Dieser 74-Jährige ist schon zweimal alleine über den Atlantik gerudert: So bereitete er sich auf den harten Trip vor

Frank Rothwell ruderte in seinen 70ern zweimal über den Atlantik, um Geld für die Wohltätigkeitsorganisation Alzheimer's Research UK zu sammeln. - Copyright: World's Toughest Row
Frank Rothwell ruderte in seinen 70ern zweimal über den Atlantik, um Geld für die Wohltätigkeitsorganisation Alzheimer's Research UK zu sammeln. - Copyright: World's Toughest Row

Dieser Artikel basiert auf einem Gespräch mit Frank Rothwell, einem 74-jährigen britischen Geschäftsmann, dem der Fußballverein Oldham Athletic gehört. Das Interview wurde aus Gründen der Länge und Klarheit bearbeitet.

Als Kind hatte ich nicht viel Gelegenheit, Sport zu treiben. Aber als ich in meinen 30ern war, habe ich begonnen mich für das Segeln zu interessieren. Und jetzt, mit 74, bin ich zweimal alleine über den Atlantik gerudert.

1990 mietete meine Familie für zwei Wochen eine Yacht vor der Küste der Whitsunday Islands in Australien. Es hat uns so gut gefallen, dass wir eine Yacht gekauft haben.

Ich begann, längere Segeltörns zu unternehmen. Sie dauerten etwa sechs Wochen. Zu diesem Zeitpunkt war es nur ein Hobby, und ich nutzte alle meine Ferien, um zu segeln. Da ich ein eigenes Unternehmen hatte, konnte ich so viel Urlaub nehmen, wie ich wollte. Zudem stand ich damals ohnehin kurz vor der Rente.

In einer Kneipe traf ich einmal einen Mann, der gerade die Nordwestpassage durchsegelt hatte - das Meer zwischen Alaska und Russland. Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, das auch zu tun. Also tat ich es. Und dann segelte ich vom Vereinigten Königreich aus um Südamerika herum und dann in einer Acht um Amerika herum und durch den Panamakanal.

Als ich nach Hause kam, hatte ich genug vom Segeln. Es ist wirklich schwer, Leute zu finden, die mit einem segeln wollen, weil sie denken, es wäre ein Urlaub wie in der Werbung. Aber man braucht jemanden mit Segelerfahrung, der sich monatelang von der Arbeit freistellen lassen kann. Und er muss auch noch dann Lust haben, herauszufahren, wenn es rau ist und in Strömen regnet und er seekrank ist. Ich brauchte also etwas, das ich auch alleine machen kann.

Ich bin vom Segeln zum Rudern gewechselt

Dann traf ich eines Abends in einer Kneipe eine Frau, die einen Freund hatte, der im Alleingang über den Atlantik rudern wollte. Ich dachte mir, dass das doch machbar sein muss, wenn jemand, der keine Segelerfahrung hat, so etwas vorhat.

Rothwell begann erst spät mit dem Rudern. - Copyright: World's Toughest Row
Rothwell begann erst spät mit dem Rudern. - Copyright: World's Toughest Row

Ein paar Wochen später, im Jahr 2020, nahm ich an demselben Rennen teil, dem World's Toughest Row. Eigentlich wollte ich nur einfach so teilnehmen. Aber als ich erfuhr, dass alle anderen Teams Geld für einen wohltätigen Zweck sammeln, dachte ich, ich sollte mich auch beteiligen. Ich wusste, dass es für mich einfach sein würde, Geld zu sammeln. Als reicher Mann habe ich reiche Freunde.

Ich habe mich für Alzheimer's Research UK entschieden, weil die Alzheimer-Krankheit jeden betrifft - den Erkrankten selbst, seine Familie, seine Nachbarn, einfach jeden. Auf meiner ersten Reise habe ich 1,1 Millionen Pfund (etwa 1,3 Millionen Euro) gesammelt.

Um an der Regatta teilnehmen zu können, musste man hundert Ruderstunden nachweisen. Das Training hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich am Ende sogar 400 Stunden unter echten Hochseebedingungen absolviert habe.

Ich trainierte auch mit Bergläufen und Gewichtheben - ich machte viele Zugbewegungen mit Gewichten, die schwerer waren als die, die ich beim Rudern ziehen würde.

Ich ruderte 56 Tage lang täglich

Zu meiner ersten Atlantiküberquerung brach ich am 12. Dezember 2020 von La Gomera, einer der Kanarischen Inseln, auf. Ich brauchte 56 Tage und kam am 6. Februar 2021 in Antigua an. Mit 70 Jahren war ich die älteste Person im Rennen.

Mit 73 Jahren habe ich meine zweite Ruderpartie absolviert. Am 15. Februar 2024 kam ich nach 64 Rudertagen an und hatte über 450.000 Euro gesammelt.

Auf dem Boot kann man sich nicht ausruhen. Entweder rudert man oder man schläft. Ich habe versucht, zwischen acht und 14 Stunden am Tag zu rudern - je nach Seegang. An manchen Tagen kam ich gut voran und schaffte 70 Meilen (rund 113 km) vorwärts. An anderen Tagen ging es nur acht Meilen (rund 13 Meilen) rückwärts.

Rothwell ruderte 56 Tage lang alleine von den Kanarischen Inseln nach Antigua. - Copyright: World's Toughest Row
Rothwell ruderte 56 Tage lang alleine von den Kanarischen Inseln nach Antigua. - Copyright: World's Toughest Row

Normalerweise wachte ich gegen 7.30 Uhr auf und rief die Basis an, um sie davon zu vergewissern, dass ich noch da war. Dann telefonierte ich zehn Minuten lang mit meiner Frau Judith, wenn sie aufwachte. Dabei frühstückte ich trockenes Müsli aus der Dose mit kaltem Kaffee.

Dann ruderte ich bis 10 oder 11 Uhr vormittags, bis die Sonne wärmer wurde und ich mehr Kleidung anziehen musste, um meine Haut vollständig zu bedecken. Ich nahm einen Snack zu mir, vielleicht ein paar Schokoriegel, und ruderte weiter.

Ich musste ziemlich langsam rudern, etwa vier Kilometer pro Stunde. Wenn man zwölf Stunden lang rudert, muss man eine Geschwindigkeit wählen, die man leicht halten kann. Es ist einfacher, in einem Boot zu rudern als auf einer Rudermaschine, weil man die Schwerkraft und Strömung zur Hilfe hat.

Während des Ruderns habe ich Macadamia-Nüsse geknabbert, weil sie so viele Kalorien haben. In der Woche vertilgte ich insgesamt ein Kilogramm Nüsse zum Mittagessen. Wenn ich schlafen wollte, versuchte ich, kurz nach dem Mittag ein Nickerchen zu machen. Da war die Sonne am heißesten.

Ich ruderte bis Nachmittag, dann gab es zwei oder drei Topfnudeln mit warmem Wasser. Alles Wasser, das ich hatte, lag bei 23 Grad - also war es immer warm. Eines der Dinge, auf die ich mich wirklich freute, wenn ich fertig war, war etwas Kaltes zu trinken.

Ich war völlig alleine

Ich rief meinen Sohn jeden Tag an, um ihn um Rat zu fragen. Er verbrachte jeden Tag eine Stunde damit, das Wetter zu überprüfen. Deshalb telefonierten wir immer fünf Minuten, damit er mir die Route erklärte, die ich nehmen sollte.

Andere Unterstützung hatte ich nicht. Einmal kam ein Sicherheitsboot, um nach mir zu sehen, als ich schlief. Aber ansonsten habe ich nicht einmal ein Flugzeug gesehen.

Bei meiner zweiten Atlantiküberquerung kenterte das Boot innerhalb von 24 Stunden zweimal. Ich war in der Kajüte und das Boot drehte sich immer wieder auf die richtige Seite, also war alles in Ordnung. Aber ich verlor eine der Sicherheitseinrichtungen des Bootes und meinen Seeanker. Ich fühlte mich danach etwas deprimiert, und meine Frau schlug vor, ich solle mir einen Tag freinehmen. Aber nach der Hälfte des Tages dachte ich: „Was mache ich hier eigentlich?“ Also setzte ich mich wieder an die Ruder, hörte auf, weich zu sein, und ruderte weiter.

Meine Familie ist nicht begeistert davon, aber ich würde gerne wieder rudern.

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