Beauty weltweit: Schwarze Schauspieler fordern besser ausgebildete Stylisten

Haare flechten ist eine besondere Kunst, die nicht jeder Stylist in Hollywood beherrscht. Unter dem Hashtag #ActingWhileBlack machen Schauspieler und Models auf diesen Missstand aufmerksam. Foto: Symbolbild / gettyimages / RuslanDashinsky
Haare flechten ist eine besondere Kunst, die nicht jeder Stylist in Hollywood beherrscht. Unter dem Hashtag #ActingWhileBlack machen Schauspieler und Models auf diesen Missstand aufmerksam. Foto: Symbolbild / gettyimages / RuslanDashinsky

Schwarze Schauspieler und Models machen auf einen Missstand in der Beauty-Branche aufmerksam: Unter dem Hashtag #ActingWhileBlack beschreiben sie, wie Stylisten immer wieder daran scheitern, Afro-Haare fachgerecht zu frisieren. Weil diese es nie gelernt haben.

Sich von einem Profi die Haare zurechtmachen, dazu Make-Up auftragen und die Augen schminken lassen: Was für viele Menschen nach Luxus klingt, kann für andere eine alltägliche Herabwürdigung bedeuten. Für Schauspieler gehört es zum Job, in der Maske geschminkt und frisiert zu werden. Haben Stylisten aber nicht die passende Grundierung für den Hautton parat oder keinerlei Erfahrung darin, Haare, die nicht fein und glatt sind, in Form zu bringen – dann bleibt vom Luxus wenig übrig.

Wenn Stylisten ihre Arbeit verweigern

Vor allem schwarze Schauspieler und Models kennen das Problem. Unter dem Hashtag #ActingWhileBlack tauschen seit einigen Wochen Betroffene ihre Erfahrungen aus und tragen damit ein Problem in die Öffentlichkeit: Viele Stylisten in der Mode- und Filmbranche sind im Umgang mit den Haaren schwarzer Darsteller nicht oder schlecht ausgebildet. Den Anfang machte das Model Olivia Anakwe mit einem Beitrag auf Instagram. Darin schreibt sie, dass ihr Stylisten regelmäßig den Rücken zudrehten, wenn sie als Nächste dran sei – um ihre Haare nicht frisieren zu müssen.

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This message is to spread awareness & hopefully reach anyone in the hair field to expand their range of skills. Black models are still asking for just one hairstylist on every team no matter where your team is from to care for afro hair. I was asked to get out of an empty chair followed by having hairstylists blatantly turning their backs to me when I would walk up to them, to get my hair done. If I am asked to wear my natural hair to a show, the team should prepare the style just as they practice the look and demo for non-afro hair. I arrived backstage where they planned to do cornrows, but not one person on the team knew how to do them without admitting so. After one lady attempted and pulled my edges relentlessly, I stood up to find a model who could possibly do it. After asking two models and then the lead/only nail stylist, she was then taken away from her job to do my hair. This is not okay. This will never be okay. This needs to change. No matter how small your team is, make sure you have one person that is competent at doing afro texture hair care OR just hire a black hairstylist! Black hairstylists are required to know how to do everyone’s hair, why does the same not apply to others? It does not matter if you don’t specialize in afro hair, as a continuous learner in your field you should be open to what you have yet to accomplish; take a class. I was ignored, I was forgotten, and I felt that. Unfortunately I’m not alone, black models with afro texture hair continuously face these similar unfair and disheartening circumstances. It’s 2019, it’s time to do better. || #NaturalHair #ModelsofColor #BlackHairCare #HairCare #Message #Hair #Hairstyling #Backstage #BTS #AfroTexturedHair #Afro #POC #Braids #Message #Spreadtheword #Speak #Awareness #Growth #WorkingTogether #BlackGirlMagic #Melanin

A post shared by Olivia Anakwe (@olivia_anakwe) on Mar 7, 2019 at 9:07am PST

„Wenn ich auf dem Laufsteg meine natürlichen Haare tragen muss, sollte sich das Stylisten-Team auch darauf vorbereiten. So wie es das auch bei Nicht-Afros zu tun pflegt“, schreibt Anakwe. Einmal, erinnert sie sich, sollte sie Cornrows für eine Show tragen, eine Flechtfrisur. Aber niemand wusste, wie diese eingearbeitet würden. Doch anstatt das zuzugeben, fing eine Stylistin einfach an und zerrte und riss dabei unablässig an Anakwes Haaren. Bis diese aufstand und abbrach.

Zeit, besser zu werden

Das Model schreibt weiter: „Das ist nicht ok und muss sich ändern. Egal, wie klein das Team ist. Ein Stylist muss sich mit Afro-Haaren auskennen. Oder ein Mitglied des Teams ist selbst schwarz. Denn schwarze Stylisten müssen sich mit allen Haartypen auskennen. Wieso gilt das nicht auch umgekehrt? Ich fühle mich in solchen Moment ignoriert und vergessen. Leider bin ich damit nicht allein. Es ist das Jahr 2019. Es ist Zeit, besser zu werden.“

Ja, es gibt eine Entwicklung in der Fashion-Branche hin zu mehr Diversität. Models repräsentieren ein immer breiteres Spektrum der Gesellschaft und nicht nur den immergleichen, schmalen Ausschnitt: weiblich, dünn, jung, weiß. Doch im nächsten Schritt ist es erforderlich, dass auch die Kreativen hinter den Kameras für ihre tägliche Arbeit mit mehr Diversität ausgebildet werden. Das Problem: Schon im Jahr 2016 hat Naomi Campbell in einem Interview mit der Teen Vogue diese Umstände angeprangert: „Als ich jünger war, hatten die Stylisten kaum Erfahrung in der Arbeit mit schwarzen Models.“ Auch Jahre später habe sich ihrer Meinung nach kaum etwas verändert.

Das liege hauptsächlich an der Ausbildung, zitiert das Online-Magazin „Bustle“ Topher Gross, einen Stylisten aus New York. Die Schulen konzentrierten sich demnach auf feines und glattes Haar und schlössen damit andere Haar-Texturen aus. Es gebe nur kostenpflichtige Zusatz-Kurse für „ethnische“ Haare.

Zu oft sind schwarze Schauspieler Versuchsobjekte

Das zeigt ein zentrales Problem auf: Sollte nicht jeder Stylist mit jedem Haar arbeiten können und das ganz ohne Zusatzausbildung? Sollte nicht die Arbeit mit jedem Haartyp Bestandteil der Grundausbildung sein? Anders gefragt: Wieso wird der Umgang mit „ethnischen“ Haaren nicht gelehrt?

Der Bewegung #ActingWhileBlack hat sich auch Yahya Abdul-Mateen 2 angeschlossen. Er spielt eine der Hauptrollen in dem jüngsten DC-Film „Aquamen“. Er schreibt zu dem haarigen Problem auf Twitter: „100 Prozent der schwarzen Schauspielerinnen und Schauspieler, mit denen ich gesprochen habe, erleben diese Sache in Film und Fernsehen. Haarstylisten aus der Branche sollten richtig ausgebildet sein und das entsprechend beweisen. Zu oft fangen sie an, einfach mal „herumzuprobieren“, während wir im Stuhl vor ihnen sitzen.“

Die Schauspielerin Yvette Nicole Brown fügt hinzu, dass sich viele schwarze Darsteller mittlerweile selbst die Haare machten, so auch sie selbst, bevor sie ans Set kämen. Sogar eigenes Make-Up bringe sie immer mit, damit es zu ihrem Hautton passe. Zu oft sei schon das Gegenteil passiert.

Zahllose weitere Kurzberichte klingen ganz ähnlich auf Twitter und Instagram. Vielleicht können sie anhand ihrer Masse Druck erzeugen und für eine Veränderung sorgen. Denn ohne Druck, so zeigt der Rückblick Naomi Campbells auf ihre Modelanfänge, bleibt alles, wie es ist.

Haare und Frisuren sind besonders schützenswert

Rückenwind könnte #ActingWhileBlack durch einen aktuellen Beschluss der Stadt New York bekommen. Im Februar hat die „Kommission für Menschenrechte“ beschlossen, dass weder Haare noch die Art, wie die Haare getragen werden, eine Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz begründen darf.

So schreibt die New York Times über den Beschluss, dieser gelte zwar für alle Menschen, doch vor allem ermögliche er Schwarzen die Freiheit, ihre Haare natürlich zu tragen, aber auch etwa „in Locks, Cornrows oder Bantu-Knoten“. Und der Beschluss hat auch juristische Folgen: Wer wegen seiner Haare diskriminiert wird, kann in Zukunft klagen. Gerichte dürfen Strafen von bis zu 250.000 Dollar aussprechen. Der Beschluss, so schreibt die New York Times weiter, fuße darauf, dass Haare sehr eng verknüpft seien mit der Ethnie und der kulturellen Identität und deshalb besonders schützenswert seien.

Damit stellt die Stadt New York progressiv heraus, welch wichtige Bedeutung Haare für eine Person und ihre Identität einnehmen können. Bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnis auch bald Eingang findet in die Ausbildung der Hollywood-Stylisten.