Wie gefährlich sind E-Zigaretten wirklich?
Rauchen ist out, Dampfen ist in. Auch in Deutschland greifen immer mehr Menschen zur E-Zigarette. Doch die gesundheitlichen Risiken des Genussmittels sind bislang nicht ausreichend erforscht. Eine Krebsforscherin hat mit Yahoo Style über die möglichen Langzeitfolgen gesprochen.
Auf Schulhöfen, im Park, am Ufer, im Café – überall in Deutschland begegnet man inzwischen sogenannten Vapern (von vape, dt. Dampf). Während 2010 nur rund 300.000 Menschen E-Zigaretten dampften, stieg die Zahl bis 2016 auf 3,5 Millionen an. Der Dampfstift verdrängt sogar zunehmend den Glimmstengel: der Konsum von Tabakzigaretten befindet sich in Deutschland seit einigen Jahren im Rückfluss, wenn auch nur um drei bis vier Prozent.
Krebsforschungszentrum warnt vor Gesundheitsrisiken
Ein Grund zur Freude ist das laut Medizinern jedoch nicht. Denn obwohl die E-Zigarette weniger Schadstoffe enthält als Tabak und deshalb gerne als Alternative für die Zigarette beworben wird, warnen Lungenfachärzte vor den möglichen Gesundheitsrisiken von Vape-Pens.
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Schuld sind die aromatisierten Flüssigkeiten, sogenannte Liquids, die der Pen verdampfen lässt. Laut Expertenaussagen in der WDR-Sendung „Gesundheitscheck“, führen die Aromastoffe der Liquids beim Verdampfen zu Entzündungen der Atemwege. Der Dampf gelangt bis tief in die Lunge und kann zu Husten und verringerter Lungenfunktion führen. Dass dadurch Langzeitschäden wie Krebserkrankungen entstehen, ist bislang nicht nachgewiesen – aufgrund der relativen Neuheit der E-Zigarette fehlt es an Langzeitstudien – es gibt jedoch Hinweise darauf:
„In den Aerosolen sind krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd und Acetaldehyd enthalten“, erklärt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum gegenüber Yahoo Style, „allerdings in geringeren Mengen als in Tabakrauch. Tier- und Zellversuche deuten aber darauf hin, dass auch E-Zigaretten schädlich sein könnten. Wir können nicht ausschließen, dass ihr Konsum möglicherweise das Krebsrisiko erhöht.“
Es gelte also zu unterscheiden: Für Menschen, die bereits Raucher sind, seien E-Zigaretten durchaus eine Alternative. „Für Nicht-Raucher, insbesondere Jugendliche, bergen sie ein Gesundheitsrisiko.“
Suchtrisiko E-Zigarette: Jugendliche sind besonders gefährdet
Und genau da liegt das Problem, denn gerade bei Jugendlichen etablieren sich E-Zigaretten immer mehr als Lifestyle-Accessoire. Im Gegensatz zu Tabak gibt es für die Vape-Pens in Deutschland nämlich keine Altersbegrenzung. Die Folge: Bei einer Befragung von 6000 Zehntklässlern, fanden Forscher des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung heraus, dass 42 Prozent schon einmal E-Zigarette geraucht hatten. Damit überstieg die Zahl der Vaper die der herkömmlichen Raucher.
Noch jünger waren 2016 die Befragten der Unimedizin Mannheim: 16 Prozent der Schüler im Alter von 12 Jahren hatten schon mindestens einmal eine E-Zigarette benutzt.
Gefahren auch für Passivraucher
Wie beim Tabakrauch, ist auch beim Dampf der E-Zigaretten davon auszugehen, dass er eine Gefahr für das Umfeld birgt. Das Bayrische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat die Auswirkungen des E-Passivrauchens untersucht.
Nachdem in einem Raum zwei Stunden lang E-Zigaretten geraucht wurden, konnte in der Luft das krebserregende Formaldehyd, der allergieauslösende Benzylalkohol und – bei Verwendung nikotinhaltiger E-Zigaretten-Flüssigkeiten – Nikotin nachgewiesen werden. Die größte Verunreinigung in der Raumluft war mengenmäßig Propylenglykol, aus dem auch Disco- und Theaternebel hergestellt werden. „Propylenglykol und weitere Substanzen im Aerosol von E-Zigaretten wirken augen- und atemwegsreizend“, sagte Studienautor Wolfgang Schober gegenüber den „Stuttgarter Nachrichten“.
Explosionsgefahr: Vape-Pens fordern Verbrennungsopfer
Ein Risiko gilt jedenfalls als erwiesen: wenn Akkus oder Batterien überhitzen, können Vape-Pens explodieren. Das kann zum Beispiel dann passieren, wenn ein falsches Ladegerät verwendet wird. Nach einem Bericht der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA passiert das bei einem Großteil der Geräte – nämlich 80 Prozent, wenn sie gerade aufgeladen werden. Meist kommen dabei keine Personen zu Schaden, doch die Brandgefahr ist nicht zu unterschätzen. 2014 fackelte eine Londonerin ihre Wohnung beim Laden des Akkus ab. Die Frau kam mit einem Schock und einer Rauchvergiftung davon.
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Eine Klinik für Verbrennungsverletzungen in Kalifornien hat zwischen November 2015 und März 2017 insgesamt 25 Patienten nach Explosion einer E-Zigarette behandelt. Bei vielen war das Gerät in der Hosentasche explodiert. Entsprechend verbrannten sich die meisten im Oberschenkel- und Genitalbereich.
E-Zigarette: Todesfälle durch Explosionen
Schlimmer traf es einen 24-jährigen Mann aus dem US-Bundesstaat Texas im Januar 2019: Beim ersten Gebrauch seines Vape-Pens, im Auto vor dem Geschäft, explodierte das Gerät und tötete den Mann. Der Autopsiebericht kommt zu einem grausigen Schluss: Splitter hätten die linke Halsschlagader des jungen Mannes durchtrennt und seien in seinen Schädel eingedrungen.
Es war nicht der erste Todesfall im Zusammenhang mit einer E-Zigarette: Im Mai 2018 fand man einen 38-jährigen Floridianer leblos in seinem brennenden Wohnzimmer. 80 Prozent seines Körpers waren verbrannt, gestorben war er offenbar an den Bruchstücken, die sich durch eine Detonation von der E-Zigarette gelöst hatten und ihn am Kopf getroffen hatten.