ZDF-Doku über Königskinder: Sie haben alles, außer Privatsphäre

Als Charlène und ihr Prinz von Monaco die beiden königlichen Zwillinge vorstellen, herrscht wieder Klarheit in der Thronfolge. Foto: Screenshot / ZDF
Als Charlène und ihr Prinz von Monaco die beiden königlichen Zwillinge vorstellen, herrscht wieder Klarheit in der Thronfolge. Foto: Screenshot / ZDF

Prinzessin werden – dieser Traum ist zuletzt für die bürgerliche Schauspielerin Meghan Markle in Erfüllung gegangen als sie Prinz Harry geheiratet hat. Dem ist das royale Dasein in die Wiege gelegt. Für viele Königskinder ist dieser vorgezeichnete Weg Fluch und Segen zugleich.

Die Dokumentation “Royale Kindheit – Prinzen, Ponys, Paparazzi” beginnt bei Kronprinzessin Victoria von Schweden. Sie ist das älteste Kind von König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia. Die Mutter wird als herzliche Frau beschrieben, deren Wunsch es war, dass ihre Tochter viele Freiheiten genoss, Kind sein konnte. Doch der Druck, selbst die Thronfolge einmal antreten zu müssen, bereitete sowohl dem Mädchen als auch später der jungen Frau Victoria enorme Sorgen.

Sie will bei öffentlichen Auftritten nicht aus dem Protokoll fallen, trifft sich nicht mit Schulkameraden, um den Stoff aufzuarbeiten, den sie in der Schule lernt. Victoria leidet unter einer Lese-Rechtschreibschwäche und bald auch an einer Depression. Erst als sie mit 21 zwei Jahre nach Amerika geht, um an der Yale-Universität Geschichte und Politik zu studieren, blüht sie wieder auf. Der Sprecher der Dokumentation sagt: “Berater und Psychologen haben gute Arbeit geleistet.”

Wenig später stellt sie ihren Freund vor – Daniel, ihren Fitnesstrainer. Einer Hochzeit stimmt die Familie zu, 2012 bekommt Victoria ihr erstes Kind: Estelle. Sie wird später wiederum ihrer Mutter auf den Thron folgen. Mittlerweile ist Victoria eine volksnahe Kronprinzessin. Sie strahlt in die Menge, schüttelt Hände und hört zu, beherrscht ihren repräsentativen Job perfekt. Doch ihr Beispiel zeigt eindringlich, welche Hürden so eine royale Geburt mit sich bringt.

Natürlich darf in so einer Dokumentation auch das britische Königshaus nicht fehlen. Während die Kindheit von William und Harry weitestgehend bekannt ist – geprägt vom Tod ihrer Mutter Diana in den 90er Jahren – erfährt man in dem Beitrag auch etwas über Prinz Charles’ Kindheit. Seine Mutter Queen Elizabeth nahm ihre Aufgabe als Königin von England sehr ernst. Bildausschnitte zeigen wie sie, zurückkehrend nach einer zwei Monate langen USA-Reise, ihrem Söhnchen lediglich kurz die Wange tätschelt und dann wieder im Alltagsgeschäft verschwindet.

Prinz Charles’ Vater war ein Alpha-Männchen, er selbst eher nachdenklich

Verantwortlich für Charles’ Erziehung war sein Vater Philipp. Der jedoch sei ein Alpha-Männchen gewesen, sagt die Royal-Expertin Katie Nicholl. Charles hingegen war eher ein nachdenklicher Typ. Als sein Vater ihn mit 13 Jahren auf die Schule schickt, auf der auch er gelernt hat, sei das für Charles ein Alptraum gewesen.

Sein Sohn William geht da wesentlich moderner mit seinen Kindern George, Charlotte und Louis um. Die beiden Erstgeborenen wurden häufig von ihren bürgerlichen Großeltern betreut, die Eltern absolvierten viele öffentliche Auftritte in den ersten zwei Jahren ihrer Kinder allein. Noch nie hatten Bürgerliche so viel Einfluss auf einen zukünftigen König von England, der George irgendwann sein wird.

Die Dokumentation zeigt natürlich auch den Prunk, den die Kinder erleben. Panzer fahren, ist in Prinz Harrys Kindheit ein echtes Erlebnis und nicht nur das Spielen mit einem Modellauto. Ebenso verfügen die Kinder natürlich über ganze Flotten, zahlreiche Haustiere wie Pferde oder Hunde, manchen gehört sogar ein ganzer Zoo. Luxus ist für sie kein Fremdwort, Platzmangel dafür umso mehr.

Privatsphäre haben die Kinder jedoch so gut wie keine. Egal ob Wutanfälle oder Schreikrämpfe – alles, was in anderen Familien hinter verschlossenen Türen stattfindet, steht bei den Blaublütern am nächsten Tag in der Zeitung. Später werden die Kinder kaum politische Macht haben, nur repräsentative Aufgaben, dafür müssen sie die Kunst meistern ellenlange redundante Zeremonien durchzustehen oder in oberflächlichen Gesprächen ein gutes Gefühl zu vermitteln.

Japan und Monaco halten an männlichem Thronfolger fest

Auch Japan hat eine Kronprinzessin – man sieht sie nur nie. Zu wenigen Anlässen im Jahr zeigt sich die königliche Familie Japans dem Volk. Das hat sich besonders für eines interessiert: den Thronfolger. Denn der blieb lange Zeit aus. So lange, dass Kronprinzessin Masako bald dem Druck nicht mehr stand hielt und depressiv wurde. Als sie dann endlich ein Kind bekam, war es ein Mädchen. Unpassend für die japanische Thronfolge. Hier werden nur Jungen anerkannt. Das Mädchen hieß Aiko – Kind der Liebe.

Auch in Monaco herrschen noch alte Traditionen. Als Prinz Alberts Frau Charlène nicht schwanger wurde, verfolgte man schon alternative Pläne, dass die Kinder seiner Schwester auf den Thron steigen müssten. Schließlich jedoch bekam Charlène doch noch Zwillinge. Das Mädchen wurde kurz vor dem Jungen geboren – trotzdem wird er später einmal den Thron besteigen.

Mit der königlichen Geburt ist für viele Kinder ihr Schicksal besiegelt. Sie werden in den kommenden Jahren, vielleicht ihr ganzes Leben lang auf Schritt und Tritt beobachtet. Dafür können sie sich alles leisten, verströmen Glanz und Gloria. Doch viele von ihnen sind auch heute noch, das hat die ZDF-Doku eindrücklich gezeigt, auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Sie haben alles, außer Privatsphäre – und eine echte Aufgabe.