Twitter-Battle um Sasha Obamas TikTok-Video

An der hitzigen Debatte um ein harmloses Tanzvideo eines Teenagers zeigt sich die ganze Zerrissenheit der USA. Denn die junge Frau, die mit ihren Freunden tanzt, ist Sasha Obama.

Die inzwischen 19-jährige Sasha Obama versucht, ein normales Teenagerleben zu führen. Nicht leicht, wenn man die Tochter eines Ex-Präsidenten ist. (Bild: REUTERS/Joshua Roberts)
Die inzwischen 19-jährige Sasha Obama versucht, ein normales Teenagerleben zu führen. Nicht leicht, wenn man die Tochter eines Ex-Präsidenten ist. (Bild: REUTERS/Joshua Roberts)

Kaum eine Familie auf der Welt steht unter so penibler Beobachtung wie die Präsidentenfamilie der USA. Das gilt offenbar nicht nur, solange sie das Weiße Haus bewohnt, wie die Obamas jetzt schmerzlich feststellen müssen. Die 19-jährige Sasha Obama hat anders als die meisten Teenager keine eigenen öffentlichen Social Media Accounts. Trotzdem kommt es vor, dass Aufnahmen von ihr im Netz landen. Wie viele Gleichaltrige hatte die Tochter des 44. US-Präsidenten Barack Obama ein Tanzvideo mit Freunden gemacht, das eine Userin namens @pixiestick222 auf der Plattform TikTok veröffentlichte.

Dort wurde es zwar schnell wieder heruntergenommen, doch der Schaden war bereits passiert. Das kurze Video war längst gesehen und geteilt worden. Nachdem es sich auf Twitter verbreitete, ging es viral und löste bei vielen Moralhütern Empörung aus - und eine riesige Solidaritätswelle.

“Black Twitter” kam zu ihrer Verteidigung und so posteten zahlreiche Prominente für das Recht der jungen Frau, ein wenig Spaß zu haben und sich wie ein normaler Teenager zu verhalten. Denn die Kritik an dem Video hatte längst ein Eigenleben angenommen. Es ging vor allem darum, wie sich eine junge schwarze Frau zu verhalten habe. Von der Kritik der Acryl-Fingernägel bis hin zur Bewertung und Begutachtung ihres Körpers spiegelten die konservativen Kommentare das ganze DiIemma eines rassistisch geprägten Diskurses wider.

“Lasst sie komplett in Ruhe”

Auch deshalb sprangen ihr so viele User zur Seite. Die britische Schauspielerin Jameela Jamil gehörte zu den ersten, die für Sasha in die Bresche sprangen. “Ach, haltet die Klappe zu Sasha Obama,” schrieb sie in einem Post an die Kritiker gewandt. “Sie ist jung und frei und tut niemandem weh. Hört auf so zu tun, als wenn es der US-Präsident selbst wäre, der sich so verhält.” Und selbst wenn, wäre das nicht weiter schlimm, so Jamil. “Sie sieht glücklich aus und verdient es, sich auszudrücken und Spaß zu haben.”

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Eine, die sich bestens damit auskennt im präsidialen Rampenlicht zu stehen, stellte sich ebenfalls an Sashas Seite. Chelsea Clinton, Tochter von Bill und Hillary Clinton schrieb: ““Oh Gott, hab ich etwas verpasst? Andererseits, erzählt es mir lieber nicht. Sasha Obama ist eine einfache Bürgerin die ihre Privatsphäre verdient. Punkt. Bitte lasst sie komplett in Ruhe.”

Der Post, auf den Chelsea Clinton sich bezog, kam von Meena Harris, einer bekannten Anwältin und Nichte der zukünftigen Vize-Präsidentin Kamala Harris. Harris hatte sich mit deutlichen Worten eingemischt: “Nehmt Sasha Obamas Namen nicht in eure verdammten Münder.”

Der Autor Frederick Joseph postete: “Ich habe nicht viel dazu zu sagen außer: Lasst Sasha Obama in Frieden. Lasst die junge Frau sie selbst sein.”

Yuh-Line Niou, Abgeordnete im US-Bundesstaat New York Assembly fand ebenfalls klare Worte: "Nein. Einfach nein zu allem Widerwärtigen, das jetzt über Sasha Obama gesagt wird. Kommt schon.”

Ein zweites Foto, auf dem eine junge Frau zu sehen ist, die Sasha sehr ähnlich sieht, sorgt ebenfalls für heftige Dispute online. Während viele User sie verteidigen und für ihren Look feierten, stürzen sich Trump-Anhänger auf das angeblich unmoralische Auftreten der Präsidententochter. Umgekehrt wird denen Doppelmoral vorgeworfen, weil sie Melania Trump, die sich einst als Nacktmodel fotografieren ließ, oder Trumps Affäre mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels keineswegs so hart verurteilten. Ob die Frau auf diesem Party-Foto wirklich Sasha Obama ist, ist nicht bestätigt.

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Obama: “Sasha lässt sich nicht einschüchtern”

Die 19-Jährige studiert an der Universität von Michigan, war allerdings wie ihre Schwester Malia auch bei den Eltern zuhause während der Corona-Zeit. Weder Vater Barack noch Mutter Michelle äußerten sich bisher zu dem heftigen Twitter-Sturm, der auf ihre jüngere Tochter herab prasselt. Barack Obama betonte aber jüngst in Interviews zu seinem Buch immer wieder, wie stolz er auf die starken Frauen seiner Familie sei.

Gegenüber InStyle sagte der ehemalige Präsident: “Sasha ist komplett selbstbewusst über ihre eigenen Ansichten zur Welt und lässt sich nicht einschüchtern, weder von Menschen noch von Titeln. Wenn sie denkt, dass etwas falsch oder richtig ist, dann sagt sie das auch.” Das sind Qualitäten, die sie angesichts der hitzig geführten Debatte um ihr Auftreten sicher gerade gut gebrauchen kann.

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