Ich reiste in den USA mit dem Zug: Vieles war schlechter als bei der Deutschen Bahn – außer eine Sache

Ich bin fast drei Stunden in einem Zug von New Jersey nach Washington DC gefahren.  - Copyright: privat
Ich bin fast drei Stunden in einem Zug von New Jersey nach Washington DC gefahren. - Copyright: privat

Einer der Gründe, warum ich gerne in Deutschland lebe, ist meine Vorliebe für Zugfahrten. Züge sind relativ schnell und viel bequemer als Fliegen oder Autofahren. Während meiner Sommerreise in den USA – wo viele Menschen eher Auto fahren – habe ich daher jede Gelegenheit genutzt, um die Autobahn zu meiden und eine Zugverbindung zu finden.

Ein Beispiel dafür war meine Fahrt von Newark, einem Vorort von New York City, nach Washington, D.C., der Hauptstadt der USA. Obwohl die meisten Menschen die Zuginfrastruktur in den USA sehr kritisch sehen, muss ich sagen, dass meine Erfahrung dieses Bild nicht bestätigt hat – im Gegenteil, es hat mir sogar trotz einiger Minuspunkte gefallen.

Die Strecke von Newark (New Jersey) nach Washington DC hat 2 Stunden und 45 Minuten gedauert.  - Copyright: privat
Die Strecke von Newark (New Jersey) nach Washington DC hat 2 Stunden und 45 Minuten gedauert. - Copyright: privat

Die Strecke wird von Amtrak betrieben, dem US-amerikanischen Pendant zur Deutschen Bahn, das sowohl langsame als auch schnelle Züge anbietet. Die Fahrt vom Hauptbahnhof in Newark nach Washington, D.C. dauert knapp drei Stunden und führt durch vier nordöstlichen Bundesstaaten der USA, vorbei an großen Städten wie Philadelphia und Baltimore. Der Preis für ein einfaches Ticket in der Economy-Klasse: 138 US-Dollar (rund 125 Euro), nur für den Hinweg.

Die Züge sind billig gebaut – und das merkt man schnell

Der Zug von außen.  - Copyright: privat
Der Zug von außen. - Copyright: privat

Obwohl der Zug an einem Samstagmorgen um elf Uhr losfahren sollte, war der Zug nicht so voll, wie ich erwartet habe. Das war Glück, da es im Hochgeschwindigkeitszug keine Sitzplatzreservierungen gibt.

Anders als bei Zügen in Deutschland werden die Außenschichten der Züge nicht gefärbt und die Fenster sind total klein – meiner Ansicht nach sehen die Züge wie ein Metallklotz aus. Ich fand es etwas seltsam, aber wer schon in den USA war, weiß, dass ihre Infrastruktur oft auf Sparsamkeit ausgelegt ist.

Die Tür des Zuges von außen und innen. - Copyright: privat
Die Tür des Zuges von außen und innen. - Copyright: privat

Ein Vorteil bei Amtrak ist, dass die Züge länger im Bahnhof stehen als die ICEs. Ich hatte ausreichend Zeit, um einen passenden Sitzplatz für mich, drei weitere Familienmitglieder und unsere drei Hunde zu finden, die alle in Transportkäfigen untergebracht sein mussten.

Der Stauraum war ziemlich knapp bemessen. Einige Passagiere nutzten sogar den Platz des Reinigungspersonals für ihr Gepäck. Zum Glück hatte ich nur ein kleines Gepäckstück, das in das Fach über meinem Sitz passte.

Der Kofferraum & ein Koffer im Platz der Reinigungskräfte. - Copyright: privat
Der Kofferraum & ein Koffer im Platz der Reinigungskräfte. - Copyright: privat

Ich war froh, dass die Sitze etwas mehr Beinfreiheit hatten als in deutschen Zügen, da ich eher groß bin. Allerdings habe ich festgestellt, dass die Armlehnen sehr weit unten waren und sich nicht verstellen ließen.

Das Tablett hat weiter herausgeragt als in den ICE-Zügen, sodass der Platz sehr beengt gewirkt hat, sobald es heruntergeklappt war. Eine Sache, die mir aufgefallen ist: Wenn sich jemand vor mir hingesetzt hat, hat der Sitz stark gewackelt – nicht ideal, wenn man Essen oder Getränke auf dem Tablett hat.

Mein Sitzplatz und der Armlehne beim Sitzplatz neben mir. - Copyright: privat
Mein Sitzplatz und der Armlehne beim Sitzplatz neben mir. - Copyright: privat

Als der Zug losfuhr, war die Fahrt ziemlich holprig. Beim Verlassen des Bahnhofs hat der Zug deutlich mehr geruckelt, als ich es von deutschen Zügen kenne. Da wurde mir klar, dass dieses Schienensystem viel älter und weniger gepflegt ist, als ich es gewohnt bin. Sobald der Zug die Stadt hinter sich gelassen hatte, wurde die Fahrt zwar etwas ruhiger, aber längst nicht so sanft wie in Deutschland, wo ich manchmal vergesse, dass der Zug sich überhaupt bewegt.

Links ein Blick in einen Wagon, rechts ein Blick aus dem Fenster neben meinem Sitzplatz.  - Copyright: privat
Links ein Blick in einen Wagon, rechts ein Blick aus dem Fenster neben meinem Sitzplatz. - Copyright: privat

Ich bin nicht gerade der Beste, wenn es um die Vorbereitung von Reisen geht. Dazu gehört auch, dass ich kaum Filme oder Serien herunterlade, bevor ich das Haus verlasse. Das Problem dabei ist, dass ich dann auf das Bord-WLAN angewiesen bin – und das war etwa so gut wie das klassische ICE-WLAN, also eher bescheiden.

Weil darüber hinaus wenig Unterhaltung geboten wurden, habe ich mir die Speise- und Getränkekarte einmal genauer angesehen.

Die Deutsche Bahn sollte sich am Service der US-Mitarbeiter orientieren

Ein Blick in den Speisewagen. - Copyright: privat
Ein Blick in den Speisewagen. - Copyright: privat

Wer schon mal im Bordbistro eines ICE war, weiß, dass es verbesserungswürdig ist. Ein kleiner Bereich mit einigen Tischen, ein paar Polstern an der Wand zum Anlehnen und ein paar Sitzplätzen – die normalerweise alle belegt sind. Bei diesem Service hat Amtrak meiner Meinung nach gewonnen.

Der Speisewagen bei Amtrak ist ein kompletter Waggon. Es gibt auf beiden Seiten der Küche Sitzkabinen. Insgesamt ist er deutlich größer als das, was ich vom ICE-Bordbistro kenne. Auch wenn es auch Bordrestaurants in den ICE-Zügen gibt, kann ich euch versichern, dass die Amtrak-Variante nochmal größer ist.

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Die Auswahl an Speisen war ziemlich groß. Von fertig zubereitetem Essen wie Burgern und Hotdogs bis hin zu Snacks war alles dabei. Bei den Getränken war ich überrascht, wie viele alkoholische Optionen es gab. Ich hatte erwartet, dass Alkohol in Amtrak-Zügen verboten ist, da öffentliches Trinken in den USA normalerweise nicht erlaubt ist. Aber tatsächlich standen sogar mehrere Cocktails auf der Karte.

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Der Service an der Kasse hat mich positiv überrascht. Die Mitarbeitenden waren sehr freundlich. Ich konnte mit meiner deutschen Karte bezahlen. Und als ich viele zusätzliche Dinge für meine Familienmitglieder bestellt habe, haben die Mitarbeitenden alles ordentlich in eine Tasche gepackt, damit ich es zu meinem Platz mitnehmen konnte.

Sie haben sich sogar entschuldigt, weil sie dachten, es hätte zu lange gedauert. Ich finde drei Minuten für frisch zubereitetes Essen nicht lange. So einen Service würde ich mir in den ICEs öfter wünschen.

Die (ziemlich Leckere) Hotdogs, die ich beim Bordbistro bestellt habe.  - Copyright: privat
Die (ziemlich Leckere) Hotdogs, die ich beim Bordbistro bestellt habe. - Copyright: privat

Ich habe erwartet, dass das warme Essen eher billig und chemisch schmecken würde, aber es war tatsächlich sehr gut. Die Getränke waren eiskalt, was in der Augusthitze sehr erfrischend war. Und die Verpackung hat meiner Meinung nach ziemlich cool ausgesehen. Sobald ich mich mit typisch amerikanischem Essen und Snacks verwöhnen konnte, waren die weniger attraktiven Seiten des Amtrak-Zuges schnell vergessen.