Ausstellungs-Tipp in Paris: Suzanne Valadon im Centre Pompidou
Die Geschichte der französischen Malerin Suzanne Valadon (1865–1938) passt perfekt in unsere Zeit. Es ist eine Geschichte, die suggeriert, dass alles möglich ist – unabhängig von finanziellen Privilegien und Klasse. Dabei lebte die Französin vor fast 100 Jahren!
Die Tochter einer Wäscherin musste mit elf Jahren die Schule abbrechen und machte sich als Malerin einen Namen, bereits zu Lebzeiten – über Umwege und Zufälle.
Das Centre Pompidou widmet Suzanne Valadon noch bis zum 26. Mai 2025 eine Ausstellung.
Oft unterschätzt und unkonventionell: Suzanne Valadon
Die Ausstellung im Centre Pompidou in Paris zeigt rund 200 Werke der Pionierin und versucht, den Vorreiter-Geist der Künstlerin in den Mittelpunkt zu stellen. Zu sehen sind in erster Linie Zeichnungen und Gemälde, die beiden liebsten Medien der Französin. Die Ausstellung folgt auf Schauen von ebenfalls weiblichen Künstlerinnen: Alice Neel, Georgia O’Keeffe, Dora Maar, Germaine Richier … Ein Anliegen des Centre Pompidou ist es, weiblichen Künstlerinnen, die gegenüber ihren männlichen Kollegen in der Regel benachteiligt waren, Aufmerksamkeit zu schenken.
Zu sehen sind viele Akte von Frauen und Männern. Ungewöhnlich für ihre Zeit hatte Suzanne Valadon keine Hemmungen, Männer nackt zu malen – und das tat sie mit eigenem Blick. Menschliche Körper gewannen durch ihre Hand fast etwas Skulpturales. Ihre Werke geben zudem einen Einblick in das Künstlerleben von Montmartre zur Jahrhundertwende, ein Leben, das noch heute romantisiert wird.
Bekannteste Werke und Stil
Suzanne Valadon ist besonders bekannt für ihre ausdrucksstarken Porträts, sinnlichen Akte und eindrucksvollen Stillleben. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch starke Farbkontraste, klare Kompositionen und eine forsche Sicht auf den menschlichen Körper aus. Revolutionär für die Zeit war, dass Valadon männliche Akte genauso unverblümt darstellte wie weibliche. Zudem schuf sie intime Porträts und Akte von Frauen und Männern, die sich auf die Natürlichkeit und Individualität ihrer Modelle konzentrierten.
Ihre Stillleben, wie etwa „Stillleben mit Blumen und Früchten“, fallen durch lebendige Farben ins Auge. Auch Selbstporträts von Valadon sind bekannt, in denen sie sich selbstbewusst und stark präsentierte – ein Bruch mit den idealisierten Frauenbildern der damaligen Kunstwelt.
Das filmreife Leben der Suzanne Valadon
Suzanne hieß eigentlich gar nicht Suzanne, sondern wurde als Marie-Clémentine Valadon in Bessines-sur-Gartempe, Haute-Vienne, in armen Verhältnissen als Tochter einer Wäscherin geboren. Ein Liebhaber sollte ihr später den Namen Suzanne geben, weil er in seinen Augen aufregender als Marie-Clémentine klang. Mit fünf Jahren zog sie mit ihrer Mutter nach Montmartre, wo sie den Deutsch-Französischen Krieg miterlebte. Die Schule musste sie früh verlassen, um eine Ausbildung zu machen. Um Geld zu verdienen, nahm sie zahlreiche Jobs an: In einer Fabrik fertigte sie Grabkränze an, verkaufte Gemüse und kellnerte.
Ihrer Zeit voraus
Ihr Traum, Trapez-Künstlerin im Zirkus zu werden, platzte, als sie sich verletzte. Das Malen hatte sie sich durch Zuschauen selbst beigebracht. Kontakt und Beziehungen zu Künstlern hatte sie viele. Schon früh saß sie Modell für Renoir. Als Freigeist glaubte Suzanne Valadon nicht an die Ehe, obwohl sie doch mehrmals heiratete – zuletzt ihren fast 20 Jahre jüngeren Liebhaber André Utter, der ebenfalls ihr Modell war. Das Bild „Adam und Eva“ zeigt die beiden (fast) nackt, gleichberechtigt. Aus Anstandsgründen musste Valadon dann doch noch Adams Penis übermalen. Das tat sie mit Feigenblättern in Form einer Unterhose.
Ihr Leben ist auf jeden Fall Stoff für einen Roman, und diese Ausstellung einen Besuch wert!