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Auswirkungen einer Depression: Frau kämmt sich nach vier Wochen zum ersten Mal ihre Haare

Katelyn Marie Todd sprach auf Facebook offen darüber, wie es sich wirklich anfühlt, mit einer Depression zu leben. (Bild: Facebook/Katelyn Marie Todd)
Katelyn Marie Todd sprach auf Facebook offen darüber, wie es sich wirklich anfühlt, mit einer Depression zu leben. (Bild: Facebook/Katelyn Marie Todd)

Depressionen sind weit verbreitet – sie betreffen Schauspieler, Supermodels, Sänger, Ärzte und Menschen allen Gesellschaftsschichten. Und immer häufiger sind junge Menschen von der Störung betroffen.

Katelyn Marie Todd, eine mutige junge Frau, sprach jetzt auf Facebook offen darüber, wie sich Depressionen anfühlen und wie – wenn man mitten drinnen steckt – einen selbst die kleinsten Dinge wie Haarekämmen überfordern.

„Ich habe heute meine Haare gekämmt. Zum ersten Mal seit vier Wochen“, begann Todd ihr bewegendes Geständnis, das sie am 6. Mai auf Facebook veröffentlichte. „Sie waren verfilzt und verknotet. Sie rissen aus und brachen jedes Mal, wenn ich den Kamm durchzog. Ich weinte, als ich sie wusch und Conditioner auftrug, weil ich vergessen hatte, wie es sich anfühlte, mit den Fingern durch die Haare zu fahren.“

„Depression ist nicht schön“, stellte sie schnell fest. „Depressionen bedeuten schlechte Hygiene, schmutziges Geschirr und einen schmerzenden Körper, weil man zu viel schläft. Depression bedeutet, lediglich drei Freunde zu haben, die nur noch da sind, weil sie eine engelsgleiche Geduld und Liebe haben. Depression bedeutet zu weinen, bis keine Tränen mehr kommen, nur noch trockenes Schniefen und Schluchzen, bis man nach Luft schnappt. Depression bedeutet die Decke anzustarren, bis die Augen brennen, weil man vergessen hat, zu zwinkern. Depressionen bringen die eigene Familie zum Weinen, weil sie denken, dass man sie nicht mehr liebt, wenn man distanziert und zerstreut ist. Depressionen sind sowohl körperlich als auch emotional eine Leere, die man physisch fühlen kann.“

Schwere Depressionen, wie Todd sie beschreibt, sind nur allzu nachempfindbar: Seit Todd ihre Gedanken teilte, ging der Post viral. Er wurde über 180.000 Mal geteilt und erhielt über 12.000 überwiegend ermutigende Kommentare. „Du bist so hübsch. Ich schicke dir Segenswünsche“, schrieb jemand. „Ich bin hier bei dir!”, schrieb jemand anderer. „Dazu braucht man Mut, du bist nicht allein“, schrieb ein weiterer User.

„Hut ab vor ihrem Mut, dass sie klargestellt hat, was Depressionen wirklich sind und wie sie sich anfühlen“, sagte Psychologin Barbara Greenberg gegenüber Yahoo Beauty. „Sie hat das wirklich ins richtige Licht gerückt und ich habe noch nie jemanden erlebt, der das so menschlich und nachempfindbar getan hat. Sie hat damit etwas wirklich Wundervolles getan, denn sie hat es in keiner Weise beschönigt. Sie zeigte die dunkle, hässliche Seite und das ist von großem Nutzen für die Allgemeinheit.“

Die Art der Depression, die Todds Post beschreibt, ist eine vegetative Depression, erklärt Greenberg – eine, bei der man keine Energie hat, man wird antriebslos und das Aussehen und die persönliche Hygiene sind einem egal, weil man sich hoffnungslos fühlt. „Es laugt einen aus, der Körper fährt herunter, die normalen Aktivitäten machen keinen Spaß mehr und man fühlt sich erschöpft“, so Greenberg. „Depressionen haben keinen Respekt vor der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens. Eine Depression ist eine biologische Erkrankung, und zwar eine ziemlich ernste – und niemand ist wirklich davor gefeit.“

Wie kann man sich vor einer Depression schützen? Mittels eines guten sozialen Unterstützungssystems. „Es ist wichtig, dass man Leute hat, mit denen man reden kann, die einen verstehen und einem zur Seite stehen“, sagt Greenberg. „Wir wollen verstanden werden, wir wollen uns verbinden, aber leider tendiert man, wenn man deprimiert ist, dazu, Leute wegzustoßen. Aber das Wichtigste ist, dass man andere wissen lässt, dass man in ein tiefes Loch gefallen ist und dass man sich professionelle Hilfe sucht.“

Die meisten Menschen sind keine professionellen Psychologen und wissen nicht, was sie tun können, wenn ein Freund oder ein Familienmitglied ihnen eröffnet, dass er oder sie deprimiert ist, aber laut Greenberg ist das okay. Das Wichtigste ist, ihnen einfach zuzuhören – und ihnen dann zu helfen, die professionelle Hilfe zu bekommen, die sie benötigen. „Hören Sie zu“, rät sie, „aber werden Sie nicht zur einzigen Person, der sie sich anvertraut, denn das führt dazu, dass Sie sich machtlos und hilflos fühlen. Bitten Sie eine Person im Leben des Betroffenen um Unterstützung, umgehend Kontakt zu professioneller Hilfe herzustellen, denn der Zustand von Menschen, die unter einer Depression leiden, kann sich rapide verschlechtern, und je schneller sie Hilfe bekommen, umso größer sind die Chancen, dass sie geheilt werden können.“

Wenn Sie selbst unter einer Depression leiden, dann rät Greenberg dazu, seine Gefühle mit einer für Sie wichtigen Person, der Sie vertrauen, zu teilen – zum Beispiel ein enger Freund oder ein Elternteil –, denn „es bringt nichts, das geheim zu halten“, sagt sie. „Erzählen Sie es ihnen, und dann sollten Sie auch schnellstmöglich in die Psychiatrie gehen, wo Sie Hilfe bekommen. Niemand sollte mit so etwas leben –Depressionen können behandelt werden.“

Und vergessen Sie nicht, dass – auch wenn Frauen häufiger an Depressionen leiden – auch Männer deprimiert sein können; oft äußert sich das jedoch anders. „Männer können traurig wirken, wenn sie tatsächlich deprimiert sind, aber häufig äußern sich Depressionen bei Männern in schlechtem Verhalten wie Trinken und extremer Wut“, erklärt Greenberg.

Sie fügt hinzu: „Nur weil man ein Mann ist, ist man nicht vor einer Depression geschützt. Es wäre toll, wenn ein Mann [in einem Post wie Todds] offen darüber sprechen könnte, wie er seine Depression wahrnimmt… aber das ist sehr unwahrscheinlich.“

Sara Murphy
Yahoo Beauty