Ausstellungstipp in New York: „Solid Gold“ im Brooklyn Museum
New York ist nicht der nächste Weg, aber doch immer eine Reise wert. Wer ein paar Tage zum Bummeln im Big Apple verbringt, sollte auch Brooklyn einen Besuch abstatten: Aktuell läuft dort die schillernde Ausstellung „Solid Gold“, mit der das Brooklyn Museum seinen 200. Geburtstag zelebriert. Mehr als 500 Exponate beleuchten, wie das kostbare Element Kunst, Mode, Film, Musik und Design im Laufe der Geschichte mit seinem Glanz überzog, welche Kontexte es soziokulturell als Symbol für Schönheit, Spiritualität, Erfolg und Reichtum eröffnete und welch anhaltende Faszination es nach sechs Jahrtausenden noch immer auf die Menschen besitzt.
Goldene Welten: ein Dialog zwischen Antike und Moderne
Die Objekte, deren Hälfte aus den eigenen Sammlungen des Museums stammt, bieten einen Jahrmarkt der Opulenz: Antiker griechischer Schmuck und ägyptische Grabbeigaben schmiegen sich an Amulette indigener Kunsthandwerker*innen aus der Zeit vor der Eroberung Lateinamerikas, italienische Altarbilder aus dem 14. Jahrhundert erklären die symbolische Kraft in der sakralen Kunst der Renaissance, japanische Paravents, ein vergoldeter peruanischer Bettrahmen und einer Fülle an glitzernden Haute-Couture-Meisterwerken setzen majestätische Highlights. In acht verschiedenen Abschnitten entspannt die Ausstellung einen Dialog zwischen historischen Artefakten und zeitgenössischen Arbeiten – so ist das älteste Objekt der Ausstellung ein großer ägyptischer Sarkophagdeckel, der auf Gold- und Diamant-Grills, also auf dekorative Zahnaufsätze der amerikanischen Rap- und Hip-Hop-Kultur oder auf Ballkleider aus Goldfolie wie von Balenciaga aus der Frühjahr-/Sommerkollektion 2020 trifft.
In Gold getaucht: Was die Laufstege zum Leuchten brachte
Die Sektion „Golden Glamour“ zeichnet als heimliches Ausstellungszentrum die Demokratisierung von Gold durch Innovationen in Mode und Textildesign nach. Hier wird Gold in seiner doppelten Natur offenbar, sowohl als Ausdruck materieller Schönheit als auch als Symbol von Kunstfertigkeit. Im gesamten Raum blinken Kleidungsstücke aus Pailletten, Lamé, Kristallen, Perlen und hochkarätigen Goldketten-Paspeln. Ein Highlight ist ein Haute-Couture-Ensemble von Marc Bohan für Christian Dior, das zu 56 Prozent aus Gold gewebt ist, oder auch John Gallianos Entwürfe für die Dior Frühjahr-/Sommerkollektion 2004, in der er das antike Ägypten wieder aufleben ließ samt Kopfschmuck, wie ihn Pharaonen getragen haben. Es schließen sich Entwürfe an von Yves Saint Laurent, Pierre Cardin, Hubert de Givenchy oder Azzedine Alaïa. Daneben funkelt Haute Joaillerie von Alexander Calder, Belperron oder Cartier. So auch das Unikat eines Fliegenhalsbands, das Elizabeth Taylor 1963 für den Film „Cleopatra“ trug, oder ein muslimisches Gebetsperlen-Halsband aus poliertem Gold aus dem Jahr 1970.
Nicht alles Gold, was glänzt
Bei all der vermeintlichen Dekadenz, die das Thema Gold unweigerlich hervorruft, besinnt sich die Ausstellung aber auch auf dessen Schattenseiten: Das Kapitel „Real Gold“ lädt zu Reflexion wie Diskussion über die menschlichen und ökologischen Kosten des Goldabbaus ein und zeigt, dass sich das Museum durchaus der destruktiven, ausbeutenden Kraft bewusst ist, die das Edelmetall im Laufe der Geschichte in den Menschen freisetzte. Es wurde zur Ware, die Kolonialisierung und globale Ungleichheiten gefördert hat. Das zeigt beispielsweise der aufrüttelnde Animationsfilm „Mine“ (1991) des südafrikanischen Künstlers William Kentridge, der die Gier eines Minenbesitzers während der Apartheid thematisiert.
Die Ausstellung „Solid Gold" im Brooklyn Museum in New York läuft noch bis zum 6. Juli 2025.