Verschlechtert Versorgung für Patienten: Zahl der Apotheken sinkt auf Rekordtief

Für viele Menschen wird die medizinische Versorgung immer schwieriger. Denn die Zahl der Apotheken schrumpft weiterhin rapide.

Die Zahl der öffentlichen Apotheken in Deutschland nimmt weiter rapide ab, wie aus Zahlen der Bundesvereinigung der deutschen Apothekerverbände hervorgeht. So gab es zum Ende des dritten Quartals in diesem Jahr nur noch 17.817 Apotheken – so wenige wie noch nie zuvor.

Das waren 384 Apotheken weniger als zu Jahresbeginn. Prozentual sank die Zahl der medizinischen Versorgungsstellen damit um 2,2 Prozent. "Im Vergleich zu den ersten neun Monaten der Vorjahre hat sich die Geschwindigkeit des Rückgangs somit weiter erhöht", erklärt der Verband.

2022 schrumpfte der Bestand im selben Zeitraum um 285 Apotheken, 2023 waren es bereits 335 Apotheken, die für immer schlossen. Zugleich eröffnen immer weniger Apotheker neue Geschäfte.

So gab es zwischen Januar und September gerade einmal 36 Neueröffnungen von Apotheken deutschlandweit. In den Jahren 2022 und 2023 wurden im selben Zeitraum 46 respektive 48 neue Apotheken eröffnet. Damit sind derzeit 12.649 Einzel- oder Hauptapotheken in Deutschland in Betrieb, sowie 4.538 Filialapotheken.

Verbandspräsidentin: "Jede Apotheke, die schließen muss, verschlechtert die Versorgung für tausende Patientinnen und Patienten"

Der Apothekerverband fordert die Politik zu Maßnahmen gegen den Apothekenschwund auf.
Der Apothekerverband fordert die Politik zu Maßnahmen gegen den Apothekenschwund auf.

Mit diesem Rückgang musste gerechnet werden, sagt Verbandspräsidentin Gabriele Regina Overwiening: "Die Apothekenzahl geht immer schneller zurück. Das ist dramatisch, aber leider nicht überraschend. Die Politik muss den Apothekenrückgang dringend stoppen."

"Jede Apotheke, die schließen muss, verschlechtert die Versorgung für tausende Patientinnen und Patienten, weil die Wege zur nächsten Apotheke dann länger werden. Die Politik weiß ganz genau, dass das Apothekenwesen seit Jahren chronisch unterfinanziert ist", fügt Overwiening an.

Probleme würden etwa die Honorare bereiten. Diese stagnieren nun schon seit elf Jahren, wie die Verbandspräsidentin betont, und müssten "sofort an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung angepasst werden".

Apothekenverband fordert Politik zu Maßnahmen auf

Overwiening nimmt die Politik in die Verantwortung. Die Versorgung mit Medikamenten müsse gestärkt und stabilisiert werden. "Zukunftsweisende Vorschläge der Apothekerschaft, die auch die stärkere Einbindung der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten in die Primärversorgung beinhalten, gibt es zuhauf", so Overwiening.

Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums unter dem SPD-Politiker Karl Lauterbach, welche unter anderem eine Versorgung über Apotheken, aber ohne Apothekerinnen und Apotheker vorsieht, lehnt die Verbandschefin ab. Das sei nicht zielführend. "Für die Patientinnen und Patienten muss die Versorgung durch vor Ort tätige Apotheker und Apothekerinnen gesichert werden."


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