenteuer des venezianischen Kaufmannssohns bei den Mongolen im alten China aufleben, genauer gesagt am Hofe des Kublai Khans, dem Enkel Dschingis Khans. Die Schauspielerin Zhu Zhu spielte die mogolische Prinzessin Kokochin. Der New York Times verriet Zhu Zhu ihre Beauty-Tricks – nicht nur für diese Rolle. „Für Massagen gehe ich zu chinesischen Ärzten, die das Tiefengewebe massieren. Ich war in französischen Spas, und die Massagen dort sind wirklich gut und beruhigend, aber ich habe das Gefühl, dass mein Körper nach den chinesisch-medizinischen Massagen besser funktioniert. Sie helfen bei der Blutzirkulation.“ Auf ihre Figur achte sie mit einem Trick. „Ich versuche mehr und langsamer zu kauen. Ich kaue jeden Bissen vielleicht 35 bis 40 Mal. Das funktioniert.“

Vegan ist ein no-go

Die mongolische Ernährung besteht hauptsächlich aus Fleisch und Milchprodukten. Gemüse und Obst sind im täglichen Speiseplan rar, da sie importiert werden müssen und sehr teuer sind. Trotzdem sind Diabetes und Übergewicht in der Mongolei, zumindest bei den Nomaden, selten. Vorbeugend wirkt wohl die viele harte Arbeit an der frischen Luft. Aber wie fast überall auf der Welt unterscheidet sich das Stadt- stark vom Landleben. In der Hauptstadt ist die Schere zwischen Arm und Reich besonders stark zu spüren. Der größte Teil der Bevölkerung Ulan Bators wohnt in den ärmlichen Jurtenvierteln am Rande der Stadt. Ein kleiner illustrer Kreis aber lebt in Saus und Braus, lässt sich Abendessen aus Südkorea mit dem Hubschrauber einfliegen oder bestellt Champagner im Wert von 18.000 Dollar.

Heutzutage ist das Schönheitsideal in der Mongolei dem Westen angeglichen. Anders als in den meisten asiatischen Ländern, ist helle Haut kein zwingendes Schönheitsideal. Bräune ist gerne gesehen. Ein Frauenkörper gilt als attraktiv, wenn er gesund und stark ist, nicht spindeldürr. Auf dem Land leben die meisten Mongolen, wie ihre Vorfahren, als Nomaden. Wegen der frischen Steppenluft haben viele Mongolinnen gesunde rote Wangen, die allerdings bei den Städterinnen immer seltener werden. Die langen seidigen Haare werden zu zwei engen Zöpfen geflochten. Als schön gelten allgemein gültige Attribute, wie ein symmetrisches Gesicht, gerade weiße Zähne und ein ebenmäßiger Teint. Nur die Augen dürfen, anders als zu Dschingis Khans Zeiten, größer sein.