Weshalb eine lesbische Disney-Prinzessin toll für Kinder sein könnte

Elsa hatte weder in Teil 1 noch in Teil 2 von „Die Eiskönigin“ einen Verehrer, daher hoffen einige, dass sie mit einer Frau zusammenkommen wird. (Bild: Walt Disney Pictures/courtesy of Everett Collection)
Elsa hatte weder in Teil 1 noch in Teil 2 von „Die Eiskönigin“ einen Verehrer, daher hoffen einige, dass sie mit einer Frau zusammenkommen wird. (Bild: Walt Disney Pictures/courtesy of Everett Collection)

2013, als praktisch jedes drei- bis achtjährige Kind „Lass jetzt los“ aus „Die Eiskönigin“ trällerte, kam eine kontrovers diskutierte Theorie auf: die Geschichte über Elsa – die geflüchtete Prinzessin des Königreichs Arendelle, die ihre magischen Kräfte vor allen Bewohnern verstecken musste – sei in Wahrheit die Geschichte einer Prinzessin, die insgeheim lesbisch ist.

„No right, no wrong, no rules for me, I’m free“

Immerhin warnte Elsas Vater sie zu Beginn: „Du darfst nichts fühlen, zeig ihnen nicht dein wahres Ich” Als Elsa – ein Single mit Geheimnis – als verstoßene Rebellin „Lass jetzt los“ singt, heißt es im englischen Original „No right, no wrong, no rules for me, I’m free“ – „Kein Richtig, kein Falsch, keine Regeln mehr, ich bin frei“, woraufhin das Lied zur Hymne der Homosexuellen wurde (inklusive Club Remix).

Obwohl die Behauptung, Elsa könne möglicherweise vom anderen Ufer sein, auch viele empörte Stimmen mit sich brachte – besonders von religiösen Extremisten, die diesen Subtext des Films „böse“ nennen und ihn als „Möglichkeit, die Agenda der Homosexuellen zu normalisieren und zu bewerben“ sehen –, haben viele Mitglieder der queeren Community die Theorie freudig aufgenommen. Idina Menzel (die Elsa spricht) gab der Möglichkeit einer lesbischen Elsa ihren Segen und schließlich kam sogar der Hashtag #GiveElsaAGirlfriend (Gebt Elsa eine Freundin) auf. Es wurden sogar Petitionen mit demselben Ziel und eine gleichnamige Twitter-Kampagne gestartet.

Der Film regt zum Dialog an

Da nächstes Jahr die sehnlich erwartete Fortsetzung, „Die Eiskönigin 2“ ins Kino kommt, ist die Diskussion neu entflammt. Drehbuchautorin und Co-Regisseurin Jennifer Lee goss subtil Öl ins Feuer, als sie Anfang der Woche mit der HuffPost sprach.

„Ich liebe alles, was die Leute über unseren Film sagen [und] denken – dass er zum Dialog anregt, dass Elisa dieser wundervolle Charakter ist, der so viele Menschen anspricht“, sagte Lee in einer Diskussion anlässlich ihres Films „Das Zeiträtsel. „Es bedeutet uns enorm viel, dass wir Teil dieser Gespräche sind.“

Sie ergänzte: „Wir reden ständig darüber, wo wir damit hinwollen und wir überlegen uns diese Dinge sehr gut. Was mich betrifft … so sagt mir Elsa jeden Tag, wo sie hin will und sie wird es uns auch weiterhin sagen. Ich schreibe immer von einer Figur ausgehend und wo Elsa jetzt steht und was sie in ihrem Leben tut, erzählt sie mir jeden Tag. Wir werden sehen, wo uns das hinführt.“

Die Entscheidung, Elsa lesbisch zu machen, wäre mit Sicherheit radikal – besonders wenn man bedenkt, dass ein Charakter aus dem Film „Die Schöne und das Biest“ im Jahr 2017, der von den Filmemachern als homosexuell bezeichnet wurde, für viele eine ziemliche Enttäuschung war. Ein großer Teil der Bevölkerung würde sich aber über diese Neuigkeiten freuen: schwule und lesbische Menschen jeden Alters, die sich bisher noch mit keiner Disney-Romanze identifizieren konnten.

Im Twitterversum verursachte die Aussicht ziemlich viel Aufregung:

Macht es doch einfach endlich Disney, verdammt noch mal. Macht uns glücklich. Ihr werdet trotzdem eine Trillion Dollar verdienen.

#GiveElsaAGirlfriend weil Rollenbilder wichtig sind. Man kann Kindern beibringen, andere zu akzeptieren und wie man liebt, anstatt andere wegen Andersartigkeit zu mobben, wie man offen ist, anstatt andere zu verurteilen und wie man die eigene sexuelle und Gender-Orientierung akzeptiert und sich damit wohl fühlt.

Hebt die Hand, wenn ihr wollt, dass Elsa eine Freundin bekommt #Disney

Amanda Hopping-Winn, Programmdirektorin des Family Equality Council – einer amerikanischen Non-Profit-Community, die LGBTQ-Familien unterstützt –, war begeistert von dieser Möglichkeit: „Ich bin überglücklich, dass Disney diesen Weg, der nicht kontrovers sein sollte, sondern einfach Fakt, in Erwägung zieht“, erzählt sie Yahoo Lifestyle. „Ich finde, der Hashtag macht deutlich, dass die [LGBTQ] Community gesehen und gehört werden möchte und dass man will, dass die Medien jede Art von Liebe und alle Familienmodelle wertschätzen.“

“Wir sehen uns in den Massenmedien einfach nicht durchgehend repräsentiert”

Hopping-Winn, eine Mutter, die mit ihrer Partnerin zwei kleine Kinder hat, erzählt, dass sie ihren Kindern viel vorlesen, sagt aber, dass „wir in unserem Bücherregal mit 150 bis 200 Büchern vielleicht zehn bis 15 haben, in den die Familien ähnlich sind wie unsere. Wir sehen uns in den Massenmedien einfach nicht durchgehend repräsentiert.“ Während fehlende Repräsentanz Grund für Scham liefern kann, ist Repräsentanz ihrer Meinung nach „gut für das Selbstbewusstsein und die eigene Wertschätzung, sie verstärkt unsere Stimmen und zeigt, dass wir nicht nur hier sind, sondern dass wir es auch wert sind, als normal betrachtet zu werden.“

Laut dem letzten jährlichen Medienbericht des GLAAD Studio Responsibility Index, der die Darstellung von LGBTQ-Charakteren, Menschen und Handlungen in Filmen misst, erhielt Disney die Bewertung „Ungenügend“. Die Begründung: „Walt Disney Studios hat von allen großen Studies, die in diesem Bericht untersucht wurden, historisch gesehen die schlechteste Quote, wenn es um Filme geht, welche die LGBTQ-Community miteinbeziehen.“

Gegen Mobbing und für mehr Selbstbewusstsein

Es hieß weiter: „2016 veröffentlichte Walt Disney Studios 13 Filme, wobei sich in einem [„Zoomania“] davon die Darstellung von LGBTQ-Charaktere auf acht Prozent belief.“ Dieser Film fiel allerdings durch GLAAD’s Vito Russo Test (benannt nach dem gefeierten Filmhistoriker hinter „The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik), der besagt, dass ein Film identifizierbare LGBT-Figuren beinhalten muss, dass die Figur nicht nur durch ihre sexuelle oder Gender-Orientierung charakterisiert sein darf und dass die Figur ein essenzieller Teil der Handlung sein muss, so dass ihre Entfernung problematisch wäre.“

„In der Vergangenheit waren LGBT-Menschen in den Medien sehr schlecht repräsentiert“, erzählt Caitlin Ryan, Direktorin des Family Acceptance Project und Sozialarbeiterin mit mehr als 40 Jahren Erfahrung in der Arbeit mit LGBT-Jugendlichen Yahoo Lifestyle. „Das würde Familien und ihren Kindern helfen, LGBT-Identitäten zu normalisieren.“

Sich selbst durch die Massenmedien repräsentiert zu sehen, so Ryan, sei für jeden wichtig und entscheidend. „Es zeigt LGBT-Menschen, dass sie Liebe und Respekt wert sind“, sagt sie. „Und es kann Mobbing vorbeugen, da Andersartigkeit und Homosexualität normalisiert werden. Es stärkt das Selbstbewusstsein und nimmt Bullys den Wind aus den Segeln… Es wäre ein sehr wichtiger Schritt: Disney ist eine Kultmarke und Elsa wird von allen geliebt.“

Beth Greenfield

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