Wertschätzung und Teamfähigkeit? Fehlanzeige! So geht man mit Narzissmus am Arbeitsplatz um
Der Arbeitsplatz ist ein Mikrokosmos – da kommen alle möglichen Charaktere zusammen. Das kann total spannend sein, manchmal total nervig und nicht selten sogar toxisch. Respektlosigkeit und Mobbing lassen sich nicht selten mit Narzissmus erklären. Gerade wenn man es mit narzistischen Kolleg*innen zu tun hat, muss man sich Strategien überlegen, wie man den Joballtag angenehmer gestaltet. Es nützt ja nichts, im Kolleg*innenkreis muss man mit ihnen klar kommen, doch wie? Damit man nicht an die eignen Grenzen kommt, gibt es Möglichkeiten, dem Narzissmus im Job zu begegnen.
Wertschätzung und Teamfähigkeit? Fehlanzeige! So geht man mit Narzissmus am Arbeitsplatz um
Sie wirken selbstbewusst und dominant und verlangen ständig Anerkennung von ihrem Umfeld: Menschen mit narzisstischen Zügen konzentrieren sich hauptsächlich auf sich selbst. Am Arbeitsplatz können sie anderen das Leben schwer machen.
So erkennt man narzisstische Menschen am Arbeitsplatz
Konflikte am Arbeitsplatz sind ganz normal. Schwierig wird es, wenn die Probleme nicht mehr sachlich und rational diskutiert und gelöst werden können, sondern narzisstische Kolleg*innen und Vorgesetzte das Betriebsklima belasten. Im Umgang mit narzisstischen Persönlichkeiten bemerkt man häufig zuerst Veränderungen an sich selbst. Viele Menschen fühlen sich in ihrer Gegenwart schnell unsicher, eingeschüchtert oder minderwertig. Dies liegt daran, dass Narzisst*innen oft ein Ungleichgewicht herstellen, bei dem das Gegenüber seine eigenen Fähigkeiten infrage stellt und sich anpasst. Narzisstisch veranlagte Menschen fokussieren sich stark auf sich selbst und erwarten Bewunderung. Kritik können sie schwer ertragen, was häufig zu gekränkten oder wütenden Reaktionen führt. Diese Verhaltensweisen schaffen zahlreiche Probleme im Berufsleben. Narzissten drängen sich gerne in den Mittelpunkt, übernehmen die Ideen anderer und lenken in Meetings das Gespräch auf sich. Sie nutzen ihre Mitmenschen oft aus und sind kaum in der Lage, Kritik anzunehmen. Das macht die Zusammenarbeit im Team schwierig, da Kompromisse nur selten möglich sind. Wenn sie sich missachtet fühlen oder Widerspruch erfahren, reagieren sie häufig destruktiv. Besonders problematisch wird es, wenn sie in Führungspositionen sind. In solchen Fällen können sie ihre Macht missbrauchen und beispielsweise aus Rache wichtige Projekte sabotieren oder berufliche Chancen verwehren.
Narzissmus im Job: Strategien im Umgang mit Kolleg*innen
Der Umgang mit Narzisst*innen ist weder eine einmalige Angelegenheit noch einfach. Sie werden Geduld benötigen. Bedenken Sie jedoch, dass Sie das Verhalten der Person nicht ändern können, sondern nur Ihre Reaktion darauf. Das Problem besteht darin, dass sowohl zurückhaltendes Verhalten als auch direkte Konfrontation die Situation mit narzisstischen Kolleginnen oder Vorgesetzten verschlimmern können. Dennoch gibt es konkrete Schritte, um den Arbeitsalltag erträglicher zu gestalten.
1. Dokumentieren Sie jeden Vorfall
Um das Verhalten belegen zu können, sollten Sie jeden Vorfall detailliert dokumentieren. Notieren Sie die Ereignisse präzise, einschließlich Ort, Zeitpunkt und möglicher Zeug*innen. Speichern Sie diese Aufzeichnungen auf einem privaten Gerät, da der Arbeitgeber möglicherweise Zugriff auf Ihren Arbeitscomputer hat. Es ist ratsam, nicht sofort den ersten Vorfall zu melden, da dieser oft als Einzelfall abgetan wird. Eine umfassend dokumentierte Liste verschafft Ihnen hingegen eine starke Grundlage, sollte es notwendig werden, die Vorfälle an eine höhere Instanz weiterzugeben.
2. Keine direkte Konfrontationen
Eine direkte Konfrontation sollten zunächst vermieden werden, da diese den Betroffenen in eine Verteidigungshaltung drängen können. Geben Sie der Person die Möglichkeit, sich ohne Gesichtsverlust zu korrigieren. Dies mag frustrierend erscheinen, aber es erhöht die Chance, dass Sie Gehör finden. Ein Beispiel für einen subtilen, aber klaren Hinweis könnte eine E-Mail nach einem Meeting sein, in der Sie auf eine unrechtmäßige Aneignung Ihrer Idee hinweisen: „Erinnerst du dich noch daran, dass dieser Vorschlag ursprünglich von mir kam? Die Details stehen noch einmal weiter unten. Ich freue mich, dass wir das Team gemeinsam mit der Idee überzeugen konnten!“
3. Lenken Sie die Aufmerksamkeit auf die eigentliche Aufgabe
Da Narzisst*innen meist nicht gut mit Kritik umgehen können, kann es effektiver sein, den Fokus auf die zu lösende Aufgabe zu lenken. Dabei sollten Sie gezielt nachfragen, um den Blick von persönlichen Angriffen abzulenken: „Wie hilft uns das weiter, das Problem zu lösen?“ oder „Was genau soll ich jetzt tun?“. Achten Sie dabei darauf, ruhig und sachlich zu bleiben.
4. Erkennen Sie positives Verhalten an
Statt sich ausschließlich auf negatives Verhalten zu konzentrieren, kann es hilfreich sein, positive Handlungen von Narzisst*innen hervorzuheben. Dies bedeutet nicht, dass Sie der Person ständig schmeicheln müssen, sondern gezieltes, authentisches Lob aussprechen. Loben Sie dabei Verhaltensweisen, die dem Unternehmen oder dem Team zugutekommen, um die Aufmerksamkeit auf den gemeinsamen Erfolg zu lenken. Beispiel: „Danke, dass du mich im Meeting unterstützt hast. Wenn wir weiterhin so zusammenarbeiten, können wir tolle Ergebnisse erzielen.“
5. Setzen Sie klare Grenzen
Wenn die anderen Strategien nicht wirken, müssen Sie möglicherweise eine direktere Methode anwenden. Dies erfordert, dass Sie Ihre Gefühle und Erwartungen klar kommunizieren. Dabei sollten Sie das Verhalten der Person benennen und erklären, welche Veränderung Sie sich wünschen. Diese Strategie birgt ein gewisses Risiko, da extrem narzisstische Personen emotional reagieren können. Wenn jedoch ein moderater Narzissmus vorliegt, kann dies zu einer konstruktiven Veränderung führen.
Nutzen Sie den Narzissmuss zum Vorteil – aber Vorsicht
Narzisstische Persönlichkeiten können im Berufsalltag herausfordernd sein, bieten aber auch eine Chance zur persönlichen Entwicklung. Sie fordern uns auf, unser Selbstwertgefühl und unsere Kompetenz zu stärken. Im direkten Umgang mit narzisstischen Kolleg*innen oder Vorgesetzten ist es wichtig, die eigenen Schwachstellen zu erkennen, die Angriffsfläche bieten könnten. Falls eine Situation zu eskalieren droht, kann es hilfreich sein, sich kurz zurückzuziehen, zum Beispiel auf die Toilette, um tief durchzuatmen und die innere Stabilität wiederherzustellen. Ein narzisstischer Mensch kann ein*e Sparring-Partner*in sein. Essentiell ist es, sich nicht auf Machtkämpfe einzulassen. Je mehr Sie sich auf sich selbst konzentrieren und nicht in die Dynamiken des Narzissmus verwickeln lassen, desto weniger Angriffspunkte bieten Sie. Eine Lektion in Selbstbeherrschung und klare Gedanken sind hier entscheidend.
Ein Risiko besteht darin, in das sogenannte Drama-Dreieck zu geraten, das die Rollen Opfer, Täter*in und Helfer*in umfasst. Vermeiden Sie es, den Narzisst*innen in die Täterrolle zu drängen, da Sie dadurch selbst in die Opferrolle fallen könnten, was Ihre Handlungsfähigkeit einschränkt. Auch die Helferrolle kann problematisch sein. Helfen Sie nur, wenn darum gebeten wird, und halten Sie dabei eine gesunde Distanz. Fragen Sie konkret, wie Sie unterstützen können, aber bleiben Sie dabei emotional unbeteiligt. Wenn sich Konflikte zwischen Opfer und Täter*in hochschaukeln, wechseln diese häufig die Rollen. Wer sich als Helfender einmischt, läuft Gefahr, am Ende außen vor zu stehen, sobald die Streitenden sich wieder vertragen.
Wenn gar nichts mehr geht – Notbremse ziehen!
Wenn Ihre ständige Unzufriedenheit so überwältigend wird und Ihr Selbstwertgefühl stark darunter leidet, sodass Sie nur noch mit größter Anstrengung Ihre Arbeit bewältigen können, ist es Zeit, eine klare Entscheidung zu treffen und zu kündigen. Kein Job ist es Wert, die Lebensfreude zu verlieren. Sie können Narzisst*innen nicht verändern, und Sie sind nicht für das Verhalten verantwortlich. Suchen Sie sich stattdessen einen Arbeitsplatz, an dem Ihre Leistung wertgeschätzt wird und der Ihnen Zufriedenheit bringt.