Wie gesund sind Fleischersatzprodukte?

Je näher die Grillsaison rückt, desto deutlicher wird ein Wandel in den Supermärkten und Discountern: Während vegetarischer und veganer Fleischersatz früher bestenfalls ein Nischenprodukt waren, gibt es nun immer mehr "fleischfreies Fleisch" aus veganem Eiweiß. Doch ist das eigentlich gesünder?

Eine fleischlose Ernährung ist oft gesünder, doch auf Fleischgeschmack wollen viele dennoch nicht verzichten - sind Fleischersatzprodukte die Lösung? (Bild: Getty Images)
Eine fleischlose Ernährung ist oft gesünder, doch auf Fleischgeschmack wollen viele dennoch nicht verzichten - sind Fleischersatzprodukte die Lösung? (Bild: Getty Images)

Die Herzen vieler Veganer und Vegetarier lässt die größere Auswahl an Fleischersatz höher schlagen. Und auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen weniger Fleisch essen wollen, aber nicht auf Eiweißgehalt und Geschmack verzichten wollen, könnten versucht sein, Fleischersatzprodukte zu probieren. Doch diese sind nicht immer gesünder, wie eine Expertin warnt. Sie empfiehlt einen Blick auf die Zutatenliste.

Woraus Fleischersatz besteht

Besonders beliebt sind Fleischersatzprodukte aus veganem Eiweiß, die aus Soja, Weizen (Seitan beziehungsweise Gluten) oder Erbsen gewonnen wird. Vegetarische, aber nicht vegane Varianten gibt es aus Milch oder Hühnereiweiß.

Das Protein wird isoliert, konzentriert, mit Wasser und Öl angereichert und in Form gebracht. In Konsistenz sollen sie damit echtem Fleisch ähneln, Gewürze und Zusatzstoffe sollen auch in Sachen Geschmack eine brauchbare Imitation schaffen.

Die gesundheitlichen Vorteile von Fleischersatzprodukten

Yahoo Lifestyle Australia hat bei der Ernährungswissenschaftlerin Maria Shahid nachgefragt, ob Fake-Fleisch tatsächlich gesünder ist als echtes. Sie sieht durchaus Vorteile darin, Fleisch mit Imitaten zu ersetzen - allerdings mit einigen Vorbehalten.

So gehöre übermäßiger Konsum von roten und industriell verarbeiteten Fleischprodukten zu den Risikofaktoren für Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes und sogar einigen Krebsarten. "Indem man reguläre Fleischprodukte - vor allem verarbeitete - mit pflanzlichen Alternativen ersetzt, können wir das Risiko für gewisse gesundheitliche Probleme reduzieren", erklärt Shahid.

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Für viele überzeugte Fleischesser sei die Hürde geringer, zu Fleischersatz zu greifen, der in Geschmack und Konsistenz den tierischen Produkten wie Burger und Wurst ähnelt. Auch würden den Produkten häufig Nährstoffe wie Eisen und Vitamin B12 zugesetzt, an denen es in einer pflanzlichen Ernährung häufig mangeln würde.

Die gesundheitlichen Nachteile von Fleischersatzprodukten

Wie gesund Fleischersatzprodukte, die nahezu allesamt noch recht neu auf dem Markt sind, tatsächlich seien, müsse noch in Langzeitstudien bewiesen werden. Eines stünde jedoch schon jetzt fest: Je stärker ein Produkt industriell verarbeitet und angereichert ist, so Shahid, desto ungesünder ist es in der Regel.

Und bei Fleischersatz gibt es hierbei enorme Unterschiede. Gerade diejenigen Produkte, die fleischähnliche Konsistenz und Geschmack imitieren wollen, ist die Verarbeitung oft aufwändig und die Liste der Zusatzstoffe lang. Bei den vielen Koch- und Verarbeitungsprozessen würden kaum noch natürliche Nährstoffe übrig bleiben.

Sieht aus wie Fleisch, ist aber keins: Das bedarf häufig einer ellenlangen Zutatenliste (Bild: Getty Images)
Sieht aus wie Fleisch, ist aber keins: Das bedarf häufig einer ellenlangen Zutatenliste (Bild: Getty Images)

Dem NDR zufolge finden sich in vielen Produkten Zusatzstoffe, die einer gesunden Ernährung nicht zuträglich sind:

  • Zucker: Ein wichtiger Geschmacksträger, der jedoch zu Übergewicht und Diabetes führen kann.

  • Zu viel Salz: Dem NDR zufolge enthalten einige Fleischersatzprodukte bis zu zwei Gramm pro 100 Gramm, was einem Drittel der täglich empfohlenen Menge entspricht.

  • Fett: Zehn bis 20 Prozent enthalten viele Fleischersatzprodukte - auch nicht weniger als herkömmliche Fleischwaren.

  • Künstliche Geschmacksverstärker und Verdickungsmittel: Nicht alle davon haben einen schlechten Ruf in Sachen Gesundheit, doch viele Produkte enthalten beispielsweise Glutamat oder das Verdickungsmittel Methylcellulose, das Darmentzündungen begünstigen soll.

Nicht zuletzt sind Fleischalternativen aus Tofu für Soja-Allergiker nicht geeignet, und Seitan, das komplett aus Gluten besteht, nicht für Menschen mit Zöliakie.

Die gesündere Alternative zu Fleisch und Fleischersatzprodukten

Gegen einen gelegentlichen Konsum von Fleischersatz spricht also nichts - als gesündere Alternative sollten sie jedoch nicht unbedingt gesehen werden. Wer sich wirklich gesund ernähren will, sollte laut Shahid auf geringfügig verarbeitete Proteinquellen wie Tofu oder Falafel zurückgreifen. Noch besser seien Hülsenfrüchte. "Generell gilt: Je mehr unverarbeitete Vollwertnahrungsmittel man zu sich nimmt, desto besser", lautet ihr Fazit.

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