Trugschluss: Warum vegetarische Wurst nicht weniger Tierleid verursacht als normale

Für Veggie-Wurst sterben zwar keine Schweine, aber andere Tiere. (Bild: Scott Olson/Getty Images)
Für Veggie-Wurst sterben zwar keine Schweine, aber andere Tiere. (Bild: Scott Olson/Getty Images)

Vegetarische Wurstalternativen werden mittlerweile nicht nur von überzeugten Vegetariern gekauft: Auch wer seinen Fleischkonsum und somit das Tierleid etwas reduzieren will, greift gerne mal zur fleischlosen Variante. Diese Rechnung geht jedoch nicht auf.

Obwohl vegetarische Wurstalternativen kein Fleisch enthalten, sind sie nämlich nicht immer komplett frei von tierischen Produkten. Das trifft vor allem auf die Veggie-Angebote der großen Fleischkonzerne zu, die hier in den vergangenen Jahren ein attraktives Nebengeschäft entdeckt haben. In diesen Produkten findet man oft Milch oder Ei. Wie der „Stern“ ausgerechnet hat, sterben für eine Veggie-Wurst einer bekannten deutschen Marke sogar mehr Tiere als für deren gewöhnliche Mortadella.

Diese Rechnung kommt so zustande: Bei einem Schlachtgewicht von etwa 94 Kilogramm kann man aus einem Schwein knapp 76 Kilogramm Verzehrfleisch machen. Daraus lassen sich etwa 102 Kilogramm Mortadella mit einem Fleischgehalt von 74 Prozent herstellen. Die vegetarische Alternative besteht zu 70 Prozent aus Eiklar. Um 102 Kilogramm dieser Veggie-Mortadella herzustellen, bräuchte man demnach knapp 72 Kilogramm Eier – oder umgerechnet: über 2170 Stück.

Legehennen aus Käfighaltung haben kaum Platz, um sich zu bewegen. (Bild: Vcg/Getty Images)
Legehennen aus Käfighaltung haben kaum Platz, um sich zu bewegen. (Bild: Vcg/Getty Images)

Bedenkt man, dass Legehennen jedoch nur ungefähr 300 Eier im Jahr legen und nach 15 Monaten bereits geschlachtet werden, heißt das also, dass man sechs Hennen für diese Menge benötigt. Diese Zahl muss man nun noch mal verdoppeln, da es für männliche Küken in Legebetrieben keine Verwendung gibt und diese meist direkt getötet werden. Das Ergebnis: Für 102 Kilogramm Mortadella stirbt ein Schwein, für die gleiche Menge der Veggie-Alternative zwölf Hühner.

Diese vereinfachte Rechnung zeigt, dass nicht alles, was als „veggie“ vermarktet wird, auch wirklich tierfreundlich ist. Auch wenn kein totes Tier in den vegetarischen Alternativen landet, leiden Tiere für andere Inhaltsstoffe in Massentierhaltung, bis sie geschlachtet werden. Wer seinen Fleischkonsum also reduzieren will, um etwas Gutes zu tun, zum Beispiel durch einen fleischlosen Tag in der Woche, der sollte am besten ganz auf derartige Produkte verzichten oder einen genauen Blick auf die Zutatenliste werfen und vegane Alternativen ohne tierische Inhaltsstoffe vorziehen.