Zu viel von anderen Menschen: Was kann man bei Social Hangover tun?
Zu viel Freizeitstress? Kann auch fertig machen.
Getty Images/nadia_bormotova,Anderer menschlicher Kontakt ist überlebenswichtig für uns als soziale Wesen. Aber manchmal kann das alles eben doch ein bisschen viel werden. Hier ist man mit Freund*innen verabredet, dort bekommt man Besuch, parallel feiert noch ein Kumpel seinen Geburtstag und eigentlich wollte man noch für die Freundin da sein, die gerade Liebeskummer hat – alles schön und gut, aber auch ziemlich anstrengend. Gerade wenn es um Freizeitstress und Menschen geht, die wir eigentlich gerne treffen, vergessen wir häufig, dass wir auch für solche sozialen Interaktionen nur eine begrenzte Kapazität haben. Dazu kommen Partys und andere (Arbeits-) Events, bei denen Small Talk und Unterhaltungskünste gefragt sind. In Summe ergibt das einen hohen sozialen Aufwand und wenig Me Time. Für dieses unausgeglichene Verhältnis wird man mit einem Social Hangover bestraft.
Wenn unsere Social Battery leer ist, setzt der Social Hangover ein
Man kann sich das so vorstellen: Jeder Mensch hat eine Social Battery, die unterschiedlich groß und voll geladen ist. Soziale Interaktionen jeglicher Art müssen von der Energie aus der Batterie gespeist werden. Manche Situationen verbrauchen mehr Strom, zum Beispiel wenn man ein berufliches Abendessen hat. In anderen Momenten, wenn man sich beispielsweise mit dem besten Kumpel auf einen Spaziergang trifft, geht davon kaum etwas verloren. Im besten Fall kann man die Batterie durch solche Treffen sogar wieder aufladen. Manchmal kommen aber so viele Ereignisse zusammen, dass die Social Battery droht, leer zu gehen. Man hat einfach zu viel auf dem Zettel, aber zu wenig soziale Kapazitäten, um allen To-dos gerecht zu werden. Dann tritt ein unangenehmer Zustand ein, der auch als Social Hangover bezeichnet wird. Man ist völlig ausgebrannt von zu viel menschlichem Kontakt.
Beim Social Hangover treten Katererscheinungen zutage
Kickt der Social Hangover, dann haben wir den Salat. Wir sehnen uns nach Einsamkeit und wollen endlich mal wieder alleine sein und vor allem nicht reden müssen. Leider, und deshalb ist der Social Hangover kein erstrebenswerter Zustand, wird dieses Bedürfnis häufig von körperlichen Symptomen begleitet. Wir fühlen uns ausgebrannt, schlapp und müde, haben unter Umständen sogar Kopf- und Bauchschmerzen, als hätten wir am Vortag mal wieder ein bis drei Gläser zu viel getrunken. Man kann von klassischen Katererscheinungen sprechen, die einen auf unbestimmte Zeit begleiten. Wann die soziale Batterie wieder aufgeladen ist, unterscheidet sich von Person zu Person und kommt ganz darauf an, wie man den Social Hangover auskuriert. Was man in jedem Fall nicht machen sollte: sich sozialen Interaktionen ausliefern.
Social Hangover ist ein klares Signal, Me Time einzuplanen
Falls Sie schon mal den Moment hatten, dass Sie keine Lust mehr auf andere Menschen haben und einfach nur alleine sein wollen, möglicherweise nicht nur psychische, sondern auf physische Symptome feststellen konnten, ist das ein klares Warnsignal Ihres Körpers: Die Social Battery muss dringend aufgeladen werden. Dieses Bedürfnis ist gar nicht so leicht zu erkennen, noch schwerer wird es, den Wunsch in einem vollgepackten Alltag mit Arbeits- und Freizeitstress umzusetzen. Doch es führt kein Weg dran vorbei: Sie brauchen dringend Me Time. Überlegen Sie sich, welche Termine im Arbeitskontext wirklich wichtig sind und welche Sie absagen oder verschieben können. Gleiches gilt auch für Ihr Privatleben. Keine Bar-Tour, keine Verabredung, keine Geburtstagssause ist es wert, dafür die eigene Mental Health aufs Spiel zu setzen, es sei denn, es hilft Ihnen bei der Genesung. Dieser Aspekt ist mindestens genauso wichtig, wie Freiraum schaffen: Suchen Sie sich Beschäftigungen, bei denen Sie die soziale Batterie (möglichst abseits von menschlichen Kontakten) wieder aufladen können. Zum Beispiel, indem Sie ein Buch lesen, Joggen gehen oder einfach mal nichts tun. Das Smartphone legen Sie dabei auch lieber zur Seite, Instagram und Co. sind nämlich auch eine Art der sozialen Interaktion und genau die gilt es ja, zu vermeiden. Und dann werden Sie schon merken, wie die Symptome des Social Hangover langsam nachlassen und sich ihre Social Battery wieder auflädt.
Besonders introvertierte Menschen leiden unter dem Social Hangover
Bis die sozialen Batterien nach einem Social Hangover wieder aufgeladen sind, dauert es unterschiedlich lange – abhängig davon, wie man Energie tankt und was für eine Person man ist. Gerade introvertierte Menschen, die eher in sich gekehrt sind und sowieso nur wenig Kapazitäten für soziale Interaktionen haben, weil sie dafür eben viel soziale Energie aufbringen müssen, sind schnell ausgelaugt. Social Hangover treten bei diesen Personen häufiger auf, weil die Belastungsgrenze für sie schneller erreicht ist, wohingegen andere Menschen ganz andere Kapazitäten mitbringen. Sie sind den ganzen Tag unterwegs und im Kontakt mit anderen Personen, am Abend dann noch mit einer großen Freundestruppe verabredet und wenn Sie nach Hause kommen, setzen Sie sich erst mal mit ihren Mitbewohnenden für einen Schnack in der Küche zusammen. All das, ohne von einem Social Hangover betroffen zu sein. Damit wollen wir Ihnen nur sagen: Social Hangover und die Kapazität der Social Batteries ist eine individuelle Frage. Jeder Mensch sollte auf sein eigenes Bedürfnis nach Me Time hören – und das der anderen natürlich auch respektieren, sie im besten Falle sogar dazu ermutigen, ihre eigenen Grenzen zu ziehen.
Vorbeugen ist wichtig – sonst kickt der Social Hangover gleich wieder
Ist der Social Hangover einmal überwunden, ist das noch lange keine Garantie für Immunität. Die Katererscheinungen, die zu viel sozialer Kontakt mit sich bringen, können immer wieder auftreten, wenn man seine eigenen Grenzen nicht kennt und respektiert. Deshalb wollen wir sie dazu ermutigen, eine Sensibilität für ihre Social Battery zu entwickeln und eine niedriges Energielevel nicht einfach schulterzuckend abzutun, sondern zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Natürlich gibt es Momente im Leben, in denen man vielen sozialen Interaktionen ausgesetzt ist und unter Umständen auch mit einem Social Hangover bestraft wird, das lässt sich nicht vermeiden. Es ist nur wichtig, sich selbst diagnostizieren zu können und zu wissen, wie man dann auch mit den Katererscheinungen umgeht. Prinzipiell weiß man nach einer gewissen Zeit ja, wie viel soziale Kapazitäten man hat und welche Situationen wie viel davon beanspruchen. Halten Sie sich nach einer vollen Woche beispielsweise das Wochenende frei oder nehmen Sie sich an manchen Abenden bewusst Me Time, können Sie dem Social Hangover dadurch vorbeugen. Lieber einmal weniger ausgehen, statt danach völlig ausgebrannt zu sein, lautet unsere Devise. Da haben dann nicht nur Sie sondern alle was von.