Bis zu 800 Mal täglich: Warum wir uns so oft ins Gesicht fassen
Ob beim Nachdenken oder in stressigen Momenten – wir berühren unser Gesicht unbewusst mehrmals am Tag. Doch warum tun wir das?
Ob beim Nachdenken, in stressigen Situationen oder ganz unbewusst – wir berühren unser Gesicht täglich viele Male. Doch was steckt hinter dieser alltäglichen Gewohnheit? Forscher haben herausgefunden, dass diese Gesten weit mehr sind als bloße Angewohnheiten. Sie erfüllen psychologische Funktionen, können aber auch gesundheitliche Risiken bergen.
Unbewusstes Verhalten mit psychologischer Wirkung
Viele Menschen berühren ihr Gesicht etwa 50 Mal pro Stunde, oft ohne es zu bemerken. Besonders häufig sind dabei Mund, Nase und Augen betroffen – Bereiche, die auch anfällig für Infektionen sind. Doch warum tun wir das überhaupt?
Der Psychologe und Haptikforscher Martin Grunwald von der Universität Leipzig erklärt, dass Gesichtsberührungen eine Form der Selbstregulation sind. Sie helfen, emotionale Anspannung zu reduzieren und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Auch Embryos berühren sich bereits im Mutterleib am Mund, insbesondere wenn die Mutter gestresst ist – ein Hinweis darauf, dass diese Geste eine beruhigende Wirkung haben kann.
Berührungen als Stressregulation
Laut Studien der Ruhr-Universität Bochum und der Goethe-Universität Frankfurt senken Selbstberührungen nachweislich das Stresshormon Cortisol. In Tests hatten Teilnehmer, die sich selbst berührten, niedrigere Cortisolwerte als jene, die darauf verzichteten.
Besonders das Gesicht spielt hier eine Rolle, da es viele empfindliche Nervenenden besitzt, die direkt mit dem Gehirn verbunden sind. Ein sanftes Streichen über die Wange oder das Berühren der Lippen sendet beruhigende Signale, die das Nervensystem schnell entspannen können.
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Gesundheitsrisiko: Infektionen durch Gesichtsberührungen
Doch diese unbewusste Geste birgt auch Risiken. Da Mund, Nase und Augen häufig berührt werden, können Keime und Krankheitserreger leicht in den Körper gelangen. Besonders während Erkältungszeiten oder Pandemien raten Gesundheitsexperten daher, bewusst auf Gesichtsberührungen zu verzichten.
Trotzdem ist es schwer, diese Gewohnheit zu kontrollieren. Die bewusste Unterdrückung erfordert viel Konzentration. Technische Hilfsmittel wie die App "Donottouchyourface" versuchen, durch visuelle und akustische Signale dabei zu helfen, sich weniger ins Gesicht zu fassen.
Fazit: Mehr als nur eine Angewohnheit
Das Berühren des Gesichts ist ein tief verwurzeltes, oft unbewusstes Verhalten mit komplexen psychologischen und biologischen Ursachen. Während es nachweislich Stress reduzieren kann, ist es in gesundheitlichen Krisenzeiten sinnvoll, den Kontakt zum Gesicht bewusst zu minimieren. Ein besseres Bewusstsein für dieses Verhalten kann helfen, sowohl das Wohlbefinden zu fördern als auch gesundheitliche Risiken zu verringern.
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