Better Life: Warum man Babys unter 12 Monaten niemals Honig geben sollte

Im ersten Lebensjahr sollten Kinder niemals Honig bekommen – auch nicht bei Husten! Dahinter steckt das Risiko des so genannten Säuglingsbotulismus. Wie häufig diese spezifische Lebensmittelvergiftung auftritt und warum sie so gefährlich ist.

Dickflüssiger Honig auf einem Honiglöffel in einem Glas.
Honig ist wegen seiner keimtötenden Wirkung bekannt. Für Babys unter einem Jahr kann der süße Genuss aber auch gefährlich werden. (Symbolbild: Getty Images)

Für den Nachwuchs nur das Beste – dieses Motto nehmen sich Eltern besonders in den ersten Lebensmonaten oder -jahren zu Herzen. Umso wichtiger ist es, zu wissen, welche Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder gut und wichtig sind – aber auch, welche gefährlich werden können. Dass Honig – der für Kinder und Erwachsene wegen seiner keimtötenden Wirkung zu den beliebtesten Hausmitteln bei Erkältung gehört – letzterer Gruppe angehört, ist für viele kaum zu glauben.

Kein Honig für Kinder unter 12 Monaten – aber warum?

Wer schon ein Kind großgezogen hat, weiß: Besonders der Magen-Darm-Trakt eines Babys braucht Zeit, um sich zu entwickeln und mit den positiven und negativen Wirkungen der aufgenommenen Lebensmittel klarzukommen. Als Mutter das Falsche gegessen? Der Säugling bekommt Bauchschmerzen. Zu früh mit Beikost angefangen? Blähungen und Verstopfung sind die Folge. Der Grund: Der Darm eines Babys ist viel empfindlicher als der eines Erwachsenen, weil er noch nicht mit so vielen Bakterien in Kontakt gekommen ist und – mit eigenen "guten" Bakterien – auch noch nicht adäquat gegen krankmachende Keime ankämpfen kann. Entsprechend detailliert sind die Vorgaben von Kinderärzten, was Babys unter zwölf Monaten nicht essen sollen. Neben Rohwurst und stark Gebratenem stehen auf derlei Listen unter anderem auch Rohmilch und – so macht das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Mitteilung deutlich – auch Honig.

Naturbelassener Honig kann für Kinder gefährlich werden

Das Schlüsselwort zum Honig-Verbot für Kinder unter 12 Monaten lautet Clostridium botulinum – ein Bakterium, mit dem naturbelassener Honig in seltenen Fällen verunreinigt sein kann. Die damit verbundenen Erreger können im Babykörper eine schwerwiegende Lebensmittelvergiftung, den Botulismus, hervorrufen. Und während Erwachsene – deren Darm bereits mit Millionen Bakterien bevölkert ist – ausreichend Abwehrkräfte gegen Botulismus gebildet haben, ist ein Baby den Erregern fast schutzlos ausgesetzt.

Was ist Säuglingsbotulismus?

Das Perfide beim sogenannten Säuglingsbotulismus: Die aufgenommenen Clostridium-Sporen keimen erst im Darm aus, weshalb die keimtötende Wirkung, für die Honig bekannt ist, wenig hilfreich ist. Dort bilden sie ein hochgiftiges Toxin, das im schlimmsten Fall Lähmungen der Atem- und Schluckmuskulatur bewirken kann.

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Die gefährlichen Sporen sind übrigens nicht nur in Honig enthalten, sondern auch in Erde, Zisternenwasser oder Staub – doch letzteres würden Eltern ihren Kindern sicher nicht willentlich zuführen. Bei Honig hingegen hält sich wacker der Glaube, man tue seinem hustenden Kind etwas Gutes, wenn man dem Tee noch Honig beifügt.

Welche Symptome hat der Säuglingsbotulismus?

Das Schlimme: Die Symptomatik zeigt sich nur schrittweise – dabei ist schnelles Handeln hier besonders wichtig. Erbrechen und Durchfall gehören zu den Symptomen, die bei Babys aber auch auf anderes hinweisen können. Weitaus deutlicheren Symptome können bis zu zehn Tage nach dem Verzehr auftauchen – wenn an den kleinen Löffel Honig im Tee längst nicht mehr gedacht wird: "Muskelschwäche, Atemprobleme und verminderte Reflexe können Anzeichen für Säuglingsbotulismus sein. Das Kind hat Schwierigkeiten, zu saugen und zu schlucken, sodass vermehrt Speichel aus dem Mund rinnt. Die Pupillen reagieren verzögert auf Licht. Erkrankte Säuglinge müssen rasch intensiv-medizinisch behandelt werden", heißt es in einer Mitteilung des Portals Kinderärzte im Netz.

Wie häufig kommt Säuglingsbotulismus vor?

Seit den 1990er Jahren ist in Europa lediglich von "Einzelfällen" die Rede, von denen etwa 95 Prozent im Alter zwischen drei Wochen und sechs Monaten auftreten. In Deutschland wurden im Jahr 2017 drei Botulismus-Erkrankungen gemeldet (2016: 14 Erkrankungen), darunter zweimal lebensmittelbedingter Botulismus und einmal Säuglingsbotulismus.

Allerdings ist davon auszugehen, dass die Sporen, die wie erwähnt auch in Staub, verschmutztem Wasser und Erde auftreten, häufig aufgenommen werden, ohne dass es zu Symptomen kommt. Während man einen Haushalt kaum staubfrei und einen Ausflug in die Natur mit dem Kleinkind kaum ohne Kontakt zur Erde gestalten kann, lässt sich der Säuglingsbotulismus im Fall von Honig (für etwa fünf Prozent der Fälle verantwortlich) jedoch ganz gezielt vermeiden – und zwar nur durch konsequentes Weglassen: 10 bis 100 Sporen reichen US-Studien zufolge bereits für eine Infektion aus.

Baby mit Schnuller im Mund
Dass Verwandte den Schnuller des Babys in Honig tauchen, um ihm – vermeintlich – etwas Gutes zu tun oder beim Beruhigen zu helfen, kommt immer noch häufig vor. Deshalb sollten Eltern ihr Wissen, dass Honig für Kinder unter einem Jahr tabu sein sollte, weitergeben. (Bild: Getty Images)

Sind die gefährlichen Sporen nur in minderwertigem Honig enthalten?

In US-Studien wurden in etwa zehn Prozent der aus handelsüblichem Honig entnommenen Stichproben Clostridium-Sporen nachgewiesen. Dabei ist es unerheblich, aus welcher Preis- oder Produktionsklasse der Honig stammt. "Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum können als natürliche Kontaminanten in Honig vorkommen – auch bei sorgfältigster Arbeit der Imker. Als Kontaminationsquelle kommen Pollen, der Verdauungstrakt der Honigbiene, Staub, Luft, Erde und Nektar oder gegebenfallls Futterstoffe für Bienen in Betracht", heißt es vonseiten des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

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Was tun, wenn das Baby Honig gegessen hat?

Wer auf der Inhaltsstoffe-Liste des Fertigbreis oder der Babykekse Honig entdeckt hat, muss nicht in Panik ausbrechen: Fertignahrung sowie industriell hergestellte Produkte wie mit Honig gesüßte Breie und Kekse können bedenkenlos verzehrt werden. Denn: Bei der Herstellung werden die Produkte ausreichend erhitzt. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung schreibt hierzu: "Nur wenige Verfahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln verhindern die Vermehrung von C. botulinum und damit die Toxinbildung. Hierzu gehört die Sterilisation, bei der Lebensmittel unter Überdruck auf über 100 Grad Celsius erhitzt werden. Dieses Verfahren wird bei der kommerziellen Herstellung von Konserven eingesetzt."

Hat das Baby den Finger ins Honigglas vom Imker gesteckt und ihn abgeschleckt, sollte man das Kind in den folgenden Stunden und Tagen genau beobachten: Verstopfung, Trägheit und fehlender Trinkwunsch können Anzeichen für eine Lebensmittelvergiftung sein. Dann wird umgehend ein Arztbesuch empfohlen.

Kein Honig für Kinder unter einem Jahr: Was gibt's als Alternative?

Ganz einfach: nichts. Es gibt keinen Grund, einem Baby Honig zu geben – entsprechend vermisst das Kind den Honig nicht und braucht keinen Ersatzstoff.

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