Warum weinen wir?
Tränen schießen uns nicht nur in die Augen, wenn wir traurig sind. Allerdings erlenen wir erst im Laufe unserer Lebens, auch aus positiven Gründen zu weinen.
Wir weinen nicht nur, wenn wir traurig sind. Es gibt mehrere Gründe, wieso uns Tränen übers Gesicht kullern.
Jen Caudle ist Ärztin und Dozentin an der medizinischen Rowan-Virtua Schule im US-Bundesstaat New Jersey. Sie hat kürzlich unseren Yahoo-Kolleg*innen erklärt, dass es drei „Arten“ von Tränen gebe.
Wir weinen immer
Wir weinen immer, unauffällig: Bei der ersten Tränenart handelt es sich Caudle zufolge um die sogenannten basalen Tränen. Das ist ein Sekret, das die Augen schützt. Es wird unentwegt von den Tränendrüsen produziert und hält die Oberflächen der Augen feucht und sauber.
Caudle erklärt, dass darin Stoffe enthalten seien, die die Augen „pflegen, sie mit Nährstoffen versorgen und vor dem Austrocknen schützen“. So würden die Augen gesund bleiben und einen scharfen Blick ermöglichen.
Emotionale Tränen
Auffälliger und seltener sind emotionale Tränen – eine Fähigkeit, die Menschen vorbehalten ist. Sie sind in der Regel eine Reaktion auf einen hochemotionalen Zustand, meist Trauer, Leid oder Wut.
Laut Caudle würden manche Studien nahelegen, dass der Körper in diesen Situationen durch das Weinen die Produktion von Endorphinen hochfahre. Das würde nicht nur eine schmerstillende Wirkung mit sich bringen, sondern auch die verstärkte Ausschüttung des Glückshormons Dopamin.
Nonverbale Kommunikation
Das ist aber nicht alles. Quarks nennt einen weiteren wichtigen Grund für diese Tränen: Kommunikation. Demnach signalisieren sie „Hilflosigkeit, Schmerz, Angst oder Empathie“ und würden so „ein unterstützendes Verhalten bei Mitmenschen auslösen“.
Diese Fähigkeit erlernen daher schon Säuglinge im Alter von nur wenigen Wochen. Ihre Tränen zeigen beispielsweise Hunger an oder eine volle Windel – und sie sind die erste Form der nonverbalen Kommunikation.
Diese Tränen haften länger
Besonders an dieser Tränenart ist, dass sie mehr Proteine beinhalten können. Dadurch sind sie klebriger, kullern langsamer übers Gesicht und sind so länger sichtbar für andere. Die Hauptaufgabe dieses Weinens bestehe Quarks zufolge darin, „soziale Bindungen und gegenseitiges prosoziales Verhalten zu fördern“.
Emotionale Tränen haben anfangs nur negative Auslöser. Laut Psychologie Heute ändert sich das aber: So würden Menschen im Laufe ihres Lebens die Fähigkeit erlenen, auch „aus positiven Gründen zu weinen“ – beispielsweise, wenn sie selbstlose Taten bezeugen.
Zwiebel-Tränen
Bei der dritten Art handelt es sich um die sogenannten reflektorischen Tränen. Sie entstehen automatisch durch einen Reiz oder eine Fremdeinwirkung.
Sie schießen in die Augen, wenn wir etwa Zwiebeln schneiden oder uns ein Insekt gegen das Auge knallt. Sie sind im Vergleich flüssiger, befeuchten so schneller die Augen und spülen Fremdstoffe und Krankheitserreger aus.
Wir weinen unterschiedlich
Nicht alle Menschen weinen gleich viel. Quarks schreibt dazu von einem Unterschied zwischen den Geschlechtern: Laut Umfragen würden Frauen häufiger und länger als Männer weinen. Was vermutlich an Erziehung und Sozialisation liege, denn im Kindesalter weinen sie noch etwa gleich viel.
Psychologe Heute schreibt zuletzt, dass auch besonders empatische Personen „deutlich mehr als der Durchschnitt“ schluchzen würden. Das gelte auch für extravertierte und offene Menschen. Die würden in ihrem Alltag oft sogar ganz gezielt „emotional berührenden oder gar aufwühlenden Aktivitäten“ nachgehen. Sie schauen also traurige Filme oder hören traurige Musik – und weinen dabei.
Im Video: Neue Studie: Darum weinen wir am häufigsten