Die 60er-Jahre sind zurück in der Mode. So stylt man das textile Revival modern
„We were all on this ship in the sixties, our generation, a ship going to discover the New World. And the Beatles were in the crow's nest of that ship“, sagte John Lennon einst über die Dekade. Die in vielen Aspekten mit den Jahrzehnten zuvor gebrochen hatte. Vor allem aber brachte sie ein schieres Übermaß an Kreativität. Nach zwei Weltkriegen, den damit verbundenen Einschränkungen und tragischen Verlusten, sehnte sich die Welt nach dem Exzess. Und einer neuen, nie da gewesenen Freiheit.
In der Mode leitete diese Sehnsucht eine stilistische Vielfalt ein, wie sie (zuvor und danach) kaum eine andere Zeit erlebte. Erstmals beeinflusste der „Streetstyle“ die Trends maßgeblich: Allen voran die jungen Generationen entdeckten neue Subkulturen für sich, formten sie aktiv mit und konnten anhand der charakteristischen Kleidung einer jeweiligen Gruppierung laufend in eine neue Persönlichkeit schlüpfen. Die Bandbreite war groß – vom typischen Look der britischen Mods über den Hippie-Stil aus San Francisco bis hin zur neuen Pariser Mode aus der Feder von Yves Saint Laurent, André Courrèges und Pierre Cardin, die sich dem Einfluss der Straße nicht länger verwehren konnten. Mode wurde nicht mehr ausschließlich von der Elite geprägt. Bis heute hält die Magie der 1960er und ihrer charakteristischen Trends an und übt auf Modekonsument*innen wie Designer*innen ihren Reiz aus, wie in den Kollektionen für den Herbst 2024 und danach. Wie Sie den Sixties-Stil jetzt stilvoll und frisch als Modetrend zelebrieren, erfahren Sie nachfolgend. Reichlich Runway-Inspiration inklusive!
Preppy bis Space Age: Diese Modetrends aus den 60er-Jahren sind jetzt wieder en vogue
Momentan sind die letzten Events der Fashion Weeks für Frühjahr/Sommer 2025 zugange. Ein Blick auf die Runways von Prada und Gucci zeigt, dass der Einfluss der 60er-Jahre auch im kommenden Jahr anhält. So schickten die Co-Creative Directors Miuccia Prada und Raf Simons ein regelrechtes Potpourri an Looks über den Laufsteg, durch den sich Elemente der 1960er wie ein roter Faden zogen. Einer der Highlight-Looks und definitiv ein Eyecatcher: der beinahe skulptural geformte Rock in A-Linie aus silbernem Metallic-Leder, in dessen Oberfläche große kreisförmige Cut-outs gearbeitet wurden. Mehr Space Age geht kaum!
Aber auch dezentere Entwürfe bringen die prägendsten Tendenzen der Dekade in modernisierter Form in die Gegenwart. So etwa Midimäntel aus Wolle mit Faux-Fur-Kragen, Etuikleider im Mod-Stil und in Schwarzweiß. Bei Gucci setzte der Kreativchef Sabato De Sarno in seiner zweiten Frühjahr-/Sommerkollektion für das italienische Modehaus neben 90er- und Y2K-Anleihen auf typische Sixties-Designs wie ein schwarzes Kostüm zur übergroßen Sonnenbrille, das eine moderne Jackie Kennedy einkleidet.
Wie trägt man die 60er-Jahre als Modetrend im Herbst 2024? 3 Ideen
Wie bei so vielem, gilt auch für eine gelungene Umsetzung des 60er-Modetrends die Tendenz: weniger ist mehr. Mit einzelnen Teilen, die einem der unzähligen Stile der Dekade entsprechen, entsteht die Basis für ein trendsicheres Gesamt-Outfit. Natürlich können Sie aber auch modisch in die Vollen gehen und das gesamte Styling an die 60er-Jahre anlehnen. Für beide Ansätze folgen drei einfach umsetzbare Ideen von den Runways im Herbst 2024.
1. Als Outerwear mit Sixties-Flair
Eigentlich auf jede Dekade anwendbar ist die Vorgehensweise, sich Outerwear in deren charakteristischem Stil anzulegen. Für die 60er kann dies einiges bedeuten; vom verspielten Cape bis hin zum preppy Wollmantel, wie ihn die New Yorker „Swans“, die Socialites rund um Truman Capote, etwa gerne trugen. Alle Versionen finden ihre Neuinterpretationen in den Kollektionen für Herbst/Winter 2024/25. Immer eine gute Idee und zugleich lohnende, da zeitlose Investition für Ihre Garderobe ist dieser: ein Mantel mit subtilem Flair der 60er. Eine schöne und quasi universal einsetzbare Option sind Peacoats, also meist aus Wolle gefertigte, schwere Mäntel mit zwei Knopfreihen und großem Revers. Diese Saison bietet Sabato De Sarno bei Gucci eine leuchtende Version in saftigem Grün. Mit dezentem Karomuster sowie drei Knöpfen an der Front überzeugt der camelfarbene Mantel von N°21 mit seinem subtilen Retro-Charme.
Eindeutige Sixties-Assoziationen, aber maximal elegant umgesetzt, verursachen Capes. Diese erleben im Herbst 2024 ein größeres Revival als Modetrend und bieten dadurch einige Optionen – vom Vinyl-Cape bei Chloé über das klassische Wollcape bei Carolina Herrra bis hin zum Cape als Teil eines Sets in Window-Pane-Print bei Dior.
2. Als Retro-Accessoires
Vielleicht stimmen Sie zu, dass die saisonale Herbstgardobe per se weniger Dramatik mit sich bringt als ihr Pendant im Sommer. Was zuvor bodenlange Hippieröcke, Kaftankleider oder Allover-Prints in den warmen Monaten initiierten, muss nun anders gelöst werden. Der simple Weg, auf den die Kollektionen von Labels wie Jacquemus, Hermès, Emilia Wickstead und Chanel im Herbst 2024 setzen, sind die kleinen, aber feinen Ergänzungen im Styling: Schon Yves Saint Laurent proklamierte einst, dass Accessoires einem Outfit den nötigen letzten Schliff verpassen. Im Stil der 60er interpretiert bedeutet dies (wenn es das Tageslicht zulässt) opulente Sonnenbrillen, bestenfalls gepaart mit einem Tuch um die Haare. Also ganz so, als wären Sie gerade im Cabrio auf dem Weg nach Italien.
Ebenfalls im Trend und wahrhaft simpel, da im Nu auf- und eingesetzt, sind Mützen und Hüte. Besonders Schiebermützen oder so genannte „Baker Boy Hats“ sind jetzt wieder beliebt. Und: vertuschen den Bad Hair Day besonders charmant.
3. Mit zeitlos eleganter Eveningwear
Kennen Sie Einladungen, die erst zur großen Freude bei Ihnen im Briefkasten (oder virtuellen Postfach) landen, dann aber die Frage nach dem passenden Outfit aufwerfen und so manche Garderobenkrise auslösen? Falls nein, keine Sorge, hier kommt die Vorbeugung: Wenn Sie sich ein elegantes Kleid im Stil der 60er-Jahre zulegen, sind Sie für solche Situationen stets gewappnet, versprochen. Schon Audrey Hepburns Filmcharakter Holly Golightly wusste in „Frühstück bei Tiffany“ um der Wirkung eines „kleinen Schwarzen“. Bis heute ist es ein verlässlicher Klassiker, den für Herbst/Winter 2024/25 beispielsweise Miuccia Prada mit wenigen Kniffen modernisiert hat. Eine Spur auffälliger sind von den Sixties inspirierte Minikleider für den Abend, wie das Design in Bubblegum-Pink bei Giambattista Valli oder das mit goldenen Pailletten verzierte Modell aus der Haute-Couture-Kollektion von Chanel.
Und es geht auch gerne noch dramatischer, wenn gewünscht: Dann setzen Sie auf eine der luxuriösen Roben, die Teil der Design-DNA von Erdem sind, in dieser oder jeder weiteren Saison. Oder die Robe mit ausladendem Rockteil aus der letzten Kollektion, die Pierpaolo Piccioli als Kreativchef für Valentino entworfen hat. Weil sie aus Neopren gefertigt ist, bleibt sie garantiert in Form. Zugleich erinnert ihre Linienführung dezent an die 60er-Jahre. Und zeigt einmal mehr, dass der Einfluss der Sixties modisch betrachtet wahrlich eine gute Idee ist. Jetzt wie 2025!