Art Retreats: Die Kunst des Reisens

Mittendrin statt nur dabei – ein gutes Motto für diese Reisen, die kreative Auszeiten schenken, vom Kurs in Bildhauerei über Malstunden bis zu Architekturworkshops für Kinder.

Umbrien

Eine Kombination, von der man vorher nicht ahnte, dass sie Sinn macht: Yoga und Aquarellmalerei. Zusammen Yogherello, das exklusiv im Reschio veranstaltet wird, einem einzigartigen Anwesen an der Grenze von Umbrien zur Toskana. Entwickelt haben es die Künstlerin Fiona Corsini di San Giuliano und die Yogalehrerin Jen Warakomski, als Einladung, den körperlichen und mentalen Ausgleich des Yoga mit einer künstlerischen Erfahrung zu verbinden. Der Tag beginnt mit Asanas und Pranajamas am See. Im Anschluss kann man erleben, warum Aquarellmalerei seit Jahrtausenden eine therapeutische Wirkung nachgesagt wird. Angereichert wird das Retreat mit Aromatherapie, Spaziergängen und Yin Yoga bei Kerzenschein.

Kopenhagen

Den Besuch in diesem Museum empfiehlt man auch deshalb so gern, weil so gar nichts Museales am Louisiana ist, gut eine halbe Stunde nördlich von Kopenhagen gelegen. Die Sammlung moderner Kunst (oben der sogenannte Giacometti-Raum) und Ausstellungen von Künstler*innen wie Diane Arbus, Sonia Delaunay oder Franz Gertsch beeindrucken, erwecken aber keine Berührungsängste. Die Devise: Kunst gehört zum Alltag. In jedem Alter. Im Children’s Wing gibt es täglich Workshops, in denen Kinder von vier bis 16 Jahren malen, zeichnen und bauen können. Zurück in Kopenhagen, checkt man in der neuen Sanders Residence ein, die luxuriöse Ergänzung zum Hotel Sanders: eine 220 Quadratmeter große Wohnung samt Resident Host und Privatchef.

Der Name des Museums Louisiana geht auf den Erstbesitzer des Anwesens zurück. Alexander Brun benannte es nach seinen drei Ehefrauen, die alle Louise hießen.

Harper's Bazaar

Mailand

In der Fondazione Prada kann man am selben Tag eine Multimedia-Ausstellung von Miranda July besuchen, einen Film im Cinema Godard sehen oder Erkenntnisse zu neurodegenerativen Krankheiten gewinnen. Die Vielfalt an Eindrücken ist Programm. Auch für Kinder, die in der hauseigenen Accademia dei bambini (oben) im kreativen Austausch lernen, zum Beispiel auf einem eigens angelegten Indoor-Spielplatz oder in kostenfreien Workshops am Wochenende. Sogenannte „masters“ in ihren Fächern bauen dann mit Drei- bis 11-Jährigen aus Papierfetzen ganze Städte oder verwandeln ein Fenster zur Bühne für ein Theaterstück. Eine Studie in italienischem Design ist auch Casa Brivio, in dem der Architekt Matteo Thun gemeinsam mit der Traditionsmarke Cassina den Mailänder Modernismus kunstvoll neu inszeniert hat. Die Zimmer des Hauses sind individuell gestaltet, mit einer durchgängigen Designlinie von den Terrazzoböden bis zu den reduzierten Farben.

Florenz

Wo sollte man besser einen Kurs in Bildhauerei belegen als in der Stadt, in der Michelangelos David steht? Die Galleria Romanelli blickt ebenfalls auf eine große Historie zurück. In fünfter Generation wird das Talent in der Familie schon weitergegeben. Heute unterweisen u. a. Raffaello C. und Vincenzo Romanelli auch Novizen in Skulptur, ob im Nachformen von, ja genau, Davids Mund oder Modellieren mit Live Models. Zwischen den Kurseinheiten übernachtet man beispielsweise im Numeroventi, einem Boutique-Hotel im Palazzo Galli Tassi aus dem 16. Jahrhundert, das auch „artist residencies“ anbietet.

West Sussex

Wer je davon geträumt hat, in England zur Schule zu gehen, bekommt die Chance im West Dean College of Arts, Design, Craft and Conservation. Vollmundiger Name, aber das College in der Hügellandschaft South Downs in der Nähe von Chichester hat auch ein umfangreiches Angebot. Allein in den „short courses“ gibt es Bereiche wie Weidenflechterei, Kalligrafie, Schmiedekunst, Mosaik oder kreatives Schreiben. Die Liste ist lang und Studierende kommen aus aller Welt. Zum Beispiel für die begehrten „tapestry“-Kurse. Andere buchen „Organically Inspired Sheet Metal Sculpture“ (Bild unten). Oder entscheidet man sich für einen Exkurs im „gardening“? Wenn man das Herrenhaus mit den gut ausgestatteten Studios am Ende des Tages verlässt, kehrt man zum Beispiel im The Pig in the South Downs ein, dem aparten Hotel im georgianischen Landhaus in der Nähe des West Dean.

Marrakesch

Nur fünf Zimmer hat der Riad in der Medina und man sieht in jeder Ecke des Rosemary die Detailver­sessenheit von Lauren Leenaert und Ehemann Ayoub Boualam. Viel Wärme ist ebenfalls zu spüren. Die strahlt vom persönlichen Einsatz aus, wie den Hunderten von Leenaert handbemalten Kacheln in einem der Bäder, wie auch vom marokka­nischen Handwerk. Marmor aus Rabat, Tonwaren aus Safi oder Glas aus Meknes ergänzen Vintagemöbel und Stücke von Leenaerts Interior-Label LRNCE. Ihr Können behält die belgische Designerin, die Boualam in Marrakesch traf, nicht für sich. Gäste lernen von ihr etwa, Keramik zu bemalen oder Zellij-Kacheln zu meißeln.