Pharmazeut: Wer die Sonne auch im Winter besser meiden sollte

Die Sonne tut uns nachweislich gut. Allerdings gibt es Personen, die Sonne besser meiden sollten, um unangenehme Effekte zu vermeiden. Pharmazeut Marcel Becker erklärt die Hintergründe.

Im Sommer besteht ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen bei der Einnahme von Penicillinen und Antibiotika gegen Bakterien wie Streptokokken & Co. Dies sollte jedoch auch im Winter nicht unterschätzt werden. Sowohl Penicilline als auch Antibiotika können in Kombination mit Sonnenlicht zu Hautschäden und allergischen Reaktionen führen. Neben Antibiotika wie Tetrazyklinen, Cephalosporinen und Gyrasehemmern können auch entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac und Ibuprofen zu photoallergischen oder phototoxischen Reaktionen der Haut führen. Diese Reaktionen sind nicht nur unansehnlich, sondern auch schädlich für den Körper.

Die Stärke der Reaktion hängt von der Dosierung des Medikaments und dem Hauttyp des Patienten ab. Menschen mit heller Haut und roten Haaren sind anfälliger als dunkelhäutige Menschen. Es ist unerlässlich, Sonnencreme zu verwenden, nicht nur an den Tagen der Medikamenteneinnahme, sondern auch noch eine Weile danach, da Hautschäden auch mit Verzögerung auftreten können.

Patienten sollten besonders auf Gesicht, Hals, Unterarme und Handrücken achten, da diese Hautpartien besonders der Sonne ausgesetzt sind, egal ob Winter oder Sommer. Erste Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion auf Sonnenlicht können leichte Rötungen, Hautschwellungen oder Schuppenbildung sein. Sogar vermeintlich ungefährliche Medikamente oder Lebensmittel wie Sellerie, Johanniskraut oder Zitrusfrüchte können die Haut für Sonnenstrahlen empfindlicher machen. Daher sollte Orangensaft genauso wie ein Sonnenbad während einer antibiotischen Behandlung in Maßen genossen werden.

Darum vertragen sich Sonne & Antibiotika nicht

Warum reagiert unsere Haut unter der Einnahme von Antibiotika? Die Reaktion wird durch Moleküle verursacht, die mit UV-Strahlung interagieren können, die die Haut ohnehin schädigt. Aufgrund ihrer Struktur können diese Moleküle durch die Sonnenenergie stimuliert werden. Dieser Zustand ist jedoch nicht von Dauer, da sie ihre Energie wieder an die Umgebung abgeben.

Bei der Rückkehr in einen energieärmeren Zustand entstehen sogenannte "Radikale". Diese hochreaktiven Moleküle reagieren wiederum mit verschiedenen körpereigenen Strukturen, was zu Schäden im umliegenden Gewebe führt. Weder Glas noch Kleidung stellen für die UV-Strahlung und die Bildung solcher schädlichen Radikale ein ernsthaftes Hindernis dar.

Was kann man also tun? Am besten ist es, die Sonne komplett zu meiden. Wenn dies im heiß ersehnten Marokko-Urlaub utopisch erscheint, sollten folgende Regeln befolgt werden: Während der Einnahme von Arzneimitteln sollte man auf das Sitzen oder Liegen in direktem Sonnenlicht, insbesondere zwischen 11 und 15 Uhr, komplett verzichten. Außerdem ist es ratsam, wie bereits erwähnt, während eines Sommerurlaubs einen guten Sonnenschutz zu verwenden. Besonders wichtig ist dabei ein ausreichender UV-A-Schutz.

Sonnenbrand oder unangenehme Nebenwirkungen?

Wenn trotz ausreichender Vorsichtsmaßnahmen wie Sonnenschutzmaßnahmen Hautausschläge, Blasenbildung und ähnliches auftreten, sollte man einen Arzt aufsuchen, um möglicherweise die Dosierung zu reduzieren oder den Wirkstoff zu wechseln. Wenn man unsicher ist, ob es sich bei einem Ausschlag um eine Nebenwirkung oder einen Sonnenbrand handelt, ist es wahrscheinlich, dass die Hautreaktion auf die Bereiche begrenzt ist, die ausreichend Sonnenlicht ausgesetzt waren. Im Gegensatz zum "normalen" Sonnenbrand entwickelt sich jedoch an diesen Stellen eine brennende und juckende Hautrötung, die auch zu Blasenbildung neigt. In solchen Fällen ist es ratsam, einen Experten zu konsultieren.

In einigen Fällen kann es auch zu einer länger anhaltenden verstärkten Pigmentierung der betroffenen Hautstellen kommen. Obwohl dies unangenehm ist, verschwindet es in der Regel relativ schnell nach Absetzen der Medikamente. Wenn der Juckreiz und das Entzündungsgefühl zu stark sind, kann die Anwendung von Cortisonpräparaten oder Antihistaminika hilfreich sein, da diese Medikamente auch bei allergischen Reaktionen eingesetzt werden und die Ausschüttung von Histamin unterdrücken.

Nicht nur Antibiotika: Diese Mittel reagieren ebenfalls mit Sonne

Neben Antibiotika können auch Antiarrhythmika, einige Psychopharmaka und Johanniskraut eine allergische Reaktion auf Sonnenlicht hervorrufen. Obwohl Sonnenlicht wichtig für unseren Vitamin-D-Haushalt ist, sollten Patienten, die diese Medikamente einnehmen, es meiden.

Die Hautrötung nach Absetzen des Herzrhythmus-Medikaments Amiodaron kann noch mehrere Wochen anhalten, wenn das Medikament eingenommen wird. Dies liegt an der langen Halbwertszeit des Wirkstoffs. Typische Symptome sind sonnenbrandähnliche Rötungen sowie blaugraue bis violettgraue Verfärbungen der betroffenen Hautpartien.

Es ist wichtig, dass Patienten über die richtige Einnahme von Medikamenten aufgeklärt werden. Patienten mit Langzeitmedikation sind normalerweise gut informiert. Problematisch sind jedoch Patienten, die kurzfristig Medikamente einnehmen müssen, zum Beispiel zur Behandlung von Scharlach mit Penicillin. In solchen Fällen sollten Ärzte und Apotheker ausreichend über die Risiken von Nebenwirkungen des Medikaments, sowohl mit als auch ohne Sonne, informieren. Denn "Heilung to go" ist auch im 21. Jahrhundert noch unrealistisch.

Es ist wichtig, jegliche Nebenwirkungen zu melden, auch wenn nach dem Auspacken des Koffers, dem Waschen der Wäsche und anderen Alltagsaufgaben der Arbeitsalltag im Büro wieder ruft. Jede Nebenwirkung kann beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet werden.


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