Uhren als Symbole für Status und Stil

Moderne Uhren vervollständigen das Outfit, sind vielfältig und haben Mut zur Farbe. Foto: Getty Images / Westend61
Moderne Uhren vervollständigen das Outfit, sind vielfältig und haben Mut zur Farbe. Foto: Getty Images / Westend61

Als Sozialdemokratin Rolex tragen – darf man das? Dieser Frage sah sich SPDlerin Sawsan Chebli kürzlich ausgesetzt. Ein Twitter-User hatte ein vier Jahre altes Bild von ihr gefunden, auf dem sie eine Rolex trug. Daraufhin entbrannte ein Shitstorm gegen sie. Doch wer trägt heutzutage überhaupt noch Luxusuhren und was sagt das Statussymbol über denjenigen aus?

Es war eine Datejust 36 von Rolex, die Sawsan Chebli bei ihrer Ernennung zur Vizesprecherin des Auswärtigen Amtes 2014 an ihrem Handgelenk trug. Das Modell kostet etwa 7300 Euro – Grund genug für einen Twitter-User, es mit der hämischen Bemerkung “Alles was man zum Zustand der deutschen Sozialdemokratie 2018 wissen muss^^” zu versehen. Gegen den Shitstorm, der über die 40-Jährige hereinbrach, wehrte sie sich ebenfalls im sozialen Netzwerk – und das nicht ohne Humor.

Laut einer Studie der Unternehmensberatungsfirma Bain & Company wurde 2017 ein weltweiter Umsatz an Luxusuhren von etwa 37 Milliarden Euro erzielt. Nicht nur die Uhrenliebhaber kurbeln das Geschäft an, sondern auch der Hintergrund, dass viele Käufer in Zeiten niedriger Zinsen darin eine Wertanlage sehen.

Welche Luxusuhren feierten 2018 Weltpremiere?

Als Trend-Barometer für das neue Uhrenjahr gilt der Salon de la Haute Horlogerie (SIHH). Immer im Frühjahr präsentieren hier etwa 35 Aussteller ihre Neuerscheinungen. Zutritt haben nur Händler, Medien und VIPs. Auch im Jahr 2018 stellten gleich mehrere Luxusmanufakturen in Genf ihre Weltpremieren vor. A. Lange & Söhne zeigte beispielsweise den ersten mechanischen Schleppzeiger-Chronographen, der eine mehrstündige Vergleichsmessung erlaubt. Das heißt, durch einen zusätzlichen Schleppzeiger auf dem Minuten- und dem Stunden-Zähler gelingt es, Zwischen- und Referenzzeiten bis zu einer Dauer von zwölf Stunden zu stoppen. Wen das von den Socken haut, der kann dafür um die 140.000 Euro ausgeben.

Piaget zeigte in Genf die flachste Automatikuhr der Welt. Lediglich 4,3 Millimeter war sie dick – genauso, wie zwei aufeinander gelegte 20-Cent-Münzen. Die Piaget Ultimate Automatic kostet über 26.000 Euro. Und für Erstaunen auf Kennerniveau sorgte auch die junge Marke Ressence. Die Belgier verbanden Smart-Tech mit Mechanik. Das bedeutet, dass ihre mechanische Uhr immer die korrekte Uhrzeit zeigt, ohne, dass man sie ständig nachregulieren muss.

Wer trägt heute eigentlich noch ein Statussymbol am Arm?

Den meisten Menschen sind diese Uhrendetails vermutlich nicht wichtig. Für sie muss das Schmuckstück an ihrem Handgelenk schön aussehen. Doch im Luxusbereich stehen die unterschiedlichen Marken für unterschiedliche Vorlieben der Käufer. Da gibt es diejenigen, die Rolex tragen. Für sie muss eine Uhr ebenso zum Anzug passen wie eine Bäckermütze zur Bäckerhose. Sie haben vielleicht einen Großteil ihres Lebens gearbeitet und wollen sich nun etwas gönnen. Übrigens auch ein Argument das Sawsan Chebli gebraucht hat.

Andere, wie die Träger der Panerei Kultuhren lassen sich eher als ehemalige Hipster klassifizieren. Sie arbeiten als Grafiker für Werbeagenturen oder Designfirmen und entfliehen an den Wochenenden gern den Szenen ihrer Großstadt, um in einer anderen urbanen Umgebung, Kultur zu erleben.

Und wieder andere tragen gern Breitling oder Hublot. Menschen, die schon früh geschäftstüchtig waren und deren Gedanken sich schon als Jugendliche um Geld und Geschäfte rankten. Sie haben gleich nach der Schule ein kleines Start Up gegründet, um dann ein mittelgroßes, gut laufendes Unternehmen daraus zu machen.

Doch wie finde ich die richtige Luxusuhr, die zu mir passt? Nun der Weg geht zurück zu den Klassikern, denen, die Oma und Opa schon getragen haben. Denn, 2018 hin oder her, die Modebranche zeigt sich dieser Tage rückwärts gewandt.

Die Uhren von Heute sind die Uhren von Gestern

Vielleicht ist es das Gefühl von Entschleunigung, wenn man statt einer Smartwatch eine klassisch mechanische Uhr am Handgelenk trägt, eine Sehnsucht nach den guten alten Zeiten, in denen die Welt weniger hektisch war, man weniger getrackt wurde und mehr nach Tante Gerdas Apfelkuchen roch. Nostalgie ist 2018 ein viel verstandenes und in Uhren ausgedrücktes Gefühl. Sei es das elegante Art-Déco der Zwanziger Jahre, die reduzierte Gestalt der 1950 und 1960er oder der bewusst kantige Stil der Siebziger – Retro ist in.

So hat beispielsweise Cartier seine Santos-Uhr vom Anfang des 20. Jahrhunderts neu aufgelegt. Gedacht ist eins der Modelle, laut eigenen Aussagen, für “furchtlose Männer”. Mit einem Preis von über 20.000 Euro müssen die Männer, die sie tragen tatsächlich sehr angstbefreit sein oder aber im Geld schwimmen. Für Frauen fangen die Uhren schon bei 12.000 Euro an.

Die meisten modernen Uhren zeigten sich in diesem Jahr reduziert und in den traditionellen und eleganten Farben gold, silber und rosé. Dabei geht der Trend weg von den Statementuhren der vergangenen Jahre, die in Übergröße den Arm beschwerten, hin zu denen, die sich als unauffälliges stilvolles Accessoire zwischen die Knöchel schmiegen.

Blau- und Grüntöne geben Handgelenken den letzten Schliff

In der Vergangenheit hat sich Blau neben Weiß- und Schwarzschattierungen auf dem Ziffernblatt etabliert. Besonders bei Männeruhren wirkt die Farbe anmutig und royal. Doch daneben drängt nun eine andere Farbe auf dem Uhrenmarkt: Grün. Das Pantone Color Institute aus New Jersey, das auch die “Farbe des Jahres” festlegt, hat erst 2018 den Grünton “Arcadia” in sein Farbsammelsurium aufgenommen. Darunter versteht das Institut einen “eher klaren und kühlen Grünton” – und die Uhrenbranche folgte seinem Rat.

Was bei Männern ins traditionelle Verständnis eines Olivetons geht, ist bei Frauen die Trendfarbe “Mint”, die ihren Uhren und der darunter liegenden gebräunten Haut einen frischen Look verleiht. Oris hat mit seinem Modell Big Crown eine hochwertige und deswegen auch hochpreisige Variante geschaffen, die aber im Vergleich zu anderen Luxusmarken mit zirka 1500 Euro eher im unteren Bereich anzusiedeln ist.

Digitale Uhren: Entweder ganz oder gar nicht

Wenn digitale Uhr, dann bitte eine richtige Smartwatch. Apple ist als Vorreiter für luxuriöse Uhren, die noch dazu Köpfchen beweisen, ganz und gar nicht entschleunigt sind und erst recht nicht retro, sondern ein futuristisches Design aufweisen, bekannt. Doch ihm folgen auch andere Smartwatchhersteller wie Samsung oder Huawei.

Diese Uhren sind lange nicht so hochpreisig wie ihre mechanisch teuren Analogfreunde. Sie dienen dem Tragenden höchstens als Teil einer Sportaustattung. Keinesfalls ist sie alleiniger Bestandteil eines luxuriösen Haushalts. Denn Smartwatchens sind eines sicher nicht: eine Wertanlage.

Wer nun aber überhaupt keine Aktien an teuren Uhren hat, sich aber trotzdem Nostalgie wünscht, der greift zu unserem aller All-Time-Favourite: der Zuckerperlenuhr.