Wir verzichten als sechsköpfige Familie auf große Urlaube – stattdessen haben wir uns ein riesiges Sofa gekauft
Zu elft streckten wir uns in der Silvesternacht auf dem überdimensionierten Sofa in unserem Wohnzimmer aus und zählten den Countdown bis Mitternacht herunter. Inmitten meiner Liebsten überkam mich das wohlige Gefühl, für das mein Mann und ich dieses riesige Möbelstück gekauft hatten.
Zwar höre ich immer wieder, dass Eltern ihren Familien Erlebnisse statt Dinge schenken sollen. Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Immerhin erinnere auch ich mich vor allem an besondere Ereignisse aus meiner Jugend – nicht an Gegenstände. Dazu zählen die Reisen in den US-Bundesstaat New York zu meinen Großeltern und Ausflüge, die ich mit meinem Vater zum Grand Canyon unternahm. Ich erinnere mich daran, wie ich mich mit meinen Freundinnen und Freunden für den Schulball fertig machte – und daran, wie viel Spaß wir dabei hatten.
Ich möchte, dass meine vier Kinder ähnliche Erfahrungen machen. Aber zu solchen Erlebnissen gehören manchmal auch Besitztümer. Solche wie die Couch, auf der wir als Familie zusammensitzen.
Unser Familiensofa sprengt alle Dimensionen
Das richtige Sofa zu finden, war geradezu eine Herausforderung für uns als Familie. Die meisten Sofas, die wir im Geschäft ausprobierten, waren zu klein für unsere sechsköpfige Familie.
Als die perfekte Couch erwies sich schließlich ein beinahe obszön großes Modell. Die Garnitur mit Rückenlehne besitzt zwei lange Seiten, auf denen jede und jeder die Beine ausstrecken kann. Anfangs sorgte ich mich um die schiere Dimension dieses Möbels. Ich wusste, dass die Couch den gesamten Maßstab unseres Zimmers verändern würde. Aber ich wusste auch, dass wir alle bequem auf einmal darauf Platz finden würden.
Selbstredend – das Sofa war teuer. Das Geld hätte locker gereicht, um eine ganze Reise für uns als Familie zu bezahlen. Da kam ich wieder ins Grübeln: Was ist wichtiger, Erfahrungen oder Dinge?
Aber als ich mir bildhaft vorstellte, wie wir alle zusammen auf der Couch lümmelten, wusste ich, dass es das Richtige für unsere Familie war. Also kauften wir die Couch.
Unser Wohnzimmer fasst jetzt nur noch Raum für eine Sache: gemeinsam auf der Couch sitzen. Es gibt keinen Platz für etwas anderes. Die Couch hat das gesamte Zimmer verschlungen. Gerade so kommen wir noch rein ins Zimmer und wieder hinaus. Das ist perfekt.
Dank der neuen Couch knüpfen meine Kinder und ich neue Verbindungen
Ich hatte vorhergesehen, dass das Sofa meine Familie räumlich zusammenbringen würde. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie es uns emotional aneinander binden würde.
Meine Teenager werfen sich bisweilen theatralisch auf die Couch, strecken sich aus und türmen die Kopfkissen aufeinander. Sie verkriechen sich unter Stapeln von Decken oder machen es sich auf ihren Geschwistern oder Freundinnen und Freunden breit. Und manchmal machen sie es sich sogar mit mir gemütlich.
Solche Momente sind für mich besonders, weil sie sich in der Öffentlichkeit vor meiner Zuneigung sträuben. Doch wenn wir gemeinsam einen Filmabend verbringen, lehnen sie sich entspannt an meine Schulter.
Die Couch hat sich auch als der Ort etabliert, an dem ich sie nach ihrem Schultag frage und sie mir freigiebig davon erzählen. Spreche ich sie woanders darauf an, ernte ich nur ein Grunzen oder einen Seufzer. Erst wenn wir es uns abends auf der Couch gemütlich machen, erfahre ich, dass sie Sorgen um den Unterricht plagen oder Probleme mit Freundinnen und Freunden. Und ich merke: Sie machen sich Gedanken über ihre Zukunft.
Die neue Couch hat mir bewiesen: Auch mit Dingen können wir unvergessliche Erinnerungen schaffen
Ich bin immer noch ein Mensch, der vor allem gerne Erinnerungen sammelt. Aber darum geht es bei der Couch ja auch. Unsere Fernseherlebnisse sind vielleicht nicht so aufregend wie Reisen oder Konzerte, aber warme Erinnerungen an gemeinsame Abende sind genauso gut. Ich möchte einen Ort schaffen, an dem sich all die Freundinnen und Freunde meiner Kinder treffen. Diese Couch hat dazu beigetragen, dass wir das erreicht haben.
Wir verreisen immer noch in den Urlaub – auch wenn unsere Reisen eher billigen Roadtrips gleichen. Aber ich würde jederzeit gutes Geld für Dinge ausgeben, die unsere Werte stärken: Instrumente, Brettspiele und Pizza für eine ausgelassene Gruppe von Teenagern. Ich würde alles kaufen, was die Menschen in meinem Haus ermutigt, Zeit miteinander zu verbringen.
Es mögen zwar nur Dinge sein, aber sie bringen uns tolle Erinnerungen.
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