Was die Wahl Ihrer liebsten Dating-App über Sie aussagt

Das sagt die Wahl Ihrer liebsten Dating-App über Sie aus

Das Handy rausholen und zwischendurch schnell mal nach rechts oder links swipen: Das ist heute Realität in der Dating-Welt

Unsplash, Good Faces Agency

Situationships, Ghosting, Lovebombing – Red Flags, oder? Die Dating-Welt ist mittlerweile alles andere als überschaubar und gefühlt täglich offenbaren sich hinter komplizierten Begriffen neue Phänomene, die Herzschmerz und Chaos mit sich bringen. Sind wir monogam? Exklusiv? Oder doch friends with benefits? Ich bringe Licht ins Dunkle des Dating-Lebens der Gen Z – aus eigener Erfahrung, denn (wie Pitbull) trust me, been there, done that …

Sie sind heutzutage fast unumgänglich, wenn man sich als Single ins weite Meer des Datinglebens stürzen will (muss? sollte?). Die Rede ist natürlich von Dating-Apps, die im digitalen Zeitalter mittlerweile die Rolle von Amor übernehmen. In der Theorie war es selten so leicht, sein perfect match (wortwörtlich) zu finden, schließlich bekommt man bereits alle Infos auf dem Silbertablett serviert. Wieso also fällt es uns dann sogar fast NOCH schwerer in Zeiten von Tinder und Co die Person fürs Leben zu finden? Liegt es an der Übersättigung, der nie enden wollenden Auswahl, dem direkt hintereinander dargebotenen Vergleich? Vermutlich eine Mischung der genannten Faktoren. Dennoch hören wir immer wieder von romantischen Erfolgsgeschichten, bei denen ein Swipe am Ende dann zum Ring führte. Deshalb gehen wir dem Ganzen mal auf den Grund und schauen uns an, wer sich denn so stereotypisch hinter welcher Dating-Plattform verbirgt. Denn (aus eigener Erfahrung) gibt es hier definitiv Unterschiede. Das fällt unter anderem auf, wenn man dieselbe Person jeweils völlig anders präsentiert auf zwei Plattformen entdeckt.

Online-Dating ist nicht gleich Online-Dating!

In der heutigen Zeit spricht man wohl weniger von Parship und Elitepartner, sondern hat (in einem Ordner auf dem iPhone sortiert) die zahlreichen Dating-Apps parat. Die beliebtesten Kandidaten sind hier vermutlich Tinder, Bumble und Hinge. Doch wen erhoffen wir uns auf welcher App anzutreffen? Gehen wir beim Swipen auf Tinder möglicherweise ganz anders vor als beim Scrollen durch Hinge? Inszenieren wir uns für die eine Version eher attraktiv und achten bei anderen Apps primär auf Humor? All das finden wir jetzt gemeinsam heraus!

Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship? Nein, alle 3 Sekunden entsteht jetzt eine Beziehung durch Tinder!

1. Tinder – die OG App

Wer an Dating-Apps denkt, hat vermutlich vor allem eine ganz bestimmte im Kopf. Vor mittlerweile über 12 Jahren erschienen und mehr als 630 Millionen Mal heruntergeladen worden, ist Tinder auch heute noch die Nummer eins auf dem Markt und sorgt neben lustigen Dating-Fail Stories in der Whatsapp-Gruppe auch immer wieder für glückliche Beziehungen. Das Prinzip dahinter kennen wir alle, es ist simpel und funktioniert: Wir erstellen uns ein Profil, wählen natürlich DAS Bild für Slide eins aus und fügen noch ein paar Infos zu Werdegang, Hobbys und Dating-Ziel hinzu und zack, kann auch schon los-geswiped werden. Achja, Alter und Radius werden ebenfalls festgelegt, es lässt sich also bequem nach Ersatz für die Lücke der Daddy und Mommy Issues suchen, oder aber alterstechnisch nach unten orientiert swipen. Nur der Charakter zählt, klar, doch hier beurteilen wir in der ersten Sekunde vor allem den optischen Eindruck (ganz nach dem Motto Liebe auf den ersten Blick) und wischen uns fleißig durch Selfies, Bilder von der Hochzeit des besten Freundes* der besten Freundin und dem ein oder anderen Gym Flex (oder Thirst Trap?).

Wer findet sich hier? Eigentlich alles und alle, denn ob nach einer Trennung oder als Dauer-Single: Tinder ist meist die erste (und leichteste) Anlaufstelle. Nach dem Match können beide Parteien den ersten Schritt machen, dann werden kurz Lyrics vervollständigt oder testweise Memes in den Raum geworfen, um den Vibe zu checken und man verabredet sich zum Date. Ob Netflix & Chill oder den überteuerten Flat White im neuen Café ausprobieren, hängt hier ganz von der individuellen Situation an. Denn ja, man hört so einiges von den nie enden wollenden Situationships und lockeren Treffen, die aus Tinder Matches resultieren, doch gleichzeitig kenne ich in meinem persönlichen Umfeld sogar auch sieben Paare, die sich alle darüber kennengelernt haben.

Mit diversen Extra-Features kann die Swipe-Erfahrung sogar noch erweitert werden, so ist meine Lieblings-Funktion bei der Tinder-Gold-Mitgliedschaft zum Beispiel die Möglichkeit, nach gemeinsamen Hobbys zu filtern. Nehme ich an, dass in meinem Profil als eins der fünf Interessensgebiete Festivals ausgewählt ist, so kann ich hier sogar innerhalb meiner Matches gezielt nach den Personen filtern, auf die das zutrifft. Vor allem bei etwas nischigeren Hobbys (ich denke hier an Cosplay, Heavy Metall oder Hobbyhorsing) kann sowas helfen, den passenden Topf zum Deckel zu finden.

Wer findet sich hier:

  • Neu-Singles

  • Dauer-Singles

  • "Ich suche nur etwas Lockeres"

  • "Lass uns lieber direkt treffen und nicht so lange schreiben"

  • tendenziell die, mit dem besten Style und Musikgeschmack (persönliche Beurteilung)

  • Persönlichkeit: Gym (!)

  • Ganzes Profil voller Bilder im Parkhaus

  • Selbstbewusste, extrovertierte Personen (v.a. im Vergleich zu Bumble)

  • Fußballer (die ohne Knieverletzung Profi geworden wären)

  • Gen Z (mehr als 60 % sind zwischen 18-25 Jahre alt)

2. Bumble – selbst ist die Frau

Vermutlich der größte Konkurrent zu Tinder ist die leuchtend gelbe App Bumble. Der entscheidende Unterschied hier ist nämlich, dass nicht beide (bei einem heterosexuellen Match) den ersten Schritt machen, sondern die Frau den Ton angibt. Und das hat so einige Implikationen, denn hier findet sich nur dank dieses Systems bereits eine etwas andere Zielgruppe wieder. Toxic masculinity finden wir hier selten(er), denn wessen Ego zu groß ist, um auch mal der Frau die „Macht“ zu überlassen, der lädt sich die App gar nicht erst runter. Die zeitliche Verknappung sorgt für einen Anreiz, auch wirklich das Gespräch zu starten, denn nach 24 Stunden löst sich die Verbindung ohne Reaktion seitens der Männer auf die Opening Line der Frau nämlich auf. Und genau die spielt hier eine wichtige Rolle, denn meist startet das Gespräch nicht mit einem „hi, wie geht's“, sondern geht direkt inhaltlich zur Sache. Das Profil bietet Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann, Konzert-Bilder liefern die perfekte Vorlage, um über den gemeinsamen Lieblings-Artist zu connecten und das Gespräch ist schon zu Beginn gelockert. Apropros Musik, man kann die App auch mit seinem Spotify verbinden und demnach seine Top-Artists in seinem Profil anzeigen lassen. Im Falle einer Übereinstimmung wird das beim Swipen ganz oben angezeigt und so kommen vielleicht sogar Personen doch in Frage, die man sonst eher nach links gewischt hätte (guilty).

Allerdings markiert Bumble mit der Einführung der "Opening Moves" Features ein neues Kapitel und gibt Frauen so die Entscheidungsfreiheit: Das Feature ermöglicht es ihnen nämlich eine Frage festzulegen, auf die alle Matches antworten können, und verspricht so einen einfacheren Start für das nächste Date. So muss man als Frau nicht mehr den ersten Schritt machen, sondern hat die Option dazu.

Die Zielgruppe? Nach meinem persönlichen Empfinden eher solche Personen, die sich auf Tinder nicht „trauen“ und hier eine etwas andere Herangehensweise an das erste Gespräch haben. Optisch ist der Aufbau erstmal recht ähnlich, anstatt sich durch das Profil zu klicken scrollt man jedoch runter (was zunächst verwirrend sein kann und zu Beginn unabsichtliche Matches mit sich zieht). Es ist intuitiv, leicht verständlich und funktioniert definitiv auch.

Ebenfalls interessant: neben klassischem Dating kann man in der App auch auf den Freundschafts- oder Karriere-Modus switchen, was derzeit bei jungen Leuten, die zum Studieren oder Arbeiten in eine neu (Groß-) Stadt ziehen und auf sich allein gestellt sind, besonders gut ankommt. Wie bei der Suche nach romantischen Beziehungen kann man hier über gemeinsame Interessen unkompliziert ein Coffee-Date ausmachen.

Wer findet sich hier:

  • Introvertiertere Personen

  • Frauen, die den ersten Schritt machen und ihr Datingleben selbst in die Hand nehmen wollen

  • tendenziell auch vermehrt Pferdemädchen

  • Men written by a woman

  • Motorradfahrer (ich weiß nicht, wieso)

  • Katzenfans

3. Hinge – die App entwickelt, um gelöscht zu werden

In den USA schon länger kein Geheimnis mehr, hat es Hinge erst 2022 nach Deutschland geschafft. Mit dem Slogan „designed to be deleted“ wird hier ganz bewusst darauf angespielt, dass ernsthafte Absichten im Fokus stehen (statt sich jede Nacht zu einer neuen schnellen Nummer zu wischen).  Schon beim Erstellen des Profils fällt uns hier auf, dass es ums Kennenlernen geht, denn neben der Anforderung von mindestens vier (und bis zu sechs) Bildern, muss sich auch aus einer Auswahl an Eisbrecher-Fragen (den sogenannten Prompts) für drei entschieden werden. Auf den ersten Blick erhalten wir also bei Hinge sofort deutlich mehr Informationen über eine Person, schließlich kommen uns bei Bumble oder Tinder auch gerne mal Profile mit einem schwarzen Bildschirm ohne Text über den Weg.

Die Prompts können hier als guter Einstieg genutzt werden, denn wir reagieren mit einem Like oder einer Antwort auf die vorgeschlagene Information. Die Auswahl der möglichen Vorlagen ist hierbei riesig, neben lustigen Kategorien wie „pet peeves" oder „red flags" kann man genauso gut tiefer gehen und sein perfektes Date beschreiben (take notes!) oder seine Hobbys preisgeben. Aus eigener Erfahrung begegnen einem auf Hinge tendenziell intellektuellere Personen, die an ernsthaften Gesprächen interessiert sind (und nicht direkt nach Snapchat fragen), das kann aber auch an den Prompts liegen, durch die (wie intendiert) wirklich immer das Eis gebrochen wird.

Interessant ist hier übrigens, dass sich die Location nicht automatisch anpasst. Ich kann also in Hamburg auch weiterhin mit Personen aus Köln schreiben (wenn ich da herkomme) und bin nicht automatisch wie bei der Konkurrenz-App in einer neuen Bubble. Das hat Vor- und Nachteile.

Wer findet sich hier:

  • Personen mit ernsthaften Dating-Absichten

  • Kreative (Musik-Branche, Kunst, Literatur)

  • Eher älter (Mitte 20+)

  • Intellektuelle (allein um die Bedienung und Navigation der App zu verstehen)

  • Großstadt-Personen (Hinge ist in kleineren Orten bisher noch nicht so stark angekommen)

Für Freunde swipen

Ein ganz anderer Schlag Leute sind hingegen solche, die sich an Apps wie Blindmate versuchen. Denn hier swipen und entscheiden Freunde für uns und sind so Herrscher über unser Liebes-Glück. Das kann gut funktionieren und nimmt vor allem den Druck und die Oberflächlichkeit, doch dafür müssen die Freunde mit Entscheidungsmacht die betroffene Person auch wirklich gut kennen. Ich durfte einmal Amor spielen und habe leider keinen einzigen Treffer gelandet, mit dem die Freundin in Spe am Ende auch wirklich auf ein Date gegangen ist ...