Warum wir jedes Mal auf weiße Weihnachten hoffen - und es ziemlich aussichtslos ist

Alle Jahre wieder hoffen wir auf weiße Weihnachten – und jedes Mal aufs Neue werden wir bitter enttäuscht. Dabei haben Wissenschaftler für die Sehnsucht nach Schnee an den Feiertagen eine einleuchtende Erklärung.

Was ist denn verkehrt daran, sich weiße Weihnachten zu wünschen? (Symbolbild: Getty Images)
Was ist denn verkehrt daran, sich weiße Weihnachten zu wünschen? (Symbolbild: Getty Images)

Einen Schneemann bauen, Schlittenfahren und durch meterhohen Schnee stapfen – in unserer Fantasie gehört das alles irgendwie zu Weihnachten dazu. Und genau das ist der Punkt. In unserer Fantasie. Die Realität sieht meist ganz anders aus. Und obwohl wir jedes Jahr auf weiße Weihnachten hoffen, bleiben sie meist aus. Statt weißer Schneedecke gibt es oft nur matschige Tristesse, die sich überall breit macht.

Früher gab es immer weiße Weihnachten – oder doch nicht?

Der erste Schnee fällt oft bereits im November, doch liegen bleibt er meist nicht. Die Chancen auf ein weißes Fest sind in der Tat sehr gering. Wie eine Datenanalyse von MDR Wissen ergab, bei der 174 Wetterstationen unter die Lupe genommen wurde, ist ausgerechnet der 24. der einzige Tag im Dezember, an dem an vielen Orten in Mitteldeutschland nach 2010 kein Schnee lag. Doch auch vor dem Jahr 2010 waren weiße Weihnachten nicht die Regel. Laut dem Deutschen Wetterdienst, gab es 1981 zuletzt in ganz Deutschland weiße Weihnacht.

Wie Wetterexpertinnen gegenüber Bayern 1 erklären, kommt Schnee an Heiligabend im Schnitt nur rund alle acht bis zehn Jahre vor. Lediglich in Bayern in Lagen oberhalb von 600 Metern ist der 24.12. häufiger weiß. Dem DWD zufolge ist dabei München die deutsche Metropole mit der höchsten Chance auf weiße Weihnacht. Dort liegt vom 24. bis 26. Dezember etwa in zwei von fünf Jahren eine geschlossene Schneedecke. Dresden darf sich immerhin alle fünf bis sechs Jahre über weiße Weihnachten freuen, Hamburg und Frankfurt am Main alle neun Jahre. Im Rheinland gibt es nur jedes zehnte Jahr Schnee an Heiligabend.

Warum gibt es so selten eine weiße Weihnacht?

Laut den Wetterexpertinnen bei Bayern 1, ist die globale Erwärmung nicht die Ursache für grüne Weihnachten. Die klassische Westwind-Wetterlage, die wir alle kennen, die mit der milden Atlantikluft zu uns kommt, sei ganz typisch von Weihnachten bis Silvester. Das könne man mit den Eisheiligen oder der Schafskälte als immer wiederkehrendes Wetterphänomen vergleichen.

Deshalb wünschen wir uns weiße Weihnachten

"Trotz der globalen Klimaerwärmung sind weiße Weihnachten in den vergangenen hundert Jahren nicht seltener geworden", berichtet der Deutsche Wetterdienst. Warum hoffen wir trotzdem immer auf weiße Weihnachten? Weiße Weihnachten in Mitteleuropa gehen offenbar auf ein Postkarten-Klischee zurück. Wie die Klimaforscherin Martine Rebetez von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in der Schweiz herausgefunden hat, ist eine markante Wandlung auf Postkarten zu beobachten. War Schnee auf Weihnachtskarten in den 1850er-Jahren noch eher die Ausnahme, ist es seit den 1860ern die Regel.

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Eine alte Postkarte von 1910 zeigt Santa Claus in einem Auto auf Schnee (Bild: Transcendental Graphics/Getty Images)
Eine alte Postkarte von 1910 zeigt Santa Claus in einem Auto auf Schnee (Bild: Transcendental Graphics/Getty Images)

Eine der ersten modernen Weihnachtskarten, die einen Weihnachtsmann auf einem verschneiten Dach sitzend zeigt, datiert von 1863. Rebetz zufolge seien die Bilder wohl vom winterlichen Neuengland in den USA oder vom Schweizer Hochgebirge inspiriert worden, da dort an Weihnachten meist Schnee liegt. Weil Einwanderer ihren Verwandten in Europa solche Postkarten aus den USA schickten, kamen sie dort auch irgendwann in Mode. Bald waren verschneite Landschaften auch auf Postkarten aus Australien zu sehen, obwohl dort zu Weihnachten Hochsommer herrscht.

Wird es 2022 weiße Weihnachten geben?

Obwohl die Chancen gering sind, wollen wir es trotzdem wissen: Wird es in diesem Jahr weiße Weihnachten an Heiligabend geben? Ein Meteorologe muss uns erneut enttäuschen. Denn wie Alban Burster im "Deutschland-Trend“ erklärt, wird es dieses Jahr wohl keine weißen Weihnachten geben. Und nicht nur das. Stattdessen bekommen wir es dieses Jahr mit einem eher ungewöhnlichen Wetterphänomen zu tun. "Es wird ziemlich viel Wind oder gar Sturm geben“, so der Meteorologe. Ihm zufolge waren die Tiefdruckgebiete im bisherigen Verlauf von Herbst und Winter ziemlich ruhig, ab Freitag, einen Tag vor Heiligabend, soll es jedoch "ordentlich pusten“, und das vor allem im (süd-)westlichen Teil des Landes.

Wetter: Grüne statt weiße Weihnachten

Auch Wetter-Experten des DWD dämpfen die Hoffnungen auf weiße Weihnachten: "Es deutet sich eher eine grüne Weihnacht an“, so Andreas Friedrich, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Der Schnee bleibt nicht nur aus, es soll sogar auch noch richtig warm werden – mit Höchsttemperaturen zwischen 9 und 16 Grad in der Südwesthälfte sowie 5 bis 10 Grad im Nordosten, so die Progonosen des DWD.