Better Life: Klimawerbung auf Lebensmitteln – was man dazu wissen sollte
Klimaneutral und CO2-reduziert – damit bewerben viele Hersteller ihre Produkte. Doch was steckt dahinter? Die Verbraucherzentralen haben einen großen, bundesweiten Marktcheck durchgeführt. Ergebnis: Es gibt großen Handlungsbedarf.
Umweltschutz ist vielen Verbrauchern wichtig. Beim Einkauf im Supermarkt greifen Sie daher gern zu Lebensmitteln, die im Einklang mit dem Klima stehen. Das wissen die Hersteller und bewerben ihre Produkte gern entsprechend mit klimafreundlichen Aussagen.
Doch oft steckt dahinter mehr Schein als Sein – so werden etwa Waren in Naturoptik verpackt und Begriffe eingesetzt, die nach Bio klingen, ohne, dass sie zertifiziert sind oder bestimmten Standards entsprechen. In solchen Fällen spricht man vom sogenannten Greenwashing.
Greenwashing führt zu Fehleinschätzungen
Dass sich davon viele Verbraucher blenden lassen, ergab eine Studie, die der Bundesverband Verbraucherzentralen im Februar dieses Jahres veröffentlichte. Demnach kursieren viele Fehleinschätzungen, zu gesetzlichen Regelungen in Bezug auf Bio-Produkte oder Begriffe die das Klima betreffen.
Für die Verbraucherzentralen Grund genug, mehr Licht ins Dunkel des Werbe-Dschungels zu bringen. In einem bundesweiten Marktcheck nahmen sie 87 Produkte genau unter die Lupe, die mit Klima- und CO2-Aussagen sowie- Siegeln beworben werden. Untersucht wurden insgesamt 17 Produktgruppen, die bei Discountern, Supermärkten, Biomärkten und Drogeriemärkten verkauft werden.
Diese Aussagen haben ein besonders hohes Irreführungspotential
Insgesamt fand das Team 92 Klimaaussagen auf den 87 Produkten. Vor allem wurde grüne Werbung auf pflanzlichen Ersatzprodukten, Getränken, Convenience-Produkten und Speziallebensmitteln wie Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder eingesetzt.
Am häufigsten wurde mit Klimaneutralität geworben (53 von 87 Produkten). Dabei würden Aussagen wie ‘klimaneutral‘, ‘klimapositiv‘ und ‘CO2-positiv‘ Kunden besonders oft in die Irre führen.
Unklare Hintergründe bei Klimaauslobungen
Da solche Angaben nicht belegbar seien, sollten Produkte auch nicht damit beworben werden, so die Auffassung der Verbraucherzentrale: "Ob sich die Angaben auf die Verpackung, die Herstellung oder das gesamte Produkt beziehen, blieb bei einem Drittel der erfassten Klimaauslobungen unklar. Eine eindeutige Aussage ist allerdings wichtig, damit Verbraucher:innen den Beitrag zum Klimaschutz besser einordnen können." Zudem sei es wichtig, dass sich Klimaaussagen nicht nur auf Teilaspekte des Produktes beziehen, sondern immer den gesamten Lebenszyklus betrachten.
Auch nähere Erläuterungen der Klima- und CO2-Auslobungen vermissten die Verbraucherschützer auf mehr als einem Drittel der Produkte und bei knapp der Hälfte fehlten Hinweise auf eine Vergabe oder Prüfung der Siegel und Aussagen durch externe Dienstleister.
Fazit der Verbraucherzentralen
Viele verschiedene und nicht nachvollziehbare Angaben auf Lebensmitteln machen es für Kunden schwierig, einzuschätzen, mit dem Kauf welcher Produkte sie die Umwelt am besten schützen. Die Verbraucherzentralen sehen großen Handlungsbedarf in Bezug auf Klimawerbung.
Sie fordern daher, dass nicht belegbare Aussagen und Siegel auf Produkten nicht mehr verwendet werden sollten. Auch einheitliche rechtliche Vorgaben für die Verwendung von Klima- und CO2-Aussagen müssten her: "Dies gewährleistet nur eine Verifizierung der verwendeten Werbeaussagen und Siegel durch staatlich anerkannte, unabhängige, akkreditierte Drittanbieter. Eine Zertifizierung durch das Unternehmen selbst ist nicht ausreichend."
Als vielversprechend sehen die Verbraucherzentralen einen Entwurf der Europäischen Kommission einer Richtlinie zu Umweltaussagen, die rechtliche Klarheit für Verbraucher bringen soll. Bis die in Kraft tritt, können allerdings noch Jahre vergehen.
Den vollständigen Marktcheck der Verbraucherzentralen finden Sie hier als pdf zum Nachlesen.
Video: Die Weltmeere und die Angst vor dem "Klima-Armageddon"