Alzheimer früh erkennen: Die sieben Stufen der Erkrankung im Überblick

Alzheimer kommt in sieben Stufen: So entwickelt sich die Krankheit (Bild: GettyImages/Rudzhan Nagiev)
Alzheimer kommt in sieben Stufen: So entwickelt sich die Krankheit (Bild: GettyImages/Rudzhan Nagiev)

Alzheimer, die häufigste Form von Demenz, durchläuft eine Veränderung von sieben Stufen. Welche das sind und welche Symptome zu erkennen sind, erklären wir Ihnen hier.

Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben derzeit in Deutschland 1,8 Millionen Personen, die an Demenz erkrankt sind. Es gibt verschiedene Formen von Demenz, doch Alzheimer-Demenz ist die häufigste und beschreibt eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Gehirn betrifft. Sie führt zu einem schleichenden Verlust von Gedächtnis, Denkvermögen und Alltagskompetenzen. Mit fortschreitender Erkrankung wird es für die Betroffenen zunehmend schwieriger, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen.

Die sieben Stadien, die von der Alzheimer's Association präsentiert werden, basieren auf einem System, das von Barry Reisberg entwickelt wurde, dem klinischen Direktor des Silberstein Aging and Dementia Research Centers der New York University School of Medicine. Da sich die Stadien oft überschneiden, ist eine klare Abgrenzung jedoch schwierig.

Im ersten Stadium treten beim Betroffenen noch keine Anzeichen einer Demenz auf.

Ab der zweiten Stufe zeigen Betroffene ein leicht eingeschränktes Wahrnehmungsvermögen, das auch als altersbedingte Veränderung interpretiert werden könnte. Beispiele dafür sind häufigeres Verlegen von Gegenständen oder gelegentliche Gedächtnislücken. Eine ärztliche Untersuchung weist in diesem Stadium jedoch noch keine eindeutigen Demenzsymptome nach.

In diesem Stadium haben Betroffene zunehmend Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Das Finden des passenden Wortes oder Namens fällt ihnen schwer, und auch Aufgaben im sozialen oder beruflichen Umfeld bereiten mehr Probleme. Zudem vergessen sie häufig Inhalte, die sie erst kürzlich gelesen haben.

Ab der vierten Stufe wird ein ausführliches Gespräch mit einem Arzt empfohlen, da typische Symptome auftreten können, wie:

  • Vergessen kürzlich stattgefundener Ereignisse

  • Schwierigkeiten bei Rechenaufgaben, etwa beim Rückwärtszählen in größeren Schritten

  • Probleme bei komplexen Tätigkeiten, wie der Planung einer Essenseinladung

  • Lücken im Gedächtnis, die die eigene Vergangenheit betreffen

Betroffene nehmen zunehmend wahr, dass sie vergesslicher werden und etwas mit ihnen nicht stimmt. Dieses Bewusstsein über den geistigen Abbau führt häufig zu Niedergeschlagenheit und einem Rückzug aus dem sozialen Umfeld.

Im fünften Stadium benötigen Betroffene meist Unterstützung im Alltag. Sie können sich oft nicht mehr an ihre eigene Adresse erinnern und verlieren die Orientierung in Bezug auf Zeit und Ort. Das eigenständige Auswählen wettergerechter Kleidung fällt ihnen schwer, und selbst einfaches Kopfrechnen bereitet große Schwierigkeiten. Dennoch sind sie in diesem Stadium in der Regel noch in der Lage, selbstständig zu essen und die Toilette zu nutzen.

In dieser Phase, die der mittelschweren bis mittleren Alzheimer-Demenz entspricht, verschlechtert sich das Wahrnehmungsvermögen und auch die Persönlichkeit des Betroffenen verändert sich oft merklich bis drastisch. Hilfe wird bei fast allen alltäglichen Aufgaben benötigt, wie beim An- und Ausziehen oder beim Essen. Selbst kürzlich Geschehenes kann nicht mehr gespeichert oder abgerufen werden, und enge Familienmitglieder wie Partner, Kinder oder Geschwister werden nicht mehr erkannt.

Der Alltag ist häufig geprägt von Wahnvorstellungen, Misstrauen, zwanghaftem Verhalten und starken Stimmungsschwankungen. Auf körperlicher Ebene treten Kontrollverlust über Blase und Darm sowie Veränderungen im Schlafverhalten auf. Betroffene können ziellos umherirren und Phasen völliger Verwirrung erleben.

Stufe sieben markiert das tragische Endstadium der Krankheit: Betroffene können sich nicht mehr mit ihrer Umwelt verständigen und keine Unterhaltungen führen. Selbst grundlegende Fähigkeiten wie Lächeln, den Kopf gerade halten oder aufrecht sitzen gehen verloren. Die Muskulatur versteift sich zunehmend, und auch das Schlucken wird immer schwieriger. In diesem Stadium sind die Erkrankten vollständig pflegebedürftig und befinden sich in der letzten Phase ihres Lebens.

Es gibt mehrere Risikofaktoren, die das Risiko für die Entwicklung der Alzheimer-Demenz erhöhen können. Diese lassen sich in veränderbare und nicht veränderbare Faktoren unterteilen:

Nicht veränderbare Risikofaktoren:

  1. Alter: Das Risiko für Alzheimer steigt mit zunehmendem Alter. Die meisten Betroffenen sind über 65 Jahre alt, und das Risiko verdoppelt sich alle fünf Jahre nach dem 65. Lebensjahr.

  2. Genetik: Vererbung spielt eine wichtige Rolle. Wenn nahe Verwandte, wie Eltern oder Geschwister, an Alzheimer erkrankt sind, steigt das Risiko. Besonders das ApoE4-Gen ist mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko verbunden.

  3. Geschlecht: Frauen haben ein höheres Risiko, an Alzheimer zu erkranken, möglicherweise aufgrund biologischer Unterschiede oder längerer Lebenserwartung.

  4. Familiengeschichte: Eine genetische Veranlagung kann das Risiko für die Entwicklung der Krankheit erhöhen. Wenn mehrere Familienmitglieder betroffen sind, ist das Risiko höher.

Zum größten Teil veränderbare Risikofaktoren:

  1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Herzkrankheiten können die Gefahr für Alzheimer erhöhen.

  2. Körperliche Inaktivität: Ein Mangel an Bewegung kann das Risiko steigern. Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Gehirngesundheit und reduziert das Alzheimer-Risiko.

  3. Ernährung: Eine unausgewogene Ernährung, die reich an gesättigten Fetten und Zucker ist, kann das Risiko erhöhen. Eine gesunde Ernährung, wie die Mittelmeerkost, kann dieses hingegen senken.

  4. Kognitive Inaktivität: Wenig geistige Stimulation durch mangelnde Bildung, wenig soziales Engagement oder kognitive Herausforderungen können die Möglichkeit einer Erkrankung erhöhen.

  5. Schlafstörungen: Chronische Schlafprobleme, insbesondere Schlafapnoe, können mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko in Verbindung stehen.

  6. Kopfverletzungen: Schwerwiegende oder wiederholte Kopfverletzungen, wie sie bei bestimmten Sportarten oder Unfällen auftreten können, erhöhen die Gefahr für Demenz.

  7. Rauchen und Alkohol: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sind ebenfalls Risikofaktoren für Alzheimer.

Angehörige übernehmen die Hauptverantwortung für die Versorgung von Menschen mit Demenz. Diese Aufgabe ist äußerst anspruchsvoll und zieht sich oft über Jahre hinweg. Dennoch ist es weiterhin möglich, in dieser Zeit gemeinsame Freude zu erleben und wertvolle Momente zu teilen, die auch inmitten der Krankheit erfüllend sein können.

Die Herausforderungen im Alltag mit einem Demenzkranken sind sehr individuell. Sie hängen von der Persönlichkeit des Betroffenen, dem Stadium der Krankheit, den äußeren Lebensumständen sowie den Stärken und Schwächen der betreuenden Person ab. Entsprechend müssen auch die Lösungen für diese Probleme maßgeschneidert sein.

Ein fundiertes Wissen über die Krankheit schafft Sicherheit im Umgang und trägt dazu bei, Enttäuschungen und unnötige Resignation zu vermeiden. Angehörige sollten sich daher umfassend über Demenz informieren, um bestmöglich auf die Bedürfnisse des Betroffenen eingehen zu können.

Weitere Tipps:

  • Persönliche Würde wahren: Menschen mit Demenz sollten so akzeptiert werden, wie sie sind, da eine Veränderung nicht möglich ist. Angehörige sollten die Bedürfnisse und die Wahrnehmung der Betroffenen respektieren und annehmen, während sie gleichzeitig lernen, Kritik und unnötige Zurechtweisungen zu vermeiden.

  • Eigenständigkeit wahren: Eigenständigkeit ist wichtig für das Wohlbefinden, sowohl bei Gesunden als auch bei Kranken. Deshalb sollte man den Betroffenen nicht alle Aufgaben abnehmen, nur weil sie schwieriger werden. Durch vereinfachte Kleidung, das Aufteilen von Aufgaben in einzelne Schritte und gezielte Unterstützung kann oft viel Selbstständigkeit bewahrt werden.

  • Kommunikation: Die Kommunikation mit Demenzkranken erfordert Geduld und Einfühlungsvermögen. Es ist wichtig, einfache und klare Sprache zu verwenden, den Betroffenen ausreichend Zeit zum Antworten zu geben und Missverständnisse zu vermeiden. Nonverbale Signale wie Mimik und Gesten können dabei helfen, eine Verbindung herzustellen. Der Fokus sollte auf positiven, beruhigenden Aussagen liegen, um Sicherheit und Vertrauen zu fördern.

  • Emotionale Unterstützung: Seien Sie geduldig und unterstützen Sie den Patienten emotional, wenn er Frustration oder Angst ausdrückt.

  • Orientierungshilfen: Stellen Sie visuelle Hilfen wie Uhren, Kalender oder Fotos auf, um den Patienten bei der Orientierung zu unterstützen.

  • Selbstpflege nicht vergessen: Die Pflege eines Alzheimer-Patienten kann emotional und physisch anstrengend sein. Sorgen Sie dafür, dass auch Sie sich regelmäßig eine Auszeit nehmen.