Ich war als Mutter so ehrgeizig, dass ich ein Burnout hatte – jetzt weiß ich, dass es beim Erziehen keine „Leistungspunkte“ gibt

 Die Autorin hatte das Gefühl, dass sie bei der Erziehung ihrer ersten beiden Kinder über sich hinauswachsen musste, aber beim dritten Kind lernte sie, um Hilfe zu bitten. - Copyright: Amanda Miller Littlejohn; Getty Images; Tyler Le/BI
Die Autorin hatte das Gefühl, dass sie bei der Erziehung ihrer ersten beiden Kinder über sich hinauswachsen musste, aber beim dritten Kind lernte sie, um Hilfe zu bitten. - Copyright: Amanda Miller Littlejohn; Getty Images; Tyler Le/BI

Ich hatte zwei Söhne als ich Ende 20 war, mit 30 zog ich zwei Kleinkinder groß. Jetzt bin ich über 40 und erziehe wieder ein Kleinkind, und ich bin nicht mehr dieselbe. Ich wuchs als typische leistungsorientierte, ältere Millennial auf. Als ich Mutter wurde, betrachtete ich die Elternschaft als meine wichtigste Aufgabe und war fest entschlossen, sie mit Bravour zu meistern.

Unbeeindruckt von den Kunst- und Musikkursen, die ich mit meinem Erstgeborenen besuchte, machte ich mich daran, meinen eigenen, in der afroamerikanischen Kultur verwurzelten Kunstlehrplan zu entwerfen. Zu Hause machte ich die Jungen mit der Musik von Fela Kuti und John Coltrane sowie mit der Kunst von Jacob Lawrence, Romare Bearden und Jean-Michel Basquiat vertraut. Wir versuchten uns an eigenen Mixed-Media-Collagen und malten mit Wasserfarben auf dem Boden, während die Polyrhythmen der Afrobeat-Musik unsere Küche erfüllten.

Als sie noch Kleinkinder waren, war ich ihre Lehrerin. Ich strukturierte ihre Tage fest mit Frühstück, einer Art Unterricht und einem morgendlichen Ausflug in ein Museum, einem Waldspaziergang oder Besorgungen mit mir, bevor wir zum Mittagessen nach Hause gingen. Dann legte ich sie zum Mittagsschlaf hin, während ich an Projekten für meine Beratungskunden arbeitete.

Ich erinnere mich, dass ich mir mehrere Kindertagesstätten angesehen und sogar einige Monate lang eine genutzt habe. Letztendlich entschieden mein Mann und ich aber beide, dass die Jungen bei mir zu Hause besser aufgehoben waren, wo ich ihre Entwicklung besser überwachen konnte.

Ich war von der Idee besessen, dass sie lernen und "vorankommen", noch bevor sie offiziell eingeschult wurden. Als meine Kinder zwei und drei Jahre alt waren, kaufte ich Lego-Baukästen, Puzzles und Malbücher für Vier- und Fünf-Jährige. Ich habe sie immer dazu gedrängt, über den Durchschnitt hinauszuwachsen; ich wollte, dass sie außergewöhnlich sind.

Wenn sie auch nur eine Andeutung von Interesse an irgendetwas zeigten, suchte ich nach Kursen, Camps und Lehrgängen. Ich kaufte eine obszöne Menge an professionellem Kunstzubehör und investierte oft Hunderte von Dollar, ohne dass sie danach fragten.

Um es klar zu sagen: Niemand hat mich unter Druck gesetzt, sondern ich mich selbst. Ich sah in meinem Übereifer eine Möglichkeit, sie für den zukünftigen Erfolg in einer wettbewerbsintensiven Welt zu rüsten. Ich stamme zwar nicht aus einer reichen Familie, aber was mir an vererbtem Reichtum fehlte, machte ich durch reinen Fleiß wieder wett.

Als sie mit drei und vier Jahren offiziell in die Vorschule kamen, war ich überzeugt, dass meine Söhne auf dem richtigen Weg waren. Mein Jüngster konnte bereits lesen und mein Ältester besuchte eine chinesische Sprachschule. Der Klavierunterricht würde im folgenden Jahr beginnen. Dennoch behielt ich ihre Entwicklung außerhalb des Klassenzimmers genau im Auge.

Die Autorin schuf strukturierte Tage für ihre beiden Söhne, als diese noch klein waren. - Copyright: Courtesy Amanda Miller Littlejohn
Die Autorin schuf strukturierte Tage für ihre beiden Söhne, als diese noch klein waren. - Copyright: Courtesy Amanda Miller Littlejohn

Die Dinge waren anders, als ich meine Tochter bekam

Die Tatsache, dass ich eine anspruchsvolle Mutter war und gleichzeitig meine Karriere vorantreiben und ein Unternehmen aufbauen wollte, bedeutete, dass ich mich selbst oft hinten anstellte. Mein Erziehungsstil ging auf Kosten meines eigenen inneren Kindes – der Freiheit, Freude zu empfinden und eine engere Beziehung zu mir selbst aufzubauen.

Ich hörte auf, meine Interessen so zu kultivieren, wie ich es getan hatte, bevor ich Kinder bekam, und steckte stattdessen meine ganze Energie in meine Kinder. Ich hörte auf, zu schreiben, zum Vergnügen zu lesen und mich mit Freundinnen zu treffen, nur um rumzualbern. Stattdessen betrachtete ich meine Freizeit als eine Gelegenheit, voranzukommen. Jeder Augenblick musste sich seinen Platz verdienen.

Als ich dann Ende 2020 meine Tochter zur Welt brachte – zwölf Jahre nach der Geburt meines letzten Sohnes – war ich völlig fertig. Als sie mitten in der Pandemie auf die Welt kam, begann für mich eine tiefgreifende Zeit des Burnouts, da ich mit fast 40 Jahren gezwungen war, meine Grenzen zu erkennen. Meine Tochter half mir, zur Ruhe zu kommen. Sie half mir auch, eine Gemeinschaft zu finden.

Wir hatten unsere Söhne in ihren ersten Lebensjahren zu Hause behalten. Und da jetzt ein tödlicher Virus grassierte und der Impfstoff noch in den Kinderschuhen steckte, hielten wir es für das Beste, auch unsere Tochter zu Hause zu behalten. Aber kurz nachdem sie ein Jahr alt geworden war, empfahl uns ihr Kinderarzt, sie in einer örtlichen Kindertagesstätte anzumelden, damit sie aus dem Haus gehen und mit anderen Kindern zusammen sein konnte. Wir probierten es aus und stellten fest, dass es die perfekte Lösung für sie war.

Es handelte sich zwar nicht um ein Montessori-Programm, das die neuesten Erkenntnisse über die sozio-emotionale Entwicklung von Kindern berücksichtigt, aber es schien ihr zu gefallen. Sie hatte jeden Tag Spaß, zeigte Zuneigung zu ihren Lehrern und schien es zu mögen, Teil einer Gruppe von Gleichaltrigen zu sein.

Ich konzentrierte mich nicht mehr auf die Frage: "Kommt sie voran?", sondern auf die Frage: "Entwickelt sie sich zu einer Person, die sich in der Welt zurechtfindet?" Und als ich merkte, dass die Antwort "Ja" lautete – und dass dies ihr eigener Weg war, um voranzukommen – war das gut genug für mich.

Als meine Jungs klein waren, dachte ich, dass ich die Mutterschaft allein durchstehen müsste. Hunderte von Kilometern von der Familie entfernt, hatten mein Mann und ich nicht viel Hilfe mit den Kindern. Damals waren die meisten Mütter an ihrer Schule älter als ich, denn die Frauen in meinem Alter hatten noch keine Kinder.

Aber jetzt haben mehr meiner Altersgenossinnen auch Kleinkinder, was bedeutet, dass ich eine Gemeinschaft habe. Anstatt also zu versuchen, einen goldenen Stern dafür zu bekommen, dass ich an alles selbst denke, versuche ich jetzt regelmäßig, ihre Hausaufgaben zu kopieren.

Ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, andere Eltern um Hilfe zu bitten

Mein Netzwerk von Müttern mit Töchtern hat gebrauchte Wintermäntel, kaum getragene Kleider und Empfehlungen von Kinderärzten weitergegeben. Sie haben Anmeldelinks für Samstagsfußball und ihre ausführlichen Notizen über Grundschuloptionen weitergegeben. Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht, um den besten Ballettkurs für Dreijährige zu finden; sie haben bereits eine Friseurin gefunden, die Hausbesuche macht und gut mit zappelnden Kleinkindern umgehen kann.

Ich habe mich immer schuldig gefühlt, wenn ich nach Empfehlungen gefragt habe, als würde ich mich vordrängeln. Ich habe immer meinen eigenen Beitrag geleistet und mehr getan, als von mir erwartet wurde; ich wollte nie als Faulpelz gelten. Aber ich habe gelernt, dass ich nicht faul, unseriös oder als Elternteil abgehakt bin, wenn ich mich auf mein Netzwerk verlasse, um mir etwas zu besorgen. Ihre Unterstützung bewahrt mich davor, mich selbst zu vernachlässigen.

In meinen 30ern hatte ich Angst, dass ich meine Kinder zurückhalten würde, wenn ich es nicht schaffe, als Elternteil viel zu arbeiten und viel zu erreichen. Aber mit dem Älterwerden hat sich meine Einstellung geändert, und jetzt gönne ich mir Gnade.

Als meine älteren Kinder klein waren, war ich als Elternteil unter Druck, als ob so viel auf dem Spiel stünde, wenn ich sie nicht zu Höchstleistungen antreiben würde. Ich glaube, ein großer Teil meines Selbstwertgefühls hing davon ab, wie gut ich als Mutter war. Jede ihrer Leistungen war wie ein goldenes Abzeichen – ein Beweis dafür, dass ich wirklich eine gute Mutter war. Wenn sie nicht vorankamen oder zumindest auf dem richtigen Weg waren, war ich eine Versagerin.

Ich glaube, das lag vor allem daran, dass ich sie als "meine größten Errungenschaften" ansah und ihre eigenen Leistungen als notwendige Währung für ihr zukünftiges Glück und ihren Erfolg.

Mir ist klar, dass so, wie die Welt aufgebaut ist, ein gewisses Maß an Leistung notwendig ist. Aber die Leistung ist vielleicht nicht erforderlich für die Art von Glück oder Erfolg, die sie letztendlich anstreben werden. Sie sind nicht ich. Wir sind uns in vielerlei Hinsicht ähnlich, aber in mancher Hinsicht sind wir auch verschieden. Sie sagen mir, dass sie den frühen Anstoß zu schätzen wissen, aber brauchten sie das, um dahin zu kommen, wo sie jetzt sind? Ich bin mir da nicht so sicher.

Die Autorin hat gelernt, dass es in Ordnung ist, Freunde und andere Eltern um Empfehlungen zu bitten, während sie ihre Tochter erzieht. - Copyright: Courtesy Amanda Miller Littlejohn
Die Autorin hat gelernt, dass es in Ordnung ist, Freunde und andere Eltern um Empfehlungen zu bitten, während sie ihre Tochter erzieht. - Copyright: Courtesy Amanda Miller Littlejohn

Ich muss mich nicht überanstrengen, um eine gute Mutter zu sein

Wenn ich mich mehr zurücknehme, bin ich auch präsenter. Ich bin nicht die Geschäftsführerin oder Leistungstrainerin meiner Tochter – ich bin einfach nur eine Mutter. Jetzt spiele ich ohne Ziel; nicht jedes Spielzeug muss eine neue Fähigkeit vermitteln, und nicht jedes Spiel muss ein Sprungbrett sein.

Ich glaube, Mütter beginnen, die Vorstellung neu zu verhandeln, dass wir jedes Quäntchen Freizeit und jede Anstrengung in unsere Kinder stecken müssen, um als "gut" zu gelten. Wir wollen auf jeden Fall, dass sie großartig werden, aber wir lernen auch, darauf zu vertrauen, dass sie ihren Weg schon finden werden. Ihre Wege müssen nicht vorgezeichnet sein.

Meine Tochter ist drei Jahre alt und kann noch nicht so gut lesen wie meine älteren Kinder in ihrem Alter, aber sie ist eine der sozial intelligentesten Personen, die ich kenne. Anstatt sie also mit ihren Brüdern zu vergleichen, fördere ich ihre natürlichen Begabungen und schätze ihre Einzigartigkeit. Ich lerne, sie als Person zu erziehen und nicht als ein Projekt, für das man extra Punkte bekommt.

Es ist nicht so, dass ich als Mutter nur noch das Nötigste tun will, aber ich weiß, dass Überarbeitung in dieser Phase meines Lebens weder sinnvoll noch notwendig ist. Ich habe die Arbeit bereits erledigt, und den Kindern geht es größtenteils gut. Ich muss mich nicht verausgaben, damit es ihnen gut geht.

Dieser Artikel wurde von Jonas Metzner aus dem Englischen übersetzt. Den Originalartikel könnt ihr hier lesen.