Wegen Vergewaltigungszeile: Montabaur streicht das "Donaulied"

Im besonders in Bierzelten beliebten “Donaulied” wird eine Vergewaltigung besungen. Nun streicht die erste Gemeinde das Lied aus dem Volksfest-Repertoire.

Spielpause. Das umstrittene "Donaulied" soll in Montabaur künftig nicht mehr gespielt werden. (Symbolbild: Getty)
Spielpause. Das umstrittene "Donaulied" soll in Montabaur künftig nicht mehr gespielt werden. (Symbolbild: Getty)

Im Zuge der “Me Too”-Debatte ist auch eine Diskussion über textlich fragwürdiges Kulturgut angestoßen worden. Dazu gehört unter anderem das berühmte “Donaulied”, das insbesondere im Süden Deutschlands fester Bestandteil der Bierzeltkultur ist. Doch in dem Lied, das fröhlich schunkelnd mitgesungen wird, gibt es eine Textpassage, in der es um die Vergewaltigung eines schlafenden Mädchens geht. Die entsprechenden Zeilen lassen keinen Spielraum für Interpretationen. Dort heißt es: “Ich machte mich über die Schlafende her, Ohohohoh, sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr.”

Gegen das verharmlosende Lied startete vor einiger Zeit die Passauer Studentin Corinna Schütz eine Online-Petition. Diese sammelte inzwischen über 35.000 Unterschriften und zeigt jetzt erste Wirkung. Denn die Stadt Montabaur will das “Donaulied” nun nicht mehr auf städtischen Veranstaltungen singen lassen. Eine Stadträtin aus Montabaur war auf die Petition aufmerksam geworden und schlug die Abschaffung des Liedes auf den heimischen Volksfesten vor. Montabaurs Bürgermeisterin Gabriele Wieland (CDU) sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: “Auf Initiative eines Stadtratsmitglieds haben wir beschlossen, dass wir bei Vertragsabschluss mit Bands vereinbaren, dass sie das 'Donaulied' nicht spielen.” Die Gemeinde im rheinland-pfälzischen Westerwaldkreis ist damit die erste, die aktiv gegen das Singen des Vergewaltigungs-Textes vorgeht.

Veränderte Version ist Hit am Ballermann

Die Petition hatte schon vorher größere Kreise gezogen, indem sich die Rechteinhaber Dirk Wöhrle und Klaus Hanslbauer zu dem Liedtext zu Wort meldeten. Laut dem Stern sagte Wöhrle in einer Mitteilung: “Wir können die Bedenken nachvollziehen, denn auch wir finden den ursprünglichen Text mehr als bedenklich und würden das so nie von unseren Musikern spielen lassen.” Deshalb sei schon 2012 eine veränderte Version ohne die Vergewaltigungsszene erschienen. Diese Version sei auch von Schlagersänger Mickie Krause aufgenommen worden und auf Mallorca zum Dauerbrenner geworden. Mittlerweile habe die Version das Original, gegen das sich die Petition der Studentin richtete, längst überholt.

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Dabei war es der Initiatorin Corinna Schütz gar nicht in erster Linie um ein Verbot gegangen. Sie habe bewirken wollen, dass sich die Leute mit dem Text auseinandersetzen, der Vergewaltigungen verharmlose, und dann freiwillig auf das Singen verzichten. Auf der Seite ihrer Online-Petition erklärt sie: “Sprache formt das Denken. In diesem alten Volkslied vermittelt der umgeschriebene Text ein Weltbild, welches sexuelle Gewaltfantasien gegen Frauen normalisiert und verherrlicht. Deswegen stellt das Donaulied eine Form sexueller Gewalt dar.” Die Idee zu der Petition war ihr gekommen, nachdem sie auf Pro7 die Sondersendung von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf über sexuelle Belästigung gesehen hatte, sagte sie dem Stern.

Auf Facebook ist die Studentin nun ebenfalls aktiv und hat dort eine Gruppe gegen “Bierzelt-Sexismus” gegründet. Auch vom Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) bekam sie Unterstützung zugesagt, in Regensburg wurde eine zweite Petition gestartet. Für ihre Initiative bekam Schütz allerdings auch viel Häme und Beschimpfungen im Internet zu hören. Nun zeigen sich aber die ersten Resultate der angestoßenen Diskussion.

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