Warum sagt man eigentlich "Gassi gehen"? Woher der Begriff kommt

Für Hundebesitzer ist Gassi gehen eine tägliche Notwendigkeit. Selbst einigen Hunden, die bei der bloßen Nennung des Wortes "Gassi" freudig aufspringen, ist der Begriff geläufig. Doch wusstest du, woher er eigentlich stammt?

Ein Hund beim Gassi gehen - warum eigentlich ausgerechnet
Ein Hund beim Gassi gehen - warum eigentlich ausgerechnet "Gassi"? (Bild: Getty Images)

Was "Gassi gehen" bedeutet, ist klar: Der Spaziergang mit dem Hund, damit dieser sich erleichtern, Gerüche der Umgebung erschnüffeln und allen anderen Aktivitäten nachgehen kann, die er mag und benötigt. Schließlich wird dieser Begriff ausschließlich für diesen Zweck verwendet. Doch woher stammt er eigentlich? Für die Herkunft des Gassigehens gibt es gleich mehrere Theorien.

Gassi gehen - in der Gasse oder der Gosse?

Fest scheint bei allen ethymologischen Ergründungen des Begriffs, dass er schon seit mehreren Jahrhunderten existiert. Die gängigste Theorie ist, dass sich "Gassi" von der bayerischen Version des Wortes "Gasse" ableitet. Diese These vertritt auch Wolfgang Johannes Bekh in seinem Buch "Richtiges Bayerisch: Ein Handbuch der bayerischen Hochsprache", in dem er die Gasse als "Inbegegriff alles Städtischen" bezeichnet. Deswegen gäbe es statt dem Straßenhauer noch heute den Gassenhauer, die Sackgasse anstelle der Sackstraße, und auch Hunde würden eben nicht "Straßi gehen", sondern Gassi.

Dass sie je nach ländlicher Lebensraum nicht "Waldi gehen" dürfte daran liegen, dass Hunde außer im städtischen Umfeld früher vornehmlich für Hof oder Jagd verwendet wurden und nicht für die Freizeit, in der eben Gassi gehen angesagt ist.

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Geht man noch weiter zurück in die Geschichte der Verstädterung, befand man sich im Mittelalter beim Gang vor die Tür mit dem Hund nicht in der Gasse, sondern der Gosse. Da es damals noch keine Kanalisation gab, flossen Fäkalien - ob von Mensch oder Hund - in einem Rinnsal am Rande der Straßen. Deswegen wird auch vermutet, dass "Gassi" sich von "Gosse" ableitet.

Sauftouren als Vorbilder?

Schenkt man der Biologin und Journalistin Mara Andeck Glauben, hat "Gassi gehen" jedoch nichts mit Gasse oder Gosse zu tun. In ihrem Buch "Hundherum glücklich: Ein Freund. Ein Buch" erklärt sie, dass die Formulierung eine Abkürzung für "gassantine gehen" ist, was früher ein Begriff für nächtliche Sauftouren war. Die Assoziation liegt nahe, denn so mancher kam von solchen Touren wohl auch nur noch auf allen Vieren vorwärts. Strenggenommen müsste es laut Andeck allerdings "grassi gehen" heißen, denn "gassantine" leitet sich von dem lateinischen Verb "grassari" ab, das "sich herumtreiben" bedeutet. Daraus stammt indes das deutsche Wort "grassieren".

Ob man nun mit seinem Hund "Gassi" oder "grassi" geht, dürfte dem Vierbeiner selbst reichlich egal sein. Hauptsache, er darf nach Herzenslust an die frische Luft.

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